In Stuttgart betont friedfertig: Xavier Naidoo (l.) und Rolf Stahlhofen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Maria Krell

Stuttgart - Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, heißt es. Und um Sänger Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims kochten in den vergangenen Tagen die Debatten hoch. Der Grund: das neue Lied „Marionetten“, in dem Naidoo Politiker als „Volks-in-die-Fresse-Treter“ beschimpft und ihnen droht, sie „in Fetzen“ zu reißen. Beim Konzert der Söhne Mannheims im Stuttgarter LKA Longhorn war von all der Aufregung nichts zu spüren. Abgesehen von zwei Personen, die vor der Konzerthalle ein Banner mit dem Schriftzug „Gegen jede Art von Antisemitismus“ in die Höhe hielten. Ansonsten war nichts von Protesten, Kritik oder Skandalen zu sehen oder zu hören. Der Saal war voll, und das Publikum applaudierte, als Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims die Bühne betraten und verließen.

Das könnte daran liegen, dass die Gruppe darauf verzichtete, den umstrittenen „Marionetten“-Song zu spielen und sich auch jede Äußerung diesbezüglich verkniff. Stattdessen ließen die Musiker aus Mannheim in mehr als zwei Stunden die eigene, über 20-jährige Bandgeschichte Revue passieren. Neben bekannten Titeln wie „Geh davon aus“, „Vielleicht“ oder „Und wenn ein Lied“ stellten sie ihre neuen Songs aus dem Album „MannHeim“ vor. Überhaupt gaben sich die Künstler um Frontmann Xavier Naidoo betont friedfertig: „Nie mehr Krieg“, „Deine Waffe ist die Liebe“ und „Verzeihung“ zeigten, wohin die Reise an diesem Abend gehen sollte.

Neben seichten Strophen wie „Es wird wieder wärmer / Es wird wieder grüner / Ich kann es fühlen“ aus dem neuen Lied „Frühling“ klangen die Zeilen aus „Iz On“ von 2009 angesichts der aktuellen Debatte fast schon wie ein kleines Zurückrudern: „Die Politik ist nicht an allem Schuld / Das ist natürlich Quatsch / Doch schuldlos ist sie auch nicht / Und manches ist echt krass / Doch wir machen alle Fehler und wir bauen alle Mist / Es wird wohl keiner hier behaupten / Dass er fehlerfrei ist“. Ob der Titel tatsächlich wegen des Skandals um „Marionetten“ ausgewählt wurde, bleibt freilich Interpretationssache.

Das Programm wechselte zwischen gefühlvollen Balladen, leicht verdaulichen Gute-Laune-Songs und dramatisch inszenierten Stücken. Das Musikerkollektiv behielt dabei wie gewohnt verschiedene Stilrichtungen aus Soul, Gospel- und Rapelementen und Reggae bei, trieb die Mischung bei manchen Songs - etwa bei „Neue Menschen“ - aber auf die Spitze. Die auf 15 Personen angewachsene Gruppe versteht es zwar, ihre Instrumente zu spielen. Und Xavier Naidoo ist live ein guter Sänger mit einer unverkennbaren Soul-Stimme. Die wahren Perlen des Abends waren aber die altbekannten Lieder, neben denen viele neue Titel textlich eher seicht und einfallslos wirken.