Der Sänger mit schwäbischen Wurzeln will mit seinen Liedern eine positive Grundhaltung vermitteln. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Man kennt ihn durch unbeschwerte Singles wie „Easy“, „Whatever“ oder „Traum“: Panda-Rapper Cro ist das Musikphänomen der jüngeren Pop-Vergangenheit. Fünf Jahre nach seinem großen Durchbruch zeigt der Stuttgarter mit seinem dritten Album „Tru.“, dass er mehr kann als seichte Hits für die Sommerferien. Dennoch sagt er über dieses Album: „Ich bin schon immer wie dieses Album.“

Für Ihr neues Album haben Sie sich mehr als drei Jahre Zeit gelassen. Kann ein Cro eigentlich einfach so abtauchen?

Cro: Na klar. Das muss sein. Sonst habe ich ja gar nichts, was ich erzählen kann. Wenn ich immer nur Vollgas geben würde, würde jeder Song denselben Inhalt haben. Sobald es der Terminkalender zulässt, lasse ich mich treiben, ganz spontan, der Sonne hinterher.

Dieses dritte Album kann man durchaus als radikalen Bruch mit Ihren Anfängen bezeichnen. Sie haben mal gesagt, Sie sind Kopf- und Bauchmensch zugleich, daher die Frage: War das von Anfang an Teil des Plans oder eine Bauchentscheidung?

Cro: Das war auch wieder beides. Ich habe früher viel aus dem Bauch heraus entschieden, einfach gemacht. Das heißt nicht, dass ich erst jetzt meinen Kopf eingeschaltet habe. Doch ich habe diesmal einfach mehr nachgedacht. Über das, was ich mache - und darüber, wie ich es machen kann.

Wozu hat das geführt?

Cro: Dieses Album ist das Besonderste, das ich je gemacht habe. Es liegen ja auch drei Jahre zwischen den Alben, so viel Zeit zum Reflektieren hatte ich noch nie. Bisher ging es gefühlt pausenlos von Album zu Album, das war diesmal anders. Und schon kann etwas richtig Geiles dabei herauskommen.

Ist dieses dritte Album so, wie Cro eigentlich immer sein wollte?

Cro: Ich bin schon immer wie dieses Album. Ich wollte damals schon so klingen, aber bestimmte Sachen müssen einfach erst mal reifen, und man muss einen bestimmen Prozess durchmachen, bis man dahin kommt. Man muss ja auch Möglichkeiten haben, sich zu steigern. Ich bin einer, der am liebsten alles selber macht. Also machte ich es selbst, so gut ich konnte - und zwar so lange, bis ich immer wieder zu einem Ergebnis gekommen bin, hinter dem ich zu 100 Prozent stehen konnte.

Verspüren Sie dennoch eine gewisse Unsicherheit? Das neue Album klingt ja durchaus anders.

Cro: Zweifel bleiben immer. Ich weiß aber gar nicht, warum. Warum man sich einen Tag im Monat verrückt macht, mal wieder Kommentare im Netz liest und sich nur von den zwei Hater-Nachrichten runterziehen lässt und alles andere überliest. Aber das ist selten. Im Normalfall bin ich äußerst entspannt und ich versuche, Abstand davon zu nehmen, was andere denken könnten.

Woher kommt dieser Fokus auf Vergänglichkeit im Kernsong „Unendlichkeit“ oder im Abschlusssong?

Cro:Das ist wohl das allgemeine Älterwerden. Da ist es doch früher oder später ganz normal, dass man sich fragt, was von uns bleibt. Für die meisten sind das Kinder, und meine Kinder sind eben meine Lieder.

Und wie soll man sich mal an Sie erinnern?

Cro: Dass ich Liebe, Glück und gute Gefühle verteilt habe. Dass man nicht alles immer so ernst nehmen soll und froh sein soll, hier zu sein. Die Menschen wissen immer nur, wann sie traurig sind. Aber kaum einer weiß, wann er glücklich ist.

Würden Sie sich denn als glücklich bezeichnen?

Cro: Meistens, ja.

Mittlerweile sind es fast sechs Jahre, seit Sie durch die Decke gegangen sind. Gehen Sie mittlerweile anders mit Erfolg um? Ist er gar eine Selbstverständlichkeit?

Cro: Eine Selbstverständlichkeit ist er nie. Klar ist man eingespielt und wächst auch mehr und mehr, aber es gibt ja immer wieder neue Dinge, die ich angehe. Neue Herausforderungen, die mich anspornen. Wenn man darin dann erfolgreich ist, dann flashen die schon immer aufs Neue.

Und wie definieren Sie Erfolg heute?

Cro: Erfolg hat für mich nichts mit Verkaufszahlen zu tun. Vielmehr damit, ob man glücklich ist mit dem, was man tut und wer man ist. Wenn man mit dem, was man tut, auch noch andere glücklich machen kann, hat man alles, was man braucht.

Wie sieht es mit Ihrer Beziehung zu Stuttgart aus?

Cro: Stuttgart ist geil. Immer noch meine Base. Ich mag, dass es hier verhältnismäßig ruhig ist. Das, was andere als negativ empfinden, weil hier angeblich nichts geht, feier‘ ich. Klar, es ist nicht New York, aber ich bin so viel unterwegs, dass ich immer sofort runterkomme, wenn ich wieder in die ruhige Gegend komme, in der ich wohne.

Wie gehen Sie heute mit Kritik um?

Cro: Auf manchen Gebieten bin ich verletzlich, auf anderen habe ich ein dickes Fell. Es kommt natürlich immer darauf an, was gerade beleidigt wurde. Wenn jemand keinen geraden Satz rausbringt und offensichtlichen Quatsch kritisiert, lässt mich das kalt, aber wenn jemand wirklich etwas kritisiert, dem ich auch zustimme, dann tut das schon weh.

Wie haben Sie es geschafft, trotz allem einfach Ihr Ding durchzuziehen?

Cro: Man muss manchmal auch mit geschlossenen Augen durch die Wand. Und nicht durch die Tür. Ignorieren, dass das alles auch verdammt schief gehen könne - und es trotzdem tun. Einfach konsequent sein eigenes Ding machen und nicht aufgeben. Ich habe von Anfang an versucht, eigenständig zu sein. Weder die Rapper-Schiene noch die Pop-Schiene zu fahren. Ich bin genau dazwischen. Ich bin eine eigene Szene.

Unter Ihren Hörern sind auch viele junge Leute, die in einem Alter Ihre Musik hören, in der sie sich noch entwickeln. Ist Ihnen eine Botschaft für sie wichtig?

Cro: Meine letzten Alben hatten eine Botschaft, ohne sie immer auszusprechen. Ich denke, ich vermittle eine positive Grundhaltung. Wenn die Kids, die meine Musik hören, auch danach leben, dann ist das deutlich besser als vieles anderes, was sie hören könnten. Bei diesem Album habe ich die Message einfach mal konkreter artikuliert - und nicht nur gefühlsmäßig vermittelt.

Das Interview führte Björn Springorum.

Das neue Cro-Album „Tru.“ erscheint am 8. September beim Stuttgarter Label Chimperator.