Zum Stichtag 31. Dezember 2017 hatte das Statistische Landesamt 20 731 Hartz-IV-Empfänger im Landkreis in den Akten. Foto: dpa - dpa

Knapp 14 Euro am Tag: Davon mussten im Kreis Esslingen Ende 2017 mehr Menschen leben als im Vorjahr. Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger ist angestiegen.

Kreis Esslingen Im Monat 416 Euro, also knapp 14 Euro am Tag – kann man davon leben? Wen es wirklich trifft, hat keine Wahl, wenn er keinen Job hat: Im Kreis Esslingen ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger sogar leicht gestiegen. Zum Stichtag 31. Dezember 2017 hatte das Statistische Landesamt 20 731 Männer, Frauen und Kinder (diese bekommen weniger) in den Akten, denen Hartz IV den Lebensunterhalt sicherte. Dabei waren die meisten erwerbsfähig und im Alter bis zu 50 Jahre. Der Frauenanteil beträgt 48,1 Prozent, wobei alleinerziehende Mütter stark vertreten sind. Rund 26 Prozent der Empfänger sind Kinder und Jugendliche (Vorjahr ebenfalls 26 Prozent). Die 416 Euro sind der Hartz IV-Satz für eine Person, der seit Jahresanfang 2018 gilt.

Die Idee von Hartz IV: Gerät ein Mensch in Deutschland unverschuldet durch Arbeitslosigkeit in Not, wird er nach den Regeln des Sozialgesetzbuches vom Staat durch die Hartz IV-Hilfsleistungen unterstützt, bis er wieder einen Job hat. Was natürlich voraussetzt, dass es einen passenden Job gibt. Zum Stichtag 31. Dezember 2017 gab es im Kreis Esslingen insgesamt 20 731 dieser Leistungsberechtigten, die Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem SGB II bezogen (Juristendeutsch, umgangssprachlich einfach Hartz IV-Empfänger). Das waren 588 mehr als Ende 2016 mit 20 143. Im längerfristigen Vergleich fielen die Zahlen in den beiden vorangegangenen Jahren hier folgendermaßen aus: Ende Dezember 2015 bezogen insgesamt 19033 Menschen ALG-II oder Sozialgeld und zum Stichtag Ende 2014 waren es 18 701 gewesen.

Insgesamt wurden Leistungen an 9963 Empfängerinnen und an 10 768 Empfänger ausbezahlt. Zusätzlich zum Geschlecht wird unterteilt nach erwerbsfähigen Arbeitslosengeld-II-Beziehenden und nichterwerbsfähigen Sozialgeld-Beziehenden, wozu meist Kinder und Jugendliche zählen, die mit im Haushalt leben. Genau aufgeschlüsselt erhielten im Kreis Esslingen 7994 Männer und 7256 Frauen Arbeitslosengeld II und weitere 5481 Empfänger Sozialgeld, unter denen waren 5381 Kinder und Jugendliche (98 Prozent). Bezogen auf alle Leistungsberechtigten lag der Anteil der unter 15-jährigen Empfänger somit bei 26,0 Prozent.

Erweitert man die Betrachtung auf Altersgruppen, waren von den Unterstützten 3104 Empfänger jünger als 25 Jahre (Vorjahr: 2851), weitere 8251 waren 25 bis 50 Jahre alt (Vorjahr: 8111), 1511 waren zwischen 50 und 55 Jahre (Vorjahr: 1554) und 2384 Leistungsberechtigte waren 55 Jahre und älter (Vorjahr: 2274).

Eine Besonderheit ist, dass es auch Fälle gibt, in denen jemand arbeiten geht, aber trotzdem ALG-II bekommt. Manchmal reicht schlicht das Arbeitseinkommen nicht, um auf die 416 Euro netto zu kommen. Und wenn das regelmäßige Einkommen nicht zur Deckung des Grundbedarfs ausreicht, wird der Mensch zum „Aufstocker“, bekommt die Differenz aus der Sozialkasse dazu.

Zunehmend sind Ausländer auf Hartz-IV angewiesen. Auch anerkannte Asylbewerber, die keinen Job finden, haben wie jeder andere auch ein Recht auf Hartz IV. Im Kreis Esslingen waren zum Stichtag insgesamt 10 127 Ausländer auf Hartz-IV angewiesen, sprich 48,85 Prozent der Leistungsberechtigten. Ein Jahr vorher waren es 9021 ausländische Empfänger gewesen (42,87 Prozent) und Ende 2015 noch 7567 (39,76 Prozent). Der hiesige Ausländeranteil an der Bevölkerung liegt niedriger. Aber an der Nationalität lässt sich das Hartz-IV-Dilemma nicht festmachen, denn es müssen mehr Deutsche als Ausländer mit Hartz IV leben. Dazu trägt der hohe Alleinerziehendenanteil bei. Dazu trägt aber auch die Bildungsfalle bei: kein oder niedriger Schulabschluss, kein Geld, kein Entkommen – diese Faustregel nimmt weder auf Blutgruppen noch Staatsangehörigkeiten Rücksicht.red/zds