Die erste Stuhlreihe blieb zwar leer, aber immerhin gut 70 Deizisauer löcherten Thomas Matrohs mit Fragen. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Von Karin Ait Atmane

Auch wenn es nur einen Kandidaten zur Bürgermeisterwahl gibt, der zudem der Amtsinhaber ist, kann es sich lohnen, zu seiner offiziellen Vorstellung zu kommen. Mehr als 70 Deizisauer Bürgerinnen und Bürger taten das, stellten Thomas Matrohs Fragen, verdienten sich Freibier und erfuhren auch Neues.

Beim Bürgermeister-Wahlkampf vor acht Jahren kamen mehr als zehn Mal so viel Zuhörer, damals gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei Kandidaten. Nun hat Matrohs keine Konkurrenz und großen Rückhalt. Dass trotzdem und trotz der Hitze die Sitzreihen gut gefüllt sind, ist auch ein Zeichen der Anerkennung für ihn.

Der Rathauschef beginnt förmlich, stellt sich mit Alter, Berufsabschlüssen, Hobbys und Familie vor - für letztere sei Deizisau mehr als ein Arbeits- oder Wohnort, es sei „Lebensmittelpunkt und Heimatgemeinde“. Bei der Bilanz der ersten Amtszeit nennt er unter anderem die Entwicklung der Schule, der Kinderbetreuung und des Pflegeheims, ebenso die vor vier Jahren erreichte Schuldenfreiheit der Gemeinde. Das Stichwort Bürgerbeteiligung fällt immer wieder, das Motto „miteinander reden, miteinander gestalten“. Es soll in Zukunft verstärkt junge Deizisauer einbeziehen, für die der Bürgermeister ein eigenes Beteiligungsforum, in welcher Form auch immer, entwickeln will. Neuer Wohnraum, die ärztliche Versorgung, der Ausbau des Glasfasernetzes, die Inklusion oder mehr Angebote für Senioren gehören zu den Zukunftsthemen. Matrohs kündigt an, dass der Bürgerbus Mobilo ausgebaut werden soll, mit einem Angebot für alle Altersgruppen. Auch ein Gutachten für ein innerörtliches Verkehrskonzept werde erstellt.

Der Verkehr entpuppt sich prompt als das Hauptthema der Bürger-Fragerunde. Sie beginnt etwas zögerlich, sodass Albert Dorner, der als stellvertretender Bürgermeister den Abend moderiert, den ersten zehn Fragern ein Freibier am Wahlabend in Aussicht stellt. Die zehn Biere wird er ausgeben müssen, denn bald trauen sich die Bürger. Warum die Gemeinde nicht im mittleren Verwaltungsdienst ausbilde, will eine Mutter wissen. Er könne sich vorstellen, dass in Zukunft mehr ausgebildet werde, sagt Matrohs mit Blick auf das nach einer Umstrukturierung verjüngte und neu motivierte Rathaus-Team - verspricht aber nichts. Auch bei der Förderung des Ehrenamtes sieht er Ideenpotenzial bei den Mitarbeitern. In Sachen Kinderbetreuung - eine Mutter spricht von „gnadenlos vollen Kindergärten“ - habe man konkrete Pläne für eine Übergangslösung: So soll vorläufig eine zehnköpfige Krippe im früheren Kindergarten Zeppelinstraße entstehen, und mit den kirchlichen Trägern verhandle man über weitere Kindergartenplätze - bis dann in drei Jahren die geplante neue Einrichtung eröffne.

Beim Verkehr kommt der Radweg an der Plochinger Straße zur Sprache, unübersