Erst vor wenigen Monaten ist in Deizisau das Kinderhaus „Palmscher Garten“ im Pflegeheim eingeweiht worden. Jetzt steht fest: Der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder steigt weiter, spätestens bis 2020 muss die Gemeinde den nächsten Kindergarten gebaut haben. Solange wird man mit Zwischenlösungen arbeiten.

Von Roland Kurz

Aktuell schafft es die Gemeinde gerade noch so, alle Kinder zu versorgen, berichtete Bildungskoordinatorin Sybille Hettwer dem Gemeinderat. Voraussetzung sei, dass die Krippengruppe in der Zeppelinstraße nach den Sommerferien wieder in Betrieb genommen werde. Das Wohnhaus in der Zeppelinstraße hatte bis vergangenen Herbst als Interimslösung gedient, jetzt muss es wieder herhalten. Darüber hinaus ist die Gemeinde mit den beiden Kirchengemeinden - den Trägern der Kindergärten - im Gespräch, ob sie kurzfristig eine halbe Gruppe in einer ihrer Einrichtungen aufnehmen können. Sollten aufgrund von Zuzügen weitere Anmeldungen eingehen, landen sie zunächst auf der Warteliste.

In den vergangenen sechs Jahren wurden in Deizisau knapp 60 Geburten im Jahr gezählt. Laut Statistischem Landesamt werden die Jahrgangsstärken weiter wachsen. Deizisau muss in den nächsten 20 Jahren mit etwa 70 Neugeborenen pro anno rechnen. Vor wenigen Jahren war man in Baden-Württemberg davon ausgegangne, dass etwa 35 Prozent der Eltern mit Kindern unter drei Jahren ihren Anspruch auf einen Betreuungsplatz einlösen wollen. Weit gefehlt. In Deizisau sind bereits 74 Prozent der unter Dreijährigen in der Krippe. Und es gibt minimale Unterschiede zwischen Ein- und Zweijährigen.

Auch bei den Grundschülern ist der Bedarf kräftig gewachsen, innerhalb von vier Jahren um 69 Prozent. 93 Kinder sind in der Ganztagsbetreuung angemeldet, das sind 45 Prozent der Grundschüler. Der Bedarf ballt sich zwischen 12 und 13.30 Uhr. Dank der Räume in der neuen Mensa komme man dennoch „wunderbar klar“, sagte Hettwer. Die Gemeinde hat aber ihr Personal aufstocken müssen und wird im September den Umfang der Teilzeitstellen erhöhen. Bis 2020 wird die Zahl der Schüler, die Ganztagsbetreuung wünschen, weiter klettern. Die Prognose geht von 114 Anmeldungen aus.

Zum Kindergartenjahr 2017/18 wird die Gemeinde die Elternbeiträge um sechs Prozent anheben. Zusammen mit der Steigerung um fünf Prozent zu Beginn des laufenden Kindergartenjahres erreicht Deizisau damit bei den Gebühren die Empfehlung der Kirchen und der kommunalen Landesverbände. Begründet wird die Verteuerung mit neuen Tarifstrukturen. Laut Bürgermeister Thomas Matrohs wird ein Kostendeckungsgrad von 13,3 Prozent erreicht, die Verbände empfehlen hier 20 Prozent. Die Differenz sei auch dem hohen Standard in den Deizisauer Einrichtungen geschuldet, so Matrohs. Der Gemeinderat stimmte der Bedarfsplanung sowie den höheren Elternbeiträgen einstimmig zu.