Quelle: Unbekannt

Seit Beginn der 80er-Jahre ist er ein Superstar – und noch immer ist er gut im Geschäft. Auf seinem neuen Album hat sich Bryan Adams Unterstützung von Jennifer Lopez und Ed Sheeran geholt – und von veganem Essen ist er auch überzeugt.

StuttgartNicht nur im Interview, auch auf seinem neuen Album „Shine a Light“ ist Bryan Adams kein Mann der Schnörkel. Direkt und klar kommt der Kanadier, der vom Brexit frustriert seiner Wahlheimat London den Rücken gekehrt hat, auf den zwölf Stücken zum Punkt. Up-Tempo-Rock, Soulballade, Coversong: Der 59-jährige Vater zweier Mädchen singt souverän beseelt. Adams spricht aber auch über seinen bevorstehenden runden Geburtstag und das Musical „Pretty Woman“, das am 29. September in Hamburg Premiere hat und zu dem er die Musik komponierte.

Mister Adams, an wen richtet sich die Botschaft „Shine A Light“?
Tatsächlich an mich selbst. Aber ich schrieb das Lied in der Zeit, in der mein Vater von uns ging, insofern denke ich beim Singen immer an ihn.

War es Ihnen wichtig, mit einer positiven Botschaft zurückzukommen?
Es freut mich, dass Sie den Song so empfinden. Ja, das ist mir wichtig, gerade in diesen turbulenten Zeiten.

Ed Sheeran hat mit Ihnen an „Shine A Light“ geschrieben.
Wir waren beide gleichzeitig in Irland, um Konzerte zu spielen. Ich habe ihn nach seiner Show besucht, wir sind was trinken gegangen und noch in dieser Nacht zu Freunden geworden. Die Songidee habe ich ihm später geschickt. Er war begeistert und hat „Shine A Light“ vollendet. Ich schreibe meistens erstmal Ideen auf, insofern war das perfekt.

Jennifer Lopez singt mit Ihnen das Duett „That’s how strong our Love is“. Wie kam das Stück zustande?
Via E-Mail. Ich schrieb ihrem Manager, weil ich fand, der Song würde große Klasse sein für uns beide. Ich hatte J. Lo tatsächlich nur einmal getroffen, vor Jahren in Madrid. Sie ist ein reizender Mensch, es ist mir eine Ehre, mit ihr zu singen.

Worum geht es in „Part Friday Night/ Part Sunday Morning“? Sie singen über einen Menschen, der schüchtern, aber auch draufgängerisch ist. Sind Sie das?
Nein, das Lied handelt von einem Mädchen, das zur Hälfte Partygöre und zur Hälfte so brav ist wie die Heilige Messe. Also ein wandelnder Widerspruch und jemand, aus dem du nicht schlau wirst.

Auf „Shine A Light“ ist so gut wie alles drauf: Rock, Pop, Soul, Country, Rockabilly. Wollten Sie so etwas wie das Gesamtbild von Bryan Adams malen?
Seien wir ehrlich: Alle meine Alben klingen ähnlich. Es ist meine Stimme, die den Laden zusammenhält. Du könntest jeden Song vom neuen Album auf „Reckless“ packen, das 1984 rauskam.

Was werden Sie am 5. November 2019 tun?
Nun, mein Sechzigster. Wer weiß, vielleicht überrasche ich mich selbst und schmeiße eine Party. Aber mindestens wird es ein mexikanisches Dinner geben, rein vegan.

Schaffen Sie es, die Verbindung zwischen 60 Lebensjahren und Ihnen selbst herzustellen?
Nicht besonders gut. Aber ich komme klar.

Mit Mitte 30 haben Sie „18 ’til I die“ verkündet, also 18 bis zum Tod. Passt dieser Vorsatz noch zu Ihrem Leben?
Ja. „18 ’til I die“ ist eine Metapher für mein Leben. Wer will denn schon alt werden und sich auch noch wie ein alter Mensch benehmen? Ich ganz bestimmt nicht.

Sie präsentieren sich auf dem Albumcover mit nackter Brust. Um der Welt zu zeigen, wie schlank und fit Sie sind?
So habe ich das bis jetzt nicht gesehen, aber jetzt, das Sie es erwähnen: Doch, doch, ich mag es, mich zu präsentieren. Ich glaube, ich bin vorzeigbar. Und, der ernste Teil der Antwort: Vielleicht kann ich mit meinem Äußeren ein bisschen Werbung für gesunden Lebenswandel machen. Langsam verschiebt sich in der Gesellschaft ja einiges zum Besseren. Immer mehr Menschen erkennen, wie gefährlich Alkohol, Fleisch und Fisch für uns sind. Zudem versuche ich, täglich Gymnastik und Ausdauertraining zu machen.

Sie sind auch ein renommierter Fotograf. Jüngst haben Sie in Berlin-Schöneweide ein Atelierhaus eröffnet. Wie läuft es?
Sehr gut. Zwei Künstlerateliers sind schon eingezogen, das Haus ist ein schöner Ort. Aktuell ist in Berlin in der Galerie Camera Work meine Ausstellung „Exposed“ zu sehen. Zudem werde ich dieses Jahr ein neues Buch mit Porträts veröffentlichen: „Homeless“. Ich zeige darin Menschen, die in London auf der Straße leben.

Apropos London: Sie leben seit Jahren im Stadtteil Chelsea. Der Brexit ist eine seltsame Sache, oder?
Sagen wir mal so: Es sind interessante Zeiten, in denen wir leben. Ich habe Großbritannien vor zwei Jahren verlassen, um in New York an dem Musical „Pretty Woman“ zu arbeiten, und habe zurzeit keine Pläne, nach England zurückzukehren.

Zusammen mit Ihrem Kreativpartner Jim Vallance haben Sie die Musik für „Pretty Woman“ geschrieben, das im Frühherbst nach Hamburg kommt, 20 Songs insgesamt. Wie ist das zustande gekommen?
Ich war schon lange heiß auf diese Aufgabe. Vor zehn Jahren hatte ich meine Fühler ausgestreckt. Als ich hörte, dass „Pretty Woman“ dann tatsächlich für die Bühne umgesetzt werden sollte, bin ich bei den Produzenten vorstellig geworden und habe den Job bekommen. Das Komponieren für „Pretty Woman“ war eine sehr besondere Erfahrung, ich würde es sofort wieder tun, selbst wenn es fürchterlich viel Arbeit war. Der Unterschied zu meinen eigenen Platten ist der: Du schreibst beim Musical für ein spezifisches Szenario, das probierst du so lange, bis es passt und alle zufrieden sind. Und dann machst du weiter mit der nächsten Szene. Ein Knochenjob. Aber ein faszinierender.

Waren Sie damals, als der Film rauskam, auch in Julia Roberts verknallt?
Klar. Wer nicht?

Das Interview führt Steffen Rüth.

Im Sommer tourt Bryan Adams durch Deutschland. Am 12. Juni gastiert er in der Stuttgarter Schleyerhalle.