Der Rückschnitt des Gestrüpps macht den Helfern sichtlich Spaß. Foto: Dietrich - Dietrich

30 Helferinnen und Helfer schnitten am Samstag nicht nur das Gestrüpp an den Wernauer Baggerseen zurück. So soll das ökologische Gleichgewicht erhalten bleiben.

WernauSo viele waren wir schon lange nicht mehr“, freute sich Roland Appl: Mehr als 30 Helfer waren zum ersten Pflegeeinsatz des Jahres im Naturschutzgebiet Wernauer Baggerseen gekommen. Der Kreisverband Esslingen des Naturschutzbundes Nabu hat Appl als Fachgebietsbetreuer für die Baggerseen beauftragt. Seine Bilanz nach dem gut vierstündigen Einsatz fiel höchst erfreut aus: „Wir haben mehr geschafft als erwartet.“

Das lag auch an den zehn Firmlingen der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim, die ihren praktischen Firmlingseinsatz leisteten. Typisch für diesen Einsatz sind meist soziale Tätigkeiten, bei diesem lautete das Motto jedoch „die Schöpfung bewahren“. Die Firmlinge waren engagiert und sehr diszipliniert dabei und erwiesen sich als wahre Vorzeigegruppe. Es muss ja nicht jeder gleich so professionell an die Sache rangehen wie Jannik aus Notzingen. „Man muss mit der Windrichtung aufladen und den Hebel beachten“, sagte er aus Erfahrung. Für Tee, Sprudel und Kekse sorgte im Fast-Familienbetrieb Susanne Appl, die Ehefrau des „Chefs“. Was bei aller Fürsorge nicht zu vermeiden war, war der eine oder andere nasse Fuß oder manches schmutzige Kleidungsstück der Firmlinge. „Es hat Spaß gemacht, es war etwas anderes als sonst“, waren sich beim abschließenden Pasta essen dennoch alle einig.

Gestrüpp fürs Holzheizkraftwerk

Aufgeladen wurde ganz viel Gestrüpp, etwa Weiden, Erlen und Weißdorn. Neun Mal fuhr der Bruder des „Chefs“, Siegfried Appl, mit dem Traktor den vollen Anhänger weg. Das Gestrüpp wird in der Nähe zwischengelagert, denn beim zweiten Einsatz in vier Wochen kommt noch mehr dazu. Danach wird es in Ostfildern im Holzheizkraftwerk energetisch verwertet.

Bevor das Gestrüpp abtransportiert wird, muss es geschnitten werden. Zum einen hatte Landschaftspfleger Jürgen Schmid bereits gut vorgearbeitet, zum andern waren beim Pflegeeinsatz vier Mann mit der Motorsäge im Einsatz. Sie waren so fleißig, dass für den zweiten Abtransport schon viel Gestrüpp bereit liegt. Sie hatten natürlich die nötige Schutzausrüstung, die anderen hielten Sicherheitsabstand, die Kette wurde mit biologisch abbaubarem Öl geschmiert. Auch die zwei Prozent Öl im Benzin, welche die Zweitaktersäge braucht, waren biologisch abbaubar.

Die Helfer waren bunt gemischt, sie kamen bis aus Neuffen und Dettingen unter Teck. Von den Firmlingen ging es altersmäßig hinauf bis zum 82-jährigen Johann Waskala aus Wernau. Er war einer der Initiatoren des Naturschutzgebiets, das in diesem Jahr seit 40 Jahren besteht. Voll mit dabei war auch Sven Greisl, der Biologie und Chemie auf Lehramt studiert und dessen Mitstudenten seine zeitraubende Teilnahme am Einsatz nicht so ganz verstehen. Doch für Greisl ist klar: „Ich liebe einfach die Natur.“ Auch seinen künftigen Schülerinnen und Schülern will er einen naturnahen Unterricht bieten. Denn nur wer hinausgeht, bekommt etwas zu sehen, bei den Helfern war es am Ende ein ganz frisch vom Biber angenagter Baum. Vögel wurden beim deshalb so früh im Jahr eingeplanten Einsatz noch keine gestört. „Das wird in vier Wochen anders sein“, sagte Roland Appl.

Viele Geburtstagswünsche

Zum nahenden 40. Geburtstag des Naturschutzgebiets hat er einige Wünsche. Da Daimler nun bei Immendingen ein neues großes Testgelände habe, hofft er, dass die Firma das Wernauer Gelände bald räumen wird. Außerdem hofft er, dass das Naturschutzgebiet bald um einige angrenzende Flächen, insgesamt 15 Hektar, erweitert wird. Außerdem sei das Kerngebiet noch immer im Privatbesitz der Erbengemeinschaft Wolfer & Göbel, der Kauf stehe noch an.

Menschen wie Manfred Bulling, Regierungspräsident von 1977 bis 1989, hätten sich „etwas getraut“, Naturschutz auch gegen Widerstände durchgesetzt, lobte Appl. Heute hingegen werde vorsichtig taktiert und es gehe nur sehr langsam voran. Auch diesmal gibt es welche, denen der Pflegeeinsatz gar nicht gefällt: Das sind die Krähe und die Elster. Böte doch das Gestrüpp, ließen es die Menschen weiter wachsen, bald mitten im Schilf ganz hervorragende Aussichtspunkte, um von dort Jagd auf Nester mit Eiern und Jungvögeln zu machen. Das brächte die seltene Zwergrohrdommel, die im Wernauer Schilf brütet, jedoch in Gefahr.

Den zweiten Pflegeeinsatz gibt es am Samstag, 23. Februar. Treffpunkt ist um 9 Uhr bei der Gaststätte der Wernauer Sportfreunde.