Von Dietholf Zerweck

Ludwigsburg - Den „Tom o’ Bedlam’s Song“ des britischem Film- und Opernkomponisten Richard Rodney Bennett hat der große englische Tenor Peter Pears einst ganz anders interpretiert als jetzt sein Landsmann Mark Padmore. In seinem Liedkonzert bei den Ludwigsburger Festspielen konzentrierte sich zwar auch Padmore stark auf den Ausdruck des Textes, doch ging er ungleich exzentrischer vor als Pears. Mit Leidenschaft stürzt er sich in diese zwischen irrer Wildheit und romantischer Melancholie schwankende Ballade über einen Bettler und Obdachlosen, die Bennett 1961 für Tenor und Violoncello komponiert hat. Die Fieberzustände des Protagonisten werden im Delirium der Cello-Flageoletts gespiegelt, das Streichinstrument tobt und klagt, der Sänger variiert seine scharf und klar artikulierende Stimme von höchster Erregung zu träumerischer Kantabilität.

Exzentrisches mit Ruhepunkt

Mit starker Intensität, oft mit extremem Ausdruck interpretiert Mark Padmore auch den ihm gewidmeten „A Padmore Cycle“ des Tiroler Komponisten Thomas Larcher. Die Originalfassung für Tenor und Klavier wurde 2011 uraufgeführt, jetzt sang Padmore die neue Trioversion. Zwischen langen, atmosphärisch dichten Vor- und Nachspielen sind die lyrischen Texte von Hans Aschenwald und Alois Hotschnig, in denen Natur und seelische Vorgänge sich durchdringen, sängerisch ins Exzentrische gesteigert. Ein schlichter Ruhepunkt zwischen den zum Teil nur einige Sekunden kurzen Stücken ist das Lied „Und beim Weggehen schmilzt aus den Augen der Schnee“. Hier kann sich Padmores Tenor lyrisch entfalten, das Wiener Klaviertrio spannt dazu einen transparenten Bogen.

Bei Schuberts „Gesängen des Harfners“ nach Goethes „Wilhelm Meister“ leidet jedoch der Tonansatz unter der forcierten Textdeklamation, bei den späten Schubert-Liedern „Herbst“ und „Auf dem Strom“ scheint das Klima die Intonation des Sängers zu beeinträchtigen. Eigentlich sind die Temperaturen im Ordenssaal an solchen heißen Sommertagen unzumutbar. Trotz geöffneter Saaltüren litt auch die Wiedergabe von Schuberts dreiviertelstündigem Klaviertrio Es-Dur darunter. Kompetent musiziert, spürte man bei David McCarroll (Violine), Matthias Gredler (Cello) und Stefan Mendl (Klavier) am Ende Erleichterung.