Im Filsweg entstehen neue Wohnhäuser, in die aber nicht nur Flüchtlinge einziehen werden. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Ausreichend Wohnraum für Flüchtlinge bereitzustellen, bleibt für die Stadt Plochingen eine schwierige Aufgabe. Mit der Quote ist die Stadt nicht zufrieden.

Von Karin Ait Atmane

Plochingen - Ausreichend Wohnraum für Flüchtlinge bereitzustellen, bleibt für die Stadt Plochingen eine schwierige Aufgabe. Der städtische Flüchtlingskoordinator und die Ehrenamtlichen berichteten im Gemeinderat aber auch von vielen Ansätzen zur gelungen Integration . Noch im Frühjahr soll das Integrationsmanagement professionelle Strukturen erhalten.Beim Sachstandsbericht zum Thema Flüchtlinge geht es nicht ohne ein „Jonglieren mit Zahlen mit sehr vielen Unbekannten“, wie der Plochinger Flüchtlingskoordinator Felix Unseld formulierte. Die Zahl der neu in Deutschland ankommenden Flüchtlinge sei zwar rückläufig, „dennoch hat sich die Aufnahmequote für uns in diesem Jahr drastisch erhöht“. Das hat damit zu tun, dass sowohl die vom Landkreis in Plochingen „Erstuntergebrachten“ in die Rechnung eingehen als auch die schon länger hier lebenden Geflüchteten, die die Stadt selbst in Wohnungen unterbringen muss. Weil die vorübergehende Unterbringung von jesidischen Frauen und Kindern im ehemaligen Krankenhaus mittlerweile beendet ist, muss die Stadt nun neu 66 Flüchtlinge aufnehmen. Nächstes Jahr wird sich die Quote noch einmal erhöhen, denn dann werden die 82 Plätze in der vorläufigen Unterkunft Prisma der Stadt nicht mehr angerechnet. Das allerdings wolle man nicht ohne weiteres hinnehmen, unterstrich Bürgermeister Frank Buß. Man habe beim Landrat vorgesprochen und fordere hier „interkommunale Solidarität“ und eine bessere Verteilung der Lasten ein. Für dieses Vorgehen bekam er viel Zustimmung aus dem Gemeinderat.

Auch der Bezug der neuen Wohnhäuser im Filsweg – in denen nicht nur Flüchtlinge wohnen werden – entspannt die Lage kaum. Stattdessen droht weitere Wohnungsnot, wenn zum Jahresende der Mietvertrag der Stadt für das ehemalige Schwesternwohnheim am Aussichtsturm auf dem Stumpenhof ausläuft. Man sei in Verhandlungen mit dem Landkreis, um den Vertrag zu verlängern, berichtete Unseld.

Hoffnung setzen Stadtverwaltung und das Lokale Bündnis für Flüchtlinge auf den „Pakt für Integration“, ein Landesförderprogramm zur Unterstützung der Kommunen. Es wird der Stadt ermöglichen, eine 70-Prozent-Stelle für das Integrationsmanagement hauptamtlich zu besetzen. Der Gemeinderat stimmte zu, die Arbeiterwohlfahrt mit dieser Aufgabe zu betrauen. Sie war zwar nicht der billigste Bieter, habe aber am meisten Erfahrung und könne, da sie auch für den Landkreis Flüchtlinge betreue, Synergieeffekte nutzen. Starten soll das neue Integrationsmanagement im April, noch vor Bezug der Wohnhäuser im Filsweg. Die professionellen Strukturen seien dringend notwendig, unterstrich Bürgermeister Buß, die Aufgabe Integration könne nicht „im Vorbeigehen“ erledigt werden.

Die Arbeit der Ehrenamtlichen hält die Stadt weiterhin für einen wichtigen Baustein. Das sieht auch das Lokale Bündnis für Flüchtlinge so, für die Achim Simshäuser im Gemeinderat berichtete. Er skizzierte, was aus den 80 Geflüchteten, die im Mai 2015 in der Unterkunft Prisma eingezogen sind, geworden ist: Etwa 50 haben mittlerweile eine städtische oder privat vermietete Wohnung in Plochingen gefunden. Circa 15 hätten derzeit einen Minijob, sieben seien in einer Ausbildung, fünf in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis und zehn auf dem Sprung dahin. Dazu kämen fünf Ärzte aus Syrien, die kurz vor ihrer Zulassung stünden, einige Schüler sowie einige noch nicht orientierte Menschen. Unterm Strich seien fast zwei Drittel „in Ausbildung, in Arbeit oder im Studium.“ Allen hätten die Ehrenamtlichen durch ihre Unterstützung und Kontakte geholfen.

Doch die Arbeit verändere sich und werde nicht einfacher, sagte Simshäuser: Schon deshalb, weil die neu ankommenden Flüchtlinge meist nur eine geringe Chance auf ein Bleiberecht hätten, was die Integration erschwere und auch für die Ehrenamtlichen mit Frustration verbunden sei. Stefan Kirchner (OGL) betonte, dass man sich weiter auch um die Menschen mit schlechter Bleibeperspektive kümmern müsse. Und der Bürgermeister mahnte an, auch die anderen – nicht durch Flucht nach Deutschland gekommenen – Migranten nicht aus den Augen zu verlieren. Die Gesellschaft müsse sich insgesamt „beim Thema Integration breiter aufstellen.“