Quelle: Unbekannt

Vor einer schwierigen Entscheidung stehen die Gemeinderäte in Neuhausen. Es geht um einen Investitionskostenzuschuss für den CAP-Markt. Auch weitere Märkte sind betroffen.

Neuhausen/DenkendorfFast 300 Unterschriften haben Seniorinnen für den Erhalt des CAP-Markts in Neuhausen gesammelt. „Wir sind auf diese Einkaufsmöglichkeit in der Ortsmitte dringend angewiesen“, sagt eine Rentnerin, die im betreuten Wohnen im Ostertagshof lebt. Mit ihrem Rollator fällt es ihr schwer, längere Strecken zu Fuß zurückzulegen. Einen Bürgerbus gibt es in der Gemeinde nicht. Am Dienstag, 25. Juni, entscheidet der Gemeinderat Neuhausen in seiner Sitzung ab 18 Uhr über einen Investitionskostenzuschuss für den CAP-Markt (abgeleitet von Handicap) in Neuhausen.

300 000 Euro müsste die Gemeinde einmalig zahlen, um die Investitionen zur Hälfte mitzutragen, die das vom Reha-Verein Denkendorf getragene Projekt tätigen muss, um sich zum Inklusionsbetrieb weiterzuentwickeln. In dem Markt, den die Filderwerkstatt betreibt, arbeiten Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sie finden eine Aufgabe, werden weitergebildet und vor Langzeitarbeitslosigkeit bewahrt. Die Entscheidung in Neuhausen ist kreisweit von Bedeutung. Falls die Gemeinderäte die Finanzspritze ablehnen, ließe sich das Zukunftskonzept auch in den CAP-Märkten in Ötlingen, Stetten und Notzingen nicht umsetzen.

Nahversorgung sichern

Dabei schließt das Geschäfts- und Inklusionsmodell gerade in kleineren Orten Lücken, die von Lebensmittelketten abgehängt werden. Nach dem Aus für den Discounter Treff 3000 in Köngen und Denkendorf (wir berichteten) ist auch dort die Nahversorgung gefährdet – Edeka gibt diese Linie ganz auf. „Wir hatten von Edeka die Zusage bekommen, dass noch einige Monate geöffnet sei“, schildert Denkendorfs Bürgermeister Ralf Barth die schwierige Lage. Dass der Discounter nun bereits zum 6. Juli schließt, hat auch ihn eiskalt erwischt. Bei einer Betriebsversammlung am Dienstag wurden die 120 Mitarbeiter aus 19 Filialen von Edeka über das frühe Ende informiert. Von Betroffenen war zu erfahren, dass offenbar ein Großteil gekündigt werden soll. Gegenüber der Presse hatte Edeka am Mittwoch von „sozialverträglichen Lösungen“ gesprochen.

Denkendorfs Verwaltungschef Barth ist, wie sein Kollege Ruppaner in Köngen, bereits seit Monaten auf der Suche nach einem neuen Betreiber. „Wir wollten im Sinne der Kundschaft einen nahtlosen Übergang schaffen“, stellt der Bürgermeister klar, der mit Nachdruck um wohnortnahe Versorgung in der Gemeinde mit 10 500 Einwohnern kämpft. Er hofft nun, dass die Lebensmittelkette Edeka zumindest das Mietverhältnis zügig beendet, um einem Neuanfang Platz zu schaffen. Barth bestätigt, dass ein CAP-Markt für Denkendorf eine gute Alternative sein könnte. „Wir sind da in Gesprächen. Ob es geht, hängt von vielen Faktoren ab.“ Der Treff 3000 in der Berkheimer Straße sei „ein beliebter und umsatzstarker Verbrauchermarkt, der jungen und älteren Kunden den wohnortnahen Einkauf ermöglicht.“

In Neuhausen klappt die Nahversorgung mit dem CAP-Markt gut. Seit 2002 läuft das Geschäft in der Marktstraße 11 in Neuhausen erfolgreich, bietet viele lokale Produkte an. Nun stehen die CAP-Märkte im Kreis Esslingen auf der Kippe, weil sich die Investitionen ohne die Hilfe der Kommunen nicht schultern lassen. Die Märkte sollen nicht mehr vom Reha-Verein betrieben werden, sondern von einer gemeinnützigen GmbH. Als „Inklusionsbetrieb“ können die Märkte Fördergelder abrufen, etwa über die Aktion Mensch. Mit einem neuen Kassen- und Warenwirtschaftssystem soll der Betrieb wirtschaftlicher werden. Im Gegenzug für die Förderung bekommen die Kommunen eine zehnjährige Betriebsverpflichtung.

„Die Gemeinde hat größtes Interesse am Erhalt des letzten Vollsortimenters im Ortskern“, begründet Bürgermeister Ingo Hacker den Vorschlag der Verwaltung, den Zuschuss zu gewähren. Er erinnert daran, dass es immer Ziel gewesen sei, die Grundversorgung im Ortskern zu sichern. Ein anderer Interessent ließe sich für die Ladenflächen kaum finden, so Hacker, weil die Parkplatzsituation unzureichend sei. Zwar räumt der Verwaltungschef ein, dass die Investition mit 300 000 Euro sehr hoch sei, da es sich um eine private Immobilie handele. Alternativen sieht der Verwaltungschef nicht. Daher hält die Verwaltung das Inklusionsprojekt CAP-Markt für unterstützenswert. Im Gemeinderat wie auch in den Fraktionen sind die Positionen derzeit noch gespalten. Daher ist in der Sitzung am Dienstag eine hitzige Diskussion zu erwarten.

In Ötlingen ist die Zukunft des CAP-Marktes ungewiss, da der Gemeinderat Kirchheim bereits gegen den Zuschuss gestimmt hat. Dagegen votierten die Stadträte in Leinfelden-Echterdingen dafür, den Markt in Stetten zu unterstützen. Die Kundinnen aus Neuhausen, die für den Markt in Neuhausen Unterschriften gesammelt haben, wollen weiter kämpfen. „Wenn man im Alter nicht mehr so mobil ist, sind solche gut erreichbaren Geschäfte wichtig.“ Außerdem bringe der Laden „Leben in den Ort.“