Quelle: Unbekannt

Nach dem Jugendbuch "Gips" von Anna Woltz inszeniert Regisseurin Grete Pagan ihre eigene Theaterfassung für Zuschauer ab zehn Jahren an der Esslinger Jungen WLB.

EsslingenIn der Notaufnahme landen nicht nur gebrochene Knochen, sondern auch gebrochene Seelen. Zum Beispiel die zwölfjährige Felicia, die alle nur Fitz nennen: Mit ihrem Vater, ihrer drei Jahre jüngeren Schwester und deren abgetrennter Fingerkuppe sitzt sie im überfüllten Wartesaal, traurig und wütend zugleich. Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass sich ihre Eltern getrennt haben. Und jetzt dieser Fahrradunfall, an dem Papa keineswegs unschuldig ist. Als dann noch ihre Mutter aufkreuzt, ergreift Fitz die Flucht. Denn von ihr ist sie besonders enttäuscht, mehr noch: tief gekränkt. Hat sie doch zufällig mitgekriegt, wie sich die Mutter nach der Trennung ausdrücklich über ein Wochenende ohne Kinder freute. Fitz fühlt sich ungeliebt und abgelehnt. Dann lieber durch die Krankenhausgänge stromern, wo sie Patienten trifft, die ihr zunächst merkwürdig vorkommen: die zehnjährige, herzkranke Primula oder den 15-jährigen Adam, der im Rollstuhl sitzt, obwohl er gehen kann. Irgendwann kommen da erste Liebesgefühle ins Spiel.

Es passiert unglaublich viel in dem vielfach ausgezeichneten Jugendroman „Gips oder Wie ich an einem einzigen Tag die Welt reparierte“ der niederländischen Autorin Anna Woltz. Für Zuschauer ab zehn Jahren hat die Regisseurin Grete Pagan ihre eigene Dramatisierung an der Esslinger Jungen WLB inszeniert. „Es ist eine ernste Geschichte mit krassen Ereignissen, die aber witzig, turbulent und klug erzählt werden“, sagt Pagan. Und weil Witz, Klugheit und Charme im Buch einen Namen haben, nämlich Fitz, hat sie die Regisseurin als Ich-Erzählerin übernommen. Die anderen Figuren sind ebenfalls in erzählerischer Funktion unterwegs, schlüpfen aber auch in verschiedene Rollen. Für die rasante Story hat Anne Hölck ein Bühnenbild entworfen, das ebenso rasante Schauplatzwechsel zulässt: ein „achitektonisches Kaleidoskop“, das durch wenige Zentimeter Verschiebung unterschiedliche Krankenhaus- oder Außenräume öffnet, unterstützt durch Geräusche, Licht und Musik von einem Synthesizer, der wie ein medizinischer Apparat aussieht.

Am Ende hat Fitz zwar weder die Welt repariert noch mit dem sinnbildlichen Gips die Beziehung der Eltern gekittet. Aber sie hat erfahren: „Nicht die Dinge ändern sich, aber der Blick auf sie“, sagt Regisseurin Pagan. Mancher Konflikt löst sich, aber vor allem geht es um Mut für Neues in neuen Situationen, denn: „Auch ohne Happy End geht das Leben weiter – auch wenn man erst mal nicht weiß, wie.“

Die Premiere beginnt an diesem Freitag, 15. Februar, um 18 Uhr im Studio am Blarerplatz der Esslinger Landesbühne. Die nächsten Vorstellungen folgen am 24. und 28. Februar, 31. März und 2. Juni.