Quelle: Unbekannt

Wie kann man das Parkplatzproblem in Wernau lösen? Das war am Dienstag Thema der EZ-Sommerredaktion vor dem Quadrium. Parkscheinautomaten mögen die Bürger nicht.

Wernau In der Urlaubszeit ist die Parksituation in Wernau entspannt. Doch bald fängt die Sucherei nach Stellplätzen wieder an. Der Gemeinderat hat auch gesucht: nach einer Alternative zur Parkscheibe. Parkscheinautomaten, um den Wechsel zu beschleunigen und nebenbei Geld einzunehmen? Sanduhren als Ergänzung? Dafür gibt es derzeit keine Mehrheit im Gremium. Auch die Bürger, die am Dienstag zur EZ-Sommerredaktion vors Quadrium kamen, halten wenig von Automaten, allenfalls wenn die ersten 30 Minuten kostenlos bleiben. Mehrfach wurde die Parkplatznot in den Wohngebieten angesprochen.

Reinhard Pichel (74) aus Wernau: Von Parkscheinautomaten halte ich gar nichts. Das ist der Versuch, krampfhaft Geld in die Stadtkasse zu kriegen. Da verärgert man doch nur die Menschen, die einkaufen wollen. Im Prinzip kann man es lassen wie es ist, allerdings ist eine Stunde Parken mit der Parkscheibe zu wenig, wenn man einen Arzttermin hat.

Heinrich Scheuermeyer (68) aus Wernau: Das Parkproblem sehe ich nicht nur in der Kirchheimer Straße, sondern das ist auch in den Nebenstraßen extrem. Vor allem abends wird kreuz und quer geparkt. Allerdings ist für mich nicht das Parken das wichtigste Verkehrsproblem, sondern der Lärm in der Stadt. Wenn die Ordnungshüter Feierabend machen, fahren die Autos mit den dicksten Auspuffen durch die Stadt. Und die Schleuderfahrten am Festplatz unten hat die Stadtverwaltung auch nicht im Griff.

Bernhard Wahl (65) aus Plochingen: Parken in Wernau ist schwierig. An der Straße findet man kaum einen freien Platz. Wenn ich mit meiner Frau zum Arzt fahre, dann warte ich auf dem Parkplatz vor dem Quadrium, bis einer rausfährt. Dass die Leute die Parkscheibe ausnutzen und nochmals weiterdrehen, ist nicht in Ordnung.

Bernd Altenburg (55), Stadtrat in Wernau: Das Thema hat uns im Gemeinderat sehr bewegt. Meine Fraktion ist gegen die Parkscheinautomaten, weil wir das vorhandene Angebot für ausreichend halten. Die Erledigungen bei Banken, Apotheke oder der Einkauf gehen schnell. Bei der Parkscheiben-Regelung sollte man sogar darüber nachdenken, das auf eine halbe Stunde zu begrenzen, damit der Durchlauf erhöht wird. Wenn jemand beim Optiker oder sonstwo längere Beratung braucht, dann kann er das Auto in eines der beiden Parkhäuser stellen. Dafür zahlt man auch in anderen Städten auch Gebühren.

Marcel Kopp (43), Kaminfeger aus Deizisau: Ich muss hier schon länger nach einem Parkplatz suchen. Die Kirchheimer Straße finde ich vormittags gar nicht so schlimm. Es gibt aber andere Straßen, zum Beispiel die Breslauer Straße, in die fahre ich schon gar nicht mehr hinein, sondern stelle mein Auto zwei Straßen weiter ab. Ob die Idee mit den Parkautomaten gut ist, bezweifle ich; ich bin für einfache Abläufe, so wie bei der Parkscheibe.

Patrick Wolf (23), Berater im Hörgerätegeschäft: Zu Stoßzeiten beobachte ich schon den Suchverkehr hier auf dem Parkplatz vorm Quadrium. Aber wir sind davon nicht so betroffen, weil wir einen eigenen Kundenparkplatz haben. Von der Idee mit der Parkuhr bin ich nicht begeistert. Ich würde es für die anderen Geschäfte hier begrüßen, wenn es bei der Parkscheibe bliebe.

Gerda Uhl (62) aus Ostfildern: Eine Freundin hatte mich vorgewarnt, dass ich vielleicht in einer Seitenstraße parken muss. Aber jetzt habe ich sofort einen Platz gefunden, vielleicht weil es Urlaubszeit ist. Ich finde Parkscheinautomaten wie bei uns im Scharnhauser Park nicht schlecht, wo man die erste 30 Minuten umsonst parken kann. Wer länger braucht, kann ja dann etwas einwerfen – es sollte halt nicht so teuer sein.

Annelore Beine (78), Geschäftsfrau aus Wernau: Ich finde es gut, dass die Leute eine Stunde umsonst parken können. Allerdings sind die Schilder schlecht sichtbar, deshalb haben Kunden von uns schon Strafzettel erhalten. Wenn Parkuhren kommen sollten, wäre das geschäftsschädigend. Parkplätze fehlen übrigens auch auf dem Katzenstein oben. Allgemein habe ich den Eindruck, dass in Wernau gebaut wird, ohne darauf zu achten, dass es genügend Stellplätze gibt.

Dominik Heinze (34) aus Wernau: Irgendwie finde ich immer einen Parkplatz, das Auto lasse ich bei kurzen Besorgungen aber lieber stehen. Die Situation in der Kirchheimer Straße ist schon angespannt. Das sehe ich aber gelassen, es ist schließlich auch gesünder, manches zu Fuß zu erledigen. Die Preise im Parkhaus sind im Rahmen, doch für bestimmte Erledigungen, zum Beispiel am Marktplatz, ist es nicht gerade geschickt gelegen. Das Parkplatzproblem ist schwer zu lösen, den Verkehr kann man nicht reduzieren. Vielleicht wären schräge Parkplätze eine Überlegung wert.

