Architekt Jürgen Weidner (links) und Bauleiter Paul Johannhörster schauen sich den Neubau an. Foto: Ulrike Rapp-Hirrlinger - Ulrike Rapp-Hirrlinger

Die Zauneidechsen haben ein neues Zuhause gefunden, die technischen Probleme sind ebenfalls gelöst. So wächst im Klosterhof das Pflegestift mit 45 stationären Plätzen in die Höhe.

DenkendorfWir sind bisher gut vorangekommen“, freut sich Architekt Jürgen Weidner, der für die Kloster Denkendorf Immobilien GmbH den Bau des Pflegestifts im Klosterhof koordiniert. Dort werden in einem U-förmigen Neubau 45 vollstationäre Pflegeplätze in drei Wohngruppen gebaut. Zudem sollen im historischen Teil der rund 900 Jahre alten und denkmalgeschützten Klosteranlage bis zu neun altengerechte Wohnungen entstehen. Dabei hatte der Neubau, der nun im südlichen und östlichen Bereich des Klosterareals in die Höhe wächst, mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Zunächst galt es, Zauneidechsen, die im Klostergarten heimisch waren, umzusiedeln. Das verzögerte den Baubeginn um einige Monate. Die Amphibien fanden auf einer Wiese hinter dem Garten des Pfarrhauses ein neues Zuhause.

Geschichtsträchtige Funde

Nachdem im Herbst 2018 das 1960 erbaute Margarete-Blarer-Haus sowie ein aus den 50er-Jahren stammender Anbau an den historischen Ostflügel des Klosters abgerissen worden waren, rückten die Archäologen an. Sie entdeckten in dem geschichtsträchtigen Grund weit mehr, als die Bauherren erwartet hatten (siehe Bericht unten), und waren rund sechs Monate auf der Baustelle. Dies bedeutete Einschränkungen für die Bauarbeiter. Die Mehrkosten im Zusammenhang mit den archäologischen Untersuchungen belaufen sich laut der Kloster Denkendorf Immobilien GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, auf rund 500 000 Euro. Damit erhöhen sich die Baukosten auf knapp 8 Millionen Euro. Auch bei der Gründung des Baus trat Unerwartetes zu Tage. „Weil der Untergrund schlecht war, mussten wir viel tiefer gehen, um einen tragfähigen Baugrund zu erhalten“, erklärt Bauleiter Paul Johannhörster. Rund 500 Kubikmeter mehr an Beton habe man zur Sicherung der eigentlichen Fundamente in den Untergrund einbringen müssen. Auch dies habe man erst feststellen können, nachdem der Vorgängerbau abgerissen worden war, erläutert Weidner. Weil das Areal in einem Quellgebiet liegt, muss das Wasser gesammelt und abgepumpt werden, damit die Baustelle nicht vollläuft. Dränagen und ein Regenrückhaltebecken werden dauerhaft sicherstellen, dass Quell- und Oberflächenwasser kontrolliert abfließen.

Inzwischen ist der Rohbau für das Gartengeschoss erstellt. Hier werden neben Verwaltungsräumen und Technik vor allem ein zum Maierhof ausgerichteter Gartensaal mit rund 50 Quadratmetern Fläche für Veranstaltungen und mit einer vorgelagerten Terrasse unterkommen. Nach den anfänglichen Verzögerungen ist Johannhörster zuversichtlich: „Ab jetzt geht es schnell.“ Der Bauleiter und Polier rechnet für den Rohbau der weiteren drei Geschosse mit jeweils drei Wochen pro Geschoss. Derzeit entsteht das Erdgeschoss. Dort werden im Eingangsbereich Räume für Empfang und Verwaltung geschaffen. Jedes Obergeschoss umfasst rund 450 Quadratmeter für eine Wohngruppe mit 15 Bewohnerzimmern mit eigenen Bädern, einem Gemeinschaftsbereich und einer kleinen Terrasse, die sich um den Innenhof gruppieren. Die Bewohnerzimmer orientieren sich nach außen. Sie alle haben raumhohe Fenster. „Die Fassade wird so gestaltet, dass sie ein gutes Ensemble mit dem Kloster bildet“, erklärt Weidner. Das Walmdach nehme die Dachform des gegenüberliegenden Pfarrhauses auf.

Altengerechte Wohnungen

Bis Ende September rechnet der Architekt mit der Fertigstellung des Rohbaus. Anschließend folgten die Dachdeckerarbeiten und zeitgleich beginne man mit dem Innenausbau. Dies alles soll bis zum Frühsommer 2020 fertig sein. Wärme und Strom bekommt der Neubau über ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk. Fotovoltaik scheide aus Denkmalschutzgründen aus, so Weidner.

Zusätzlich zum neuen Pflegestift sollen im historischen Teil der Klosteranlage altengerechte Wohnungen entstehen. Anders als ursprünglich vorgesehen, kann aus Gründen des Denkmalschutzes nur eine der acht bis neun Wohnungen barrierefrei ausgebaut werden. Die Wohnungen sollen zwischen 45 und 70 Quadratmetern Wohnfläche haben. Die Planung sei abgeschlossen, erklärt Weidner. Derzeit würden die Genehmigungsunterlagen vorbereitet. Dabei gelte es unter anderem das Brandschutzkonzept mit den Vorgaben der Denkmalbehörde in Einklang zu bringen. Auch der frühere Kapitelsaal soll wiederbelebt werden, um ihn für interne aber auch öffentliche Zwecke zu nutzen.