Gemeinsam mit seiner Band The Erlkings bereist der Sänger Bryan Benner (mit Gitarre) als „Schubadour“ die Welt, um Groß und Klein von der Schönheit der Kunstlieder Franz Schuberts zu überzeugen. Foto: Weiss Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

Sämtliche Esslinger Fünftklässler - also mehr als 800 Schülerinnen und Schüler - durften in dieser Woche im Rahmen des „Esslinger Kulturrucksacks“ ins Konzert gehen: Die junge Klassik-Band „The Erlkings“ schickte während des Podium Festivals den „Schubadour“ auf Wanderschaft - im Gepäck hatte er jede Menge Liedkompositionen aus der Feder von Franz Schubert, mit Anklängen an Pop, Rock und Folk aktuell arrangiert.

Schuberts Lieder neu bearbeitet

Seit Beginn des Podium Festivals 2009 ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fester Bestandteil des Programms. Wiebke Rademacher leitet das Podium-Education-Team, das sich zum Ziel gesetzt hat, pfiffige Ideen und Konzepte zu entwickeln, bei denen auch junge Menschen, die selten mit klassischer Musik in Berührung kommen, diese erleben können. „Es geht nicht darum, dass die Kinder dabei etwas lernen, dass sie hinterher den Quintenzirkel auswendig können. Sondern es geht uns darum, dass alle Altersgruppen intensive und emotionale ästhetische Erfahrungen machen können. Das tut allen Menschen gut, Kindern und Erwachsenen“, betont die 27-Jährige, die Musikwissenschaft, Geschichte, Klassische Gitarre, Musikvermittlung und Musikmanagement studiert hat und derzeit an ihrer Doktorarbeit schreibt.

„The Erlkings“ haben Schuberts Lieder neu bearbeitet und sie durch die besondere Instrumentierung mit Gesang und Gitarre (Bryan Benner), Violoncello (Ivan Turkalj), Tuba (Gabriel Hopfmüller) und Percussion (Thomas Toppler) rhythmisch, klanglich und musikalisch aktualisiert. „Erlkings“-Gründer Bryan Benner bereist als „Schubadour“ mit Rucksack, zünftiger Wanderhose und trekking-tauglichem Schuhwerk die Welt: „Eigentlich hat Schubert seine Lieder fürs Klavier geschrieben, aber das kann ich beim Wandern nicht auf dem Rücken tragen, und außerdem kann ich gar nicht Klavier spielen“, gesteht er lachend.

Gemeinsam mit Regisseurin Anna Renner aus Ludwigsburg wurde das „Schubadour“-Konzept für Kinder und Jugendliche entwickelt. Für die Schulen gibt es pädagogisches Begleitmaterial, mit dem die Lehrer den Konzertbesuch in den Klassen vor- und nachbereiten können. Kurzweilige und knappe Moderationen während des Konzerts nehmen jeden mit. Dass die Schubertschen Lieder vom Deutsch-Amerikaner Benner auf Englisch übersetzt und gesungen werden, mag manchen Erwachsenen überraschen, bei den Zehn- bis Zwölfjährigen kommt das gut an, wie Rademacher erzählt: „Ein Kind fragte mich vorher: Singen die jetzt deutsche Kinderlieder? Und als ich sagte, nein, die Texte sind auf Englisch, da meinte es: Super, denn deutsche Lieder finde ich ganz doof, englische Lieder sind cool.“ Für das „Schubadour“-Konzert haben die Macher die weniger schweren Schubert-Lieder ausgewählt, etwa „Das Wandern ist des Müllers Lust“ oder die fröhlich-lebendige „Forelle“. Aber auch „Der König von Thule“ und der durchaus ein bisschen gruselige Erlkönig höchstpersönlich mit jeder Menge Hufgetrappel haben ihren Auftritt.

Stimme oder Trompete?

Konzentriert folgten die jungen Besucher und hielten gespannt die Luft an, wer denn nun den Ton am längsten halten kann: Bryan Benners Stimme oder Gabriel Hopfmüllers Trompete? Dazu gab’s immer mal wieder Interaktives zum Mitsingen, Mitjodeln und Mitklatschen. „Als die ‚Erlkings‘ ‚Die schöne Müllerin‘, ihr Programm für Erwachsene, in der WLB gaben, haben sie genau das bei der Zugabe auch gemacht und alle hatten einen Riesenspaß dabei“, freut sich Wiebke Rademacher und fühlt ihr Podium-Team in seiner Überzeugung bestärkt: „Wenn man gute Konzerte macht, sind die für alle Altersgruppen geeignet. Im besten Falle hören Kinder klassische Musik auch nicht anders als Erwachsene. Kinder sind offen für Musik aller Art, und sie reagieren sehr unmittelbar, was uns immer wieder von Neuem beeindruckt.“