Ingrid Krug (72) aus Wernau:Im Gegensatz zu anderen Städten haben wir ein recht günstiges Parkhaus, in Esslingen zum Beispiel zahlt man locker das Dreifache. Morgens ist die Parksituation in der Kirchheimer Straße gut, abends wird es schwieriger. Ich wohne recht zentral und habe zwei eigene Stellplätze.

Zdravko Filipovic (43) aus Wernau: Meine Frau arbeitet in Wernau, für die Mitarbeiter der Firma ist es oft schwierig, Parkplätze zu finden, manchmal bekommen sie Strafzettel. Die Idee, Sanduhren einzuführen, ist nicht sehr sinnvoll. Zwölf Minuten reichen oft nicht aus, um Erledigungen zu machen. Allgemein finde ich: Je mehr Begrenzungen, desto mehr Probleme.

Simeon Douros (18) und Fabian Hattler (17), beide aus Wernau: Die Parkplatzsituation in der Kirchheimer Straße könnte sich verschärfen, sobald das neue Hotel hinter dem Quadrium gebaut wird. Auf der kurzen Strecke der Kirchheimer Straße halten mehrere Ampeln den Verkehr auf. Vielleicht könnte man grüne Wellen einführen, zumindest ab 16 Uhr zu den Stoßzeiten. In Richtung B 313 könnten intelligente Ampeln die Staus entzerren, indem sie nicht nach Takt umschalten, sondern nach Verkehrsaufkommen.

Dieter Rindle (70) aus Wernau: Die Parkproblematik ist hausgemacht. Der Gemeinderat und die Stadtverwaltung haben sich nie wirklich mit einer Ortsumfahrung beschäftigt. Die Stellplätze des Ärztehauses in der Kirchheimer Straße nimmt kaum einer an. Die dazugehörige Tiefgarage reicht vorne und hinten nicht und die Parkplätze hinterm Quadrium sind kostenpflichtig. Auch einen Radweg in der Kirchheimer Straße zu bauen, hat man verpasst.

Eva Rother aus Wernau: Die Parksituation finde ich okay, auch ist es in Ordnung mit Parkscheibe zu parken. Wenn Parkscheinautomaten eingeführt werden sollten, dann werde ich nicht mehr in Wernau parken. Das Parkhaus kommt für mich nicht in Frage, da ich sonst recht weit zum Marktplatz laufen müsste. Ich finde es schrecklich, wie viele Staus produziert werden. Das hat sich verschlimmert, seit die Schlossstraße zur Einbahnstraße wurde. Die Leute, die morgens zur Arbeit fahren müssen und abends wieder heim, tun mir leid. Vielleicht sollte man das Ampelsystem in der Kirchheimer Straße überdenken.

Horst Erdmann (59) aus Wernau: Es ist eine Katastrophe, die Parkprobleme sehe ich jeden Tag, wenn ich zur Arbeit gehe. Die Stellplätze reichen einfach nicht. Man könnte die Kirchheimer Straße für den Verkehr schließen, außer für Anlieger und Lieferanten, und die Umgehungsstraße fertig stellen. Der Verkehr ist lebensgefährlich, teilweise werden rote Fußgängerampeln missachtet. Wir kriegen immer mehr Autos, die Bewohner bleiben auf der Strecke.

Peter Tomaszewski (62) aus Wernau: Ich finde, der Bus durch die Stadt muss beschleunigt werden. Mittlerweile laufe ich schon lieber zur S-Bahn, weil der Bus so lange braucht. Deswegen würde ich vorschlagen, eine Busspur in die Mitte der Hauptstraße zu legen. Breit genug wäre die Straße ja. Dazu müsste aber eine Parkplatzreihe weg. Aber ehrlich: Wozu brauche ich in Wernau Parkplätze, wenn es gar keine Geschäfte mehr gibt? Da fahre ich lieber zum Einkaufen nach Kirchheim, da muss ich auch nicht zahlen. Und auch zum Beispiel Sanduhren bringen nichts – die Kosten ja auch wieder einen Haufen Geld.

Die Sommerredaktion macht am Freitag von 11 bis 13 Uhr auf dem ehemaligen ZOB-Gelände Esslingen Station. Thema: Wann geschieht dort endlich was?

Junge Leute fordern Treffpunkt

Zum Parkproblem gaben Simeon Douros (18) und Fabian Hattler (17) auch zwei Sätze zum Besten, aber eigentlich wollten sie eine ganz andere Botschaft loswerden: „Es gibt keinen öffentlichen Platz mehr, an dem wir nicht weggeschickt werden. Vor allem am Wochenende brauchen wir einen Treffpunkt.“

Hintergrund ist, dass die Stadt vor kurzem einen privaten Securitydienst angestellt hat, der die Schulhöfe, Spielplätze und den Stadtplatz kontrolliert, und eventuell Platzverweise ausspricht. Vandalismus und die Vermüllung hatten laut Stadtverwaltung derart zugenommen, dass man eingreifen musste. Als Ausweichtreff hat Bürgermeister Armin Elbl einen Platz draußen im Neckartal angeboten. Mit den Betonsteinen, die dafür hingestellt wurden, sind die Jugendlichen aber nicht zufrieden. Kalte Sitzfläche, ohne Lehne, kein Regendach, bislang nicht mal den versprochenen Mülleimer. Zehn Plätze für die Jugend einer Stadt mit 12 000 Einwohner sei ja wohl kein Angebot.

Man denke über ein Dach nach, sagte Bürgermeister Elbl, der kurz bei der EZ-Sommeraktion vorbeischaute. Allerdings müsse es vandalensicher sein. rok