Erfahrung traf auf Leidenschaft, Vorsicht auf Enthusiasmus: Beim EZ-Podium am 26. November präsentierten sich die Bürgermeister-Kandidaten Martin Funk, Martina Fehrlen und André Trippe (von links) den Altbachern als Optionen mit unterschiedlichen Charakteren und Biografien. Doch alle nehmen den Wahlkampf ernst und haben sich gut vorbereitet. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

In zwei Kommunen des Landkreises Esslingen werden am Sonntag nach acht Jahren die Rathauschefs neu gewählt. In Leinfelden-Echterdingen hat Amtsinhaber Roland Klenk beste Chancen, seinen Posten zu verteidigen. Viel spannender wird es in Altbach. Dort kämpfen drei Kandidaten um die Nachfolge von Wolfgang Benignus.

Von Greta Gramberg und Harald Flößer

Wer und ob überhaupt jemand am Sonntagabend im Altbacher Rathaus jubelt, steht noch in den Sternen. Denn nachdem sich vor acht Jahren niemand getraut hatte, gegen Altbachs Amtsinhaber Wolfgang Benignus anzutreten, haben sich diesmal nach dessen Ankündigung, in den Ruhestand zu gehen, gleich mehrere ernst zunehmende Kandidaten für den Chefsessel in der 6000-Einwohner-Gemeinde beworben: der Ohmdener Bürgermeister Martin Funk, die Geschäftsführerin des Instituts für Weiterbildung an der Hochschule Esslingen, Martina Fehrlen, sowie Veranstaltungsmanager André Trippe.

Während die 39 Jahre alte Esslingerin Fehrlen und der 34-jährige Schultes Funk eine einschlägige Ausbildung und Erfahrung in der Kommunalpolitik haben, will der jüngste Kandidat Trippe (27) mit seiner Kompetenz im Umgang mit Wirtschaftsunternehmen und Leidenschaft punkten. Beim EZ-Podium in der Gemeindehalle vor zwei Wochen, bei dem mehr als 500 Altbacher der Diskussion der Kandidaten lauschten und sie mit Fragen löcherten, hatten alle drei Bewerber viel Applaus ernten und Sympathie-Punkte sammeln können.

Es könnte darum gut sein, dass sich die Besetzungsfrage übermorgen noch nicht klärt und eine Stichwahl zwischen den zwei vorne liegenden Kandidaten am 3. Dezember entscheiden muss. Berechtigt, ihre Stimme abzugeben, sind laut Gemeinde derzeit 4425 Personen, darunter erstmals 112 Jugendliche im Alter von 16 bis unter 18 Jahren. 2009, bei der letzten Bürgermeisterwahl, hat knapp jeder Dritte ein Kreuz gesetzt. Der Anteil der Briefwahlanträge lag damals bei 6,6 Prozent. Stand gestern, 14 Uhr, haben zur aktuellen Wahl bereits 482 Personen Unterlagen angefordert - also 10,9 Prozent aller Wahlberechtigten. Die Wahllokale im Alten Rathaus, in der Grundschule und im Kindergarten St. Franziskus sind bis 18 Uhr geöffnet, danach wird ausgezählt.

In Leinfelden-Echterdingen ist ein Wechsel an der Rathausspitze höchst unwahrscheinlich. Amtsinhaber Roland Klenk sitzt so fest im Sattel, dass er am Sonntag ein drittes Mal zum OB gewählt werden dürfte. Lange Zeit sah es danach aus, dass es für den 65-jährigen CDU-Mann zum Alleingang wird, aber kurz vor Bewerbungsschluss meldete sich Stadträtin Claudia Moosmann (Linke) als Gegenkandidatin. Man kennt die 61-Jährige als Gegnerin des Bahnprojekts Stuttgart 21 und von ihrem Kampf gegen den zunehmenden Verkehrslärm auf den Fildern. Aber die Pfarramtssekretärin im Ruhestand weiß, dass ihre Chancen auf das OB-Amt verschwindend gering sind. Klenk hat seit 2002 den Chefsessel im Rathaus von Leinfelden inne. 2010 wurde er mit 87 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Wahlberechtigt sind rund 31 000 Bürger.