Hank Flemming will im Schloss Köngen alle Generationen für die Poesie begeistern. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Hank Flemming möchte den Köngenern Lust auf Gedichte machen. Deshalb plant der Moderator mit der Gemeinde einen Poetry Slam, der am 15. November stattfinden soll.

KöngenPolitische Themen verpackt Hank M. Flemming in Poesie. Im Hauptberuf ist der 31-Jährige Psychologe, arbeitet nach abgeschlossener Promotion am Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien. Die Leidenschaft des Moderators und Sprachspielers aber gehört den Poetry Slams. Das sind Wettbewerbe, in denen die Teilnehmer selbst geschriebene Gedichte vortragen – dabei darf nicht getanzt oder gesungen werden. Auch Requisiten und Kostüme sind verboten. Am 15. November moderiert der bestens vernetzte Slammer gemeinsam mit Lena Stokoff den ersten Köngener Poetry Slam, der im Schloss stattfindet.

Veranstalter sind die Gemeinde Köngen und das Jugendhaus Trafo. „Uns ist es ein Anliegen, auch mal Kunst für die jüngere Generation anzubieten“, sagt Dagmar Schneider, die das Event organisiert hat. Die Mitarbeiterin der Verwaltung, die sich in der Freizeit zur Sängerin ausbilden ließ, hat dabei selbst ihre Liebe zum Poetry Slam entdeckt. „Ich habe was über meine Rolle als Frau und Mutter geschrieben, trat dann auch mal bei einem Slam in Reutlingen auf.“ Ihr Fazit: „In diesen sechs oder sieben Minuten ist man einfach ehrlich zu sich selbst.“

Diese Authentizität ist auch Hank Flemming wichtig. Eine eigene Sprache zu finden, das ist ihm in seinen Texten wichtig: „Die Welt ist aus den Fugen, wahrscheinlich hast Du recht, selbst die Jugendlichen sehen keinen Sinn mehr, sondern Swag (deutsch: lässig-coole Ausstrahlung). Anscheinend ging es viel zu vielen viel zu lange gut. Oder woher kommt diese Lust am Weltuntergang?“ Diese Zeilen hat Flemming über den Erfolg Donald Trumps in den USA geschrieben. Der Sprachkünstler reflektiert in seinen Texten die Sorgen seiner Generation.

Freibier für die Poeten

Wenn sich Flemming auf einen Auftritt vorbereitet, braucht er Konzentration. Dann verinnerlicht er die Texte, macht sich Notizen, geht auf die Bühne, und legt los. Manchmal driftet sein Sprechrhythmus auch ab in den Rap. Dann lässt der besonnene Wissenschaftler, der auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt, seiner Energie freien Lauf. Wie kam der 31-Jährige den zum Poetry Slam? „Geschrieben habe ich schon als fünfjähriger Junge gerne“, erinnert sich Flemming, der im Erzgebirge aufgewachsen ist. Erst 2014 entdeckte er dann die Wettbewerbe der Poeten für sich. „Wenn man was geschrieben und vorgetragen hat, bekam man Freibier“, sagt der Psychologe lachend.

Mit seiner offenen, überzeugenden Art fand er schnell Anschluss in der Poetry-Slam-Szene. Inzwischen ist er viel in ganz Deutschland unterwegs, um selbst auf Wettbewerben anzutreten. 2017 war er Finalist bei den Landesmeisterschaften Baden-Württemberg, 2018 trat er bei den Landesmeisterschaften in seiner Sachsen an und wurde Vizemeister. Seit 2017 ist der Tübinger jedes Jahr für die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam qualifiziert: „Erzgebirge Aue in der Champions League“, kommentiert der gebürtige Sachse seine Erfolge lachend.

Dass er viel auf Reisen ist, genießt der junge Wissenschaftler, der in Dresden, Leipzig und Los Angeles gelebt hat. In den großen Städten werde die Poetry-Slam-Bewegung oft von Studierenden getragen. „Das ist auf dem Land aber ganz anders.“ Als Moderator hilf Flemming gerade kleineren Kommunen, Poesie-Wettbewerbe zu organisieren. „Da sitzen auch mal nur ältere Leute im Publikum.“ Poetry Slam ist aus seiner Sicht eine Kunstform, die alle Generationen anspricht. Am Wochenende war Flemming bei den Sächsischen Landesmeisterschaften in Görlitz und Zittau dabei. „Erst konnte ich mir nicht so richtig vorstellen, dass da so viele Leute kommen“, sagt er. Dass die Theater in Görlitz und Zittau dann aber bis auf den letzten Platz besetzt waren, freute den weit gereisten Slammer.

„Es darf nicht langweilig sein“

Nun möchte der Sprachartist das besondere Format auch in Köngen etablieren. Gemeinsam mit der Gemeinde und dem Jugendhaus Trafo will der erfahrene Moderator dafür ein Konzept entwickeln. „Auf der Bühne ein Gedicht vortragen, das kann eigentlich jeder“, ist er überzeugt. Nur eine goldene Regel gibt es aus seiner Sicht: „Es darf nicht langweilig sein.“ Bei der Auftaktveranstaltung in der Schlosskapellen stehen Männer und Frauen auf der Bühne, die schon einige Erfahrung als Wortakrobaten haben. „Sie ringen um den Sieg“, erläutert Flemming den Rahmen. Mit Nummerntafeln entscheidet das Publikum dann, wer den Wettbewerb gewinnt.

„Eine andere Variante wäre, die Lautstärke des Applauses zu messen“, erinnert Dagmar Schneider an ihre eigene Feuertaufe beim Poetry Slam. Wie hat sie das bei ihrem Auftritt erlebt? Man vergleiche sich schon mit den anderen, sagt die experimentierfreudige Kulturmanagerin. „Aber wenn’s weniger Applaus gibt, darf man es nicht auf sich beziehen.“

Der Köngener Poetry Slam findet am Freitag, 15. November, ab 20 Uhr in der Schlosskapelle im Köngener Schloss (Blumenstraße) statt. Der Vorverkauf beginnt am morgigen Donnerstag, 17. Oktober. Karten gibt es im Rathaus Köngen, bei der Bücherecke Rehkugler und beim Jugendhaus Trafo.