Die regionalen Jazzmusiker vom Slavko Benic Orkestr überzeugten mit Homogenität in ihren Klängen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Rainer Kellmayer

Während die beiden Auftaktkonzerte des Jazz-Festivals Esslingen hervorragend besucht waren, blieben am Sonntagabend in der Württembergischen Landesbühne einige Plätze frei. Schade, denn mit dem Slavko Benic Orkestr und dem Pablo Held Trio standen Formationen auf der Bühne, die stilistisch sehr unterschiedliche Richtungen des Jazz repräsentierten - und dies auf absolut professionellem Niveau.

„Wir möchten die regionale Jazzszene ins Programm einbringen“, betonte Festivalchef Maximilian Merkle. Nun würde man das Slavko Benic Orkestr vom Namen her eher auf dem Balkan verorten, doch darunter firmieren neun Jazzer aus der Region um Reutlingen. Mit einer Mischung aus Jazz, Funk und Latin sorgten sie für frischen Wind, überzeugten mit hartem Drive und kompakten Bläsersätzen. Fundament des Ganzen war der Bass von Andreas Renz, unterstützt von Bandchef Wieland Braunschweiger am Schlagzeug und dem wendigen Percussionisten Konrad Wiemann. In „Karlottaloca“ schraubte sich die Trompete von Chris Mück in die Höhe, um sich sogleich wieder in den Bläsersatz einzuordnen. Dies war ohnehin Markenzeichen der Band: Bei aller Virtuosität der Chorusse stand stets die Homogenität des Klanges im Vordergrund. In der herrlichen Ballade „Eins für die Liebe“ entlockte Macus Halver seiner Gitarre einschmeichelnde Töne, ergänzt durch gefühlvolle Bläsersounds.

Später drängte der Puls der Musik unerbittlich vorwärts, trug fetzige Bläserriffs und ein Solo, bei dem Eberhard Budziat den Tonumfang seiner Posaune voll nützte. Keyboarder Michael Friedinger griff beherzt in die Tasten und begeisterte - neben den brillanten Skalen der Saxofonisten Christoph Beck und Andreas Francke - Wieland Braunschweigers glasklar gesetzte Schlagzeugsoli. Die frische, unbekümmerte und doch stets kontrollierte Performance faszinierte das Publikum, und die Band verließ unter stürmischem Beifall die Bühne.

Leisere Töne schlug das Pablo Held Trio an. Hier war von traditionellem Jazz nichts mehr zu spüren, standen Spontaneität, experimentelle Verschmelzung der Klänge und kammermusikalische Intimität im Zentrum. Als Special Guest hatte Pablo Held den amerikanischen Keyboarder und Komponisten Jim Beard eingeladen, der sich als routinierter Fusionmusiker nahtlos in das Trio einband. In seiner Komposition „Baker’s Annex“ sorgte er für flächige Klangstrukturen, reagierte in feinen Dialogen auf die Klavierklänge Helds, getragen vom zuverlässigen Fundament des Bassisten Robert Landfermann und der ostinaten Schlagzeugspur von Jonas Burgwinkel. Beard spielte seine ganze Erfahrung aus, belebte den Sound durch mannigfache, teils elektronisch verfremdete Klänge seiner Keyboards und verschmolz diese mit den Aktionen des Trios. Beards „Holodeck Waltz“ hatte, außer dem Dreiertakt, mit einem Walzer Wiener Prägung nichts gemein. Hier verblüfften die respondierenden Klangaktionen von Flügel und Keyboards und das bestens austarierte Zusammenspiel der Band. Die technisch perfekten, innovativen Interpretationen fesselten die fachkundigen Zuhörer, welche die Akteure erst nach einer Zugabe von der Bühne ließen.