Überzeugend: die Junge Süddeutsche Philharmonie Esslingen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Rainer Kellmayer

Mit seiner fünften Sinfonie hat Gustav Mahler zeitlebens gerungen. „Die Fünfte ist ein verfluchtes Werk, niemand kapiert sie“, seufzte der Spätromantiker nach einer mit nur mäßigen Resonanz aufgenommenen Aufführung in Hamburg. Enttäuscht über die verhaltene Rezeption seines großen sinfonischen Gedankens, mit radikalen musikalischen Mitteln eine neue Welt aufzubauen, arbeitete er das 70-minütige Werk nach der von ihm 1904 in Köln selbst geleiteten Uraufführung mehrfach um.

Fürs Publikum des ersten Esslinger Meisterkonzertes wurde die Aufführung im Neckar Forum durch die Junge Süddeutsche Philharmonie Esslingen jedoch zum Erlebnis. Das engagiert spielende Orchester machte die ungemein polyphone Struktur, die Fülle an motivischen Anspielungen und die ungeheure Komplexität der Vorgänge im Inneren der einzelnen Sätze ebenso deutlich wie die Transformationen über die Satzgrenzen hinweg. Andreas Kraft zog einen großen Spannungsbogen, vom eröffnenden Trauermarsch in konsequenter Entwicklung hin zum gewaltigen Schlusssatz. Er schonte weder sich noch die Instrumentalisten, peitschte das Orchester mit punktgenauem Dirigat vorwärts, sorgte aber auch für wunderschöne meditative Momente. Heraus kam eine äußerst plastische Wiedergabe von ungemeiner Dichte, mit harten Spitzen, gesanglichen Partien und apokalyptischen Visionen im Scherzo, die durch klangschön geblasene Einwürfe des Solohornisten konterkariert wurden. Sein Trompetenkollege stand dem in Nichts nach: Klar setzte er die Motive zu Beginn des Trauermarsches, immer wieder legte er strahlende Glanzlichter über den Orchesterklang. Im Adagietto, das als Musik in Luchino Viscontis Verfilmung der Thomas-Mann-Novelle „Der Tod in Venedig“ populär wurde, lagen perlende Harfen-Arpeggien unter dem fast statischen Streicherklang.

Das Finale zeichnete das Bild einer heilen Welt - die düstere Stimmung der beiden ersten Sätze war wie weggeblasen. Die Junge Süddeutsche Philharmonie setzte die haltlose Ausgelassenheit und den Jubel adäquat um, spielte sich mit Verve durch die Partitur und führte die Sinfonie zu einem grandiosen Höhepunkt in strahlendem D-Dur.

In Mozarts eingangs gespieltem Klavierkonzert d-Moll KV 466 stellte sich mit Maximilian Schairer eine Nachwuchshoffnung der deutschen Pianistengilde vor. Bereits beim Soloeinstieg überzeugte der 20-Jährige durch die Klarheit seines Anschlags. Er drückte der Wiedergabe seinen individuellen Stempel auf, hämmerte die Bassläufe heraus und spielte sich mit Leichtigkeit und Brillanz durch den virtuosen Notentext. In der Kadenz brannte er ein Feuerwerk seiner pianistischen Fähigkeiten ab - technisch gekonnt, musikalisch überlegt und geschmackvoll serviert. Durch ein recht zügiges Tempo vermied Schairer in der herrlichen Romanze das Abgleiten in allzu sentimentale Sphären, brachte mit blühendem Ton die Schönheit der Musik zum Leuchten. Unvermittelt stürzte er sich in das finale Rondo, sprühte förmlich vor Musizierfreude: Die Läufe schnurrten, dynamisch wurde strukturiert, und gemeinsam mit dem aufmerksam sekundierenden Orchester spielte sich der Pianist dem imposanten Schluss entgegen.