Carlo Rizza ist leidenschaftlicher Kaffeetrinker, sein Kaffee braucht eine dicke Crema. Um die Qualität zu bekommen, betreibt er mit seinem Sohn Rosario in Ruit eine Kaffeerösterei.

OstfildernDer Kaffee muss heiß sein wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe. Dem französischen Staatsmann Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord wird dieses Zitat zugeschrieben, und gut zwei Jahrhunderte später hat ein Italiener es zu seinem Leitspruch erhoben. Carlo Rizza heißt er. „Ich bin ein sehr leidenschaftlicher Kaffeetrinker“, sagt er, und wie es sich für einen waschechten Sizilianer gehört, sagt er es nicht nur, er gestikuliert, um dieser Leidenschaft mit vollem Körpereinsatz Ausdruck zu verleihen. Wie der Vater, so der Sohn: Carlo Rizza und sein Sohn Rosario betreiben in Ruit eine klitzekleine Kaffeerösterei. Dort setzen sie auf ein echt italienisches Lebensgefühl.

Deutscher Filterkaffee macht einen Carlo Rizza nicht glücklich. Guter Kaffee braucht eine dicke Crema, die auf dem Heißgetränk sitzt und den Zucker nur langsam durchsickern lässt. Er braucht einen kräftigen, vollmundigen Körper. Und er braucht Länge. „Den Geschmack muss man noch fünf Minuten nach dem Trinken im Mund schmecken“, erklärt er.

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg gehen. Seit 2005 dreht sich bei Carlo Rizza alles um die Bohne – er hat seine eigene Kaffeemanufaktur gegründet. Rizza Caffè befindet sich im Gewerbegebiet des Ostfilderner Stadtteils Ruit. Wer nicht weiß, wo die Rösterei ist, der wird sie auch nie finden. Hinter einer namenlosen Tür in einem Hinterhof, in einem 45 Quadratmeter großen Räumchen, steht ein Biest von einer Röstmaschine. 2,5 Tonnen wiegt die 110 Jahre alte Apparatur aus dem Hause Trabattoni. „Die werden heute so gar nicht mehr hergestellt“, sagt Carlo Rizza ehrfürchtig. Allein das Sieb, in das die Bohnen nach der Röstung abgelassen werden, um dort auszukühlen, hat einen Durchmesser von 1,60 Meter. So gewaltig die Maschine ist, so liebevoll behandelt sie ihr Besitzer. „Das ist meine zweite Frau“, sagt der 55-Jährige grinsend. „Jeden Monat wird sie von mir eingefettet, gebürstet und gewartet.“

Carlo Rizza führt das Geschäft gemeinsam mit seinem 19-jährigen Sohn Rosario. Aus der perfekten Mischung für die zwei Café-Crème- und fünf Espresso-Sorten, die sie vertreiben, machen sie eine Wissenschaft. Diese Arabica-Bohne aus Kolumbien brauche 22 Minuten bei 210 Grad in der Trommel über dem Feuer, diese aus Guatemala indes 28 Minuten, aber bei nur 200 Grad. Dann gelte es, den richtigen Moment zu erwischen. Rosario Rizza sagt, den könne man sehen, riechen und hören. Hören? „Die Bohnen bekommen eine gewisse Leichtigkeit beim Drehen“, erläutert sein Vater. Denn durch den Röstvorgang verliert die Bohne Feuchtigkeit. 60 Kilo gehen in die Maschine, 52 kommen wieder raus. Frei von Acrylamid, wie Carlo Rizza betont.

Vater und Sohn legen Wert auf Handarbeit. Sorten mischen, in Tütchen füllen, mahlen, Etiketten kleben: Alles macht das Duo aus dem Stuttgarter Osten selbst. Sogar die Bauern, von denen die Rohstoffe kommen, schaut sich Carlo Rizza nach eigenem Bekunden selbst an. Kenia, Äthiopien, Kolumbien oder Vietnam habe er dafür schon bereist. So viel Hingabe hat aber auch ihren Preis. Zwischen 16 und 25 Euro kostet das Kilo Kaffee aus Ruit. Erhältlich sind die Produkte von Rizza Caffè über den Online-Shop, der bald aufgebaut werden soll, außerdem in diversen Rewe-Märkten.

Die Rizzas rösten immer auf Zuruf, wie sie sagen. Liege die Bohne zu lang, verliere sie an Geschmack. In der Regel freitags wird die Riesenmaschine angeworfen. Dann stehen Vater und Sohn in Ruit und frönen ihrer Leidenschaft. In ihrem Kämmerlein, wo nur eines fehlt: eine Kaffeemaschine.

www.rizzacaffe.com