Kommt das Stadtticket, geht es für drei Euro mit dem 141er vom Stumpenhof zum Bahnhof und wieder zurück. Ohne liegt man bei derselben Strecke hin und retour bei fünf Euro. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Nachbarkommunen sind schon weiter, jetzt nimmt Plochingen einen zweiten Anlauf für ein Stadtticket. Die Verwaltung soll weitere Informationen einholen.

PlochingenEin ganzes Bündel von Verbesserungsvorschlägen für den ÖPNV, eingereicht von nahezu allen Fraktionen, hat die Verwaltung am Dienstag in den Ausschuss für Technik und Umwelt mitgebracht. Und sich dazu mit Martin Schugt einen VVS-Experten in die Sitzung geholt, der im Gremium allerdings für ziemliche Ernüchterung gesorgt hat. Denn für das mittlerweile sowohl von der SPD, als auch von der OGL und der CDU angestrebte Stadtticket, das den Bürgerinnen und Bürgern einen günstigen Bustarif innerhalb Plochingens sichern soll, gibt es keine individuelle Lösung. Alle Stadtticket-Interessenten werden – so will es der VVS – künftig über den Ludwigsburger Kamm geschoren. Dennoch bekundet die Stadt Plochingen Interesse, zum 1. Januar 2020 dieses Ticket einzuführen. Die Verwaltung soll weitere Informationen einholen, so das Ergebnis der Diskussion. Eine Interimlösung über verbilligte Viererkarten, wie sie SPD und OGL wollten, scheiterte noch knapper als im vergangenen Jahr. Bei sechs Ja- und ebenso vielen Neinstimmen von der CDU, den Freien und Bürgermeister Frank Buß wurde der Antrag abgelehnt

VVS will einheitliches Modell

Wie VVS-Experte Schugt dem Gremium erläuterte, will der Verkehrsverbund die unterschiedlichen Regelungen der Kommunen, die bereits ein verbilligtes Ticket für ihre Bürger abgeben, vereinheitlichen und verweist die Interessenten auf das Modell der Barockstadt. In Ludwigsburg kostet ein Einzeltagesticket für Fahrten innerhalb des Stadtgebiets drei Euro (Einzelfahrschein für eine Zone: 2,50 Euro) , ein Gruppentagesticket für bis zu fünf Personen sechs Euro. Als Ausgleichsbetrag bezahlt die Stadt an den VVS 650 000 Euro pro Jahr. Die Tickets kann man überall bekommen: beim Fahrer, am Automaten ... Das habe in Ludwigsburg dazu geführt, dass die gekauften Stadttickets von 16 000 im August auf 43 000 im Dezember angewachsen seien, berichtete Schugt. Auf Plochingen heruntergebrochen, müsse die Stadt etwa 40 000 Euro im Jahr drauflegen, wenn sie die Einzeltickets zum Ludwigsburger Preis anbieten wolle. Wobei der VVS bei 280 000 erhobenen Plochinger Fahrten im Jahr eine Steigerungsrate von 15 Prozent angesetzt hat. Wolle die Stadt dieses Ticket zum 1. Januar 2020 haben, müsse sie sich bis Mitte des Jahres entscheiden. Die SPD war im vergangenen Jahr mit der Einführung eines Stadttickets knapp gescheitert. Sie hatte vorgeschlagen, im Stadtgebiet das VVS-Viererticket günstiger abzugeben. Diesen Weg wollte Peter Raviol am Dienstag denn auch als Übergangslösung bis zum 1. Januar durchsetzen. „Das geht alles sehr langsam“, schlug sich Stefan Kirchner (OGL) auch dieses Mal wieder auf seine Seite. „Wenn wir nichts machen, zahlen unsere Bürgerinnen und Bürger bis 1. Januar immer noch fünf Euro für eine Hin- und Rückfahrt.“ Denn für Plochinger, die zum Beispiel vom Stumpenhof zum Bahnhof wollen, greift der vergünstigte Kurzstreckenpreis nicht, da die Kurzstrecke nur bis zur dritten Haltestelle ab Einstieg definiert ist.

Auch für Plochinger drei Euro

Gerne hätte das Gremium das künftige Stadtticket günstiger abgegeben als für die drei Euro im Ludwigsburger Modell. Zumal das Liniennetz der Barockstadt oder auch der Kreisstadt Esslingen, die das Ticket zum 1. April einführt, deutlich größer ist als das in Plochingen. Reiner Nußbaum (CDU) wollte gerne einmal vorgerechnet haben, warum der VVS 40 000 Euro von der Stadt wolle. Er hätte am liebsten, dass der VVS ganz Plochingen zur Kurzstrecke erklären würde. Bürgermeister Frank Buß: „Der VVS wird nicht damit anfangen, mit seinen 179 Verbundskommunen Einzeltarife auszuhandeln.“ Kirchner argumentierte, dass die im vergangenen Jahr diskutierte Variante, die Viererkarten vom Busunternehmen aufzukaufen und vergünstigt wieder herzugeben, für die Stadt nur halb so teuer wäre wie das Ludwigsburger Modell. Schugt betonte, dass das Viererkartenmodell lange nicht so nutzerfreundlich und effizient sei, da man sich die Karten in irgendeinem Büro oder Laden holen müsse. Das überzeugte zumindest Reiner Nußbaum: „Wenn wir einen Zuwachs haben wollen, müssen wir über den VVS gehen.“

Auf der Suche, einen Beschluss hinzubekommen, einigte sich der ATU dann auf die Formulierung, dass Plochingen Interesse bekunde, zum 1. Januar 2020 das Stadtticket auf der Basis des Ludwigsburger Modells einzuführen. Raviol und Kirchner wollten in der Übergangszeit das 9,50 Euro teure Viererticket für 5,60 Euro abgeben und die Differenz aus der Stadtkasse begleichen. Das hätte 1,40 Euro für eine einzelne Fahrt und damit 2,80 Euro für Hin und Retour bedeutet. Die Verwaltung sah es indessen als nicht klug an, ein Interimsticket günstiger abzugeben als später dann das Tagesticket für drei Euro.

Besser im Takt und besser informiert

Taktzeiten: Stadträte und Verwaltung würdigten die Verbesserungen, die der VVS mit den neuen Taktzeiten der S1 auf den Weg gebracht hat. Für die Plochinger „Stadtlinie“ 141 zwischen ZOB und Stumpenhof wünschen sich Grüne und SPD weitere Taktverdichtungen. Ziel müsse für beide Verkehrsmittel ein durchgehender, abgestimmter 15-Minuten-Takt vom frühen Morgen bis in den späten Abend hinein sein. Die Verwaltung wird Kontakt mit der neuen Betreibergemeinschaft Fischle/Schlienz und dem Kreis suchen. Zudem ist sie in Gesprächen mit dem Landratsamt in Sachen Kapazitätsausweitungen des Busverkehrs wegen der geplanten Außenstelle der Behörde auf dem Stumpenhof.

Fahrgastinformationen: Die Stadt Plochingen will ihre ÖPNV-Kunden an den wichtigsten Haltestellen mit aktuellen Informationen über Ankunft und Verspätungen versorgen. Sie wird deshalb dem Rahmenvertrag des VVS beitreten zur Beschaffung von sogenannten DFI-Light-Anzeigern. Diese „dynamischen Fahrgastinformationsanzeigen“ sind leicht zu installieren und relativ günstig. Der Kreis hat ein Förderprogramm aufgelegt.