Der Dalai Lama (Mitte) hält die Zahnärzte Rainer Roos (rechts) und Thomas Kik Foto: Bulgrin - Bulgrin

Eine moderne Zahnklinik hat der Zahnarzt Rainer Roos aus Neuhausen in der Stadt Leh, Region Ladakh, im Himalaya-Gebirge aufgebaut. Zur Einweihung des Projekts, das nun fertig ist, kam der Dalai Lama mit seiner Schwester Jetsun Pema. Seit 17 Jahren verbringt Roos seine Ferien mit der Arbeit in seinem Hilfsprojekt. Dieses Jahr begleitete ihn sein Kollege Thomas Kik.

Neuhausen Seit 17 Jahren verbringt der Zahnarzt Rainer Roos aus Neuhausen seinen Urlaub in der indischen Himalaya-Region Ladakh. Gemeinsam mit seiner Frau Ulrike hat er dort eine Zahnklinik aufgebaut, die sein indischer Kollege mit einem Team führt. In der Stadt Leh auf durchschnittlich 3500 Metern Höhe hat der Dalai Lama seine Sommerresidenz. Nun weihte das geistliche Oberhaupt der Tibeter die Klinik gemeinsam mit seiner Schwester Jetsun Pema La ein. Bislang gab es dort nur eine provisorische Station, die wegen der Kälte in den Wintermonaten nur im Sommer betrieben werden konnte. Roos ist sehr glücklich, dass sein Projekt Ladakh Medical Aid nun ein Domizil hat. „In der Klinik haben wir jetzt die Chance, ganzjährig einfache Zahnbehandlungen ebenso anzubieten wie Implantologie oder Operationen.“

Besonders freute sich der engagierte Zahnmediziner aus Neuhausen, dass in diesem Jahr sein Kollege Thomas Kik aus Kirchheim dabei war. Die zwei Männer haben sich bei ihrem Abschluss in Implantologie kennengelernt. Kik hat den tibetischen Zahnarzt Kunsang Dechen, der die Klinik vor Ort führt, gemeinsam mit Roos unterstützt. „Es ist schön, dem Kollegen unser Wissen weiterzugeben“, findet Kik. Er habe sich nur schwer vorstellen können, dass gerade in den ländlichen Regionen Zahnpflege kaum betrieben wird. Rainer Roos schreibt auf seiner Homepage von „mittelalterlichen Bedingungen“. Umso mehr engagierten sich die zwei Zahnärzte in der Klinik, um Kunsang Dechen und sein Team auch für komplexe Behandlungen fit zu machen. „Wir haben auch schon eine gemeinsame Zahnoperation via Skype durchgeführt“, sagt Rainer Roos mit verschmitzem Lächeln. In Ladakh habe er gelernt, „dass man einfach improvisieren muss.“ Thomas Kik hat es genossen, dass in Tibet viel weniger Verwaltungsaufwand nötig sei. Da könne man sich viel besser auf die eigentliche Arbeit konzentrieren.

Dass der Dalai Lama in Ladakh seine Sommerresidenz hat und jedes Jahr viele Pilger anzieht, machte Rainer Roos Mut, das geistliche Oberhaupt der Tibeter um Unterstützung für die Klinik zu bitten. „Er hat sofort seine Hilfe zugesagt.“ Durch mehrere Begegnungen kennt er den Dalai Lama inzwischen gut. „Es ist so eine Vertrautheit da, bei einem Treffen hat er mir auf die Schulter geklopft“, schwärmt Roos von der Wärme und Menschlichkeit des Mannes, der mit bürgerlichem Namen Tenzin Gyatso heißt. Roos hat auch an den sogenannten Teachings (deutsch: Lehrveranstaltungen) teilgenommen. Von der Ausstrahlung des buddhistischen Lehrers, der im indischen Exil lebt, ist Roos mehr als angetan. Von der Lebensphilosophie des 83-Jährigen habe er viel für seinen Alltag in Deutschland mitgenommen.

Stolz ist der Zahnmediziner darauf, dass er die Klinik gemeinsam mit seinem tibetischen Kollegen Kunsang Dechen von der Pike aufgebaut hat. Fertighausteile hat er, in Kisten verpackt, aus Neuhausen nach Ladakh transportieren lassen. Nun sei es wichtig, den Betrieb in Ladakh wirtschaftlich zu führen. Denn Roos bekommt neben Spenden, die er für seine Organisation sammelt, keine weitere Unterstützung für das Projekt. Er selbst investiert seit 17 Jahren in das Projekt. Inzwischen dürfe er auf viele Spender bauen, die seine Arbeit möglich machen. Aber diese Gelder werden auch weiterhin gebraucht.

„Die Nachfrage ist groß“, weiß Roos, denn die ärztliche Versorgung sei in der gebirgigen Region sehr lückenhaft. „Zahnärzte gibt es in der gebirgigen Region nicht viele.“ Deshalb freut es ihn, dass die Tochter seines tibetischen Partners sich für das Studium der Zahnmedizin entschieden hat. Wenn sie ihren Abschluss in der Tasche habe, werde sie wohl auch in die Klinik einsteigen.

Obwohl der Betrieb in der Zahnklinik jetzt ganzjährig läuft, hat Rainer Roos schon das nächste Projekt im Auge. Er plant eine gut ausgerüstete, mobile Zahnarztpraxis, mit der er und seine Kollegen auch die abgelegenen Regionen bedienen können. „Mir geht es einfach darum, möglichst vielen Menschen ein Leben ohne Zahnschmerzen zu schenken.“ Schon in früheren Jahren hat er mit einem einfachen Wagen und Zahnarztkoffer die abgelegenen Gebiete um Ladakh bedient. Aber mit dieser Ausrüstung seien Behandlungen eben nur sehr begrenzt möglich.

Thomas Kik kann sich vorstellen, dann seinen Kollegen Roos wieder einmal in die Himalaya-Region zu begleiten. „Besonders schön waren unsere gemeinsamen Motorradtouren.“ Dabei hat er zwar die herrliche Landschaft genossen. „Ich habe aber auch gesehen, dass es nicht leicht wird, über das Straßennetz in die Dörfer zu kommen.“ Die Schlaglöcher seien riesig.

Spendenkonto für die Zahnklinik: Ladakh Medical Aid gGmbH, Eichendorffstraße 64, 73734 Esslingen, IBAN: DE44611616960249995000; BIC: GENODES1NHB