Noch ist es ruhig. Doch ins Untere Schulzentrum kommt in den nächsten Jahren viel Bewegung. Foto: Archivfoto:Bulgrin - Archivfoto:Bulgrin

Über acht Jahre werden sich die Bauarbeiten am Plochinger Gymnasium hinziehen. Los gehen sie im August 2020. Im Vorfeld müssen erst Burgschule und Realschule ihre Häuser tauschen.

Plochingen Zwei dicke Aktenordner hat das Plochinger Verbandsbauamt nach Stuttgart geschickt – gefüllt mit einer Menge Zahlen und Daten. Schließlich geht es um viel Geld. Derzeit ist von 36,4 Millionen Euro die Rede – nur für die Sanierung des Gymnasiums. Ohne Neubauten. Ohne Sporthalle. Ohne Außenanlagen. Unterm Strich rechnet das Verbandsbauamt deshalb mit Investitionskosten von rund 40 Millionen Euro, die in den kommenden Jahren für das Gymnasium verbaut werden. Da heißt es, alle Zuschusstöpfe auszunutzen, auch wenn es noch keinen Plan oder Entwurf gibt. Zumal das neue Förderprogramm für Schulsanierungen sehr hohe Förderquoten in Aussicht stellt, man aber auch schnell zu Potte kommen muss. Das Verbandsbauamt hatte deshalb auf der Basis planerischer Vorstudien im März die Anträge für die Sanierung der Burgschule und des Gymnasiums auf den Weg gebracht, wie Verbandsbauamtschef Wolfgang Kissling jetzt dem Gemeinderat erläutert hat. Der hat ihm daraufhin einstimmig grünes Lich gegeben, die Planungsleistungen an Einzelplaner zu vergeben und einen externen Projektsteuerer für die Durchführung des notwendigen europaweiten Vergabeverfahrens einzukaufen.

Rochade vor Baubeginn

Mit den Zuschussanträgen verknüpft war ein Rahmenterminplan für sämtliche Maßnahmen im sogenannten Unteren Schulzentrum. Schließlich geht es nicht nur um das Gymnasium, sondern auch um die optimale Raumausnutzung von drei Schulen und um Synergieeffekte durch einen gemeinsamen Campus. Im November hatte der Gemeinderat seinen Masterplan für das Untere Schulzentrum beschlossen: Die Realschule und die Burgschule, eine Grundschule mit auslaufender Werkrealschule, tauschen ihre Gebäude. Dabei wird der Erweiterungsbau der Realschule frei – und kann so während der Sanierung des benachbarten Gymnasiums Klassen aus dem Gymnasium aufnehmen. Langfristig gesehen soll er dann abgerissen werden, dennoch muss die Stadt notgedrungen noch in notwendige Brandschutzmaßnahmen investieren. Im Zuge dieses Masterplans hatte der Gemeinderat auch das künftige Raumprogramm für die Schulen festgeklopft: Für das baulich bislang auf 5,8 Züge angelegte Gymnasium sind das künftig grundständig sechs Züge – aber keine sieben, die die Schule gerne gehabt hätte.

Nach dem Rahmenterminplan sollen die Planungsleistungen für das Gymnasium bis Ende Januar 2019 vergeben werden. Das Verbandsbauamt geht davon aus, dass Realschule und Burgschule im August 2020 ihre Gebäude tauschen können, damit der Erweiterungsbau der Realschule als Ausweichquartier für Klassen aus dem Gymnasium frei wird. Damit kann es im gleichen Monat mit der Sanierung des Gymnasiums losgehen, die sich bis August 2028 hinzieht. Aus Zuschussgründen geht es mit den kostenintensiven Arbeiten an der Fassade und am Dach los.

SPD-Fraktionschef Gerhard Remppis betonte, Plochingen habe sich seiner Anforderung als Schulstadt immer gestellt. Er hob den Masterplan mit dem Blick auf das gesamte Untere Schulzentrum nochmals als Grundlage hervor, der exakt aufeinander abgestimmte Planungen fordere.

Ralf Schmidgall (CDU) brachte die bildungspolitischen Unwägbarkeiten ins Spiel, die eine gewisse Flexibilität erforderten. Zumal Schülerzahlen und Prognosen auch nicht sicher seien. Dass man aber erst ab 2024 ins Thema Schulcampus und in die Gedankenspiele rund um eine zentrale Mensa und Aula, eine Sporthalle gegebenenfalls mit Lehrschwimmbecken und ein integriertes Jugendzentrum einsteige, sei ihm zu spät. Zudem müsse man sich auch um die Musikschule kümmern, die Räume in der Burgschule und weitere Zimmer im Schulzentrum nutze.

Später Einstieg in den Campus

Letztere lag auch Stefan Kirchner (OGL) am Herzen. Er führte zudem vor Augen, dass der Beschluss für ein sechszügiges Gymnasium bereits eine Erweiterung des bisherigen Raumprogramms bedeute. „An die sechs Züge halten wir uns. Wenn wir einmal sieben Züge aufnehmen, können wir halt das nächste Jahr nur fünf aufnehmen.“ Er hält es nach wie vor für notwendig, die Nachbargemeinden mit ins Boot zu holen. Und auch er fand „2024 für eine gemeinsame Mensa zu spät“. Hans-Ulrich Rauchfuß (Freie Wähler) würdigte die komplexe Terminplanung und meinte, die Campus-Frage lasse sich erst im Laufe der nächsten Monate klären.

Bürgermeister Frank Buß geht davon aus, dass das Gremium noch vor den Sommerferien den Beschluss zur Sanierung der Burgschule fassen könne. Man werde eine Lösung finden. Im Juli rechnet die Verwaltung mit den Zuschussbescheiden. Natürlich wisse man nicht, wie die Bildungslandschaft in zehn Jahren aussehe. Buß: „Wir werden auch 2028 immer auf aktuelle Entwicklungen reagieren müssen.“ Zum Beispiel auch darauf, wie das Land dann mit G8 und G9 agiere. Aber die Förderprogramme machten keine Unterschiede zwischen diesen beiden Bildungsgängen. Natürlich werde man die Beteiligung der Nachbarn weiter im Auge haben, zumal die sich in den 1970er-Jahren auch an der Erweiterung des Gymnasiums beteiligt hätten.

Zum späten Einstieg in den Campus verwies Verbandsbauamtsleiter Kissling darauf, dass man das Erweiterungsgebäude der Realschule ja als Interimsquartier während der Bauzeit am Gymnasium brauche. Erst danach könne man es abreißen, um ein freies Baufeld für die zentralen Einrichtungen zu bekommen.

Zeitschiene für die Arbeiten im Unteren Schulzentrum

Burgschule und Realschule: Die Bauarbeiten in der Burgschule beginnen im Sommer 2019 und sollen etwa Ende Mai 2020 fertig sein. Im August 2020 können dann Realschule und Burgschule ihre Gebäude tauschen, bis zum Schuljahrsbeginn 2020/21 soll in der jetzigen Realschule dann auch der Pausenhof für die Grundschüler hergerichtet sein. Mit der Rochade von Burg- und Realschule wird das Nebengebäude der Realschule frei, das von der Realschule nicht mehr benötigt wird. Das soll langfristig zwar abgerissen werden, wird in den kommenden Jahren aber noch dringend gebraucht, um Klassen des Gymnasiums während der langen Sanierungszeit vorübergehend unterzubringen.

Gymnasium: Mit vollzogener Rochade können ab dem 1. August 2020 die Bauarbeiten am Gymnasium loslegen. Sie splitten sich in mehrere Phasen und sind voraussichtlich Ende August 2028 abgeschlossen. Mit dem neuen Verbindungsbau zwischen Kupferbau und dem sogenannten Neubau des Gymnasiums soll im Sommer 2020 begonnen werden, er soll Ende 2021 fertig sein. Die Arbeiten für die Turnhalle des Gymnasiums werden sich übers Jahr 2022 hinziehen.

Campus und Burgplatz: 2024 soll dann der städtebauliche Wettbewerb für den neuen Campus und den Burgplatz vorbereitet werden, mit der Umsetzung der Ergebnisse ist erst ab dem 1. April 2029 bis 31. Dezember 2032 zu rechnen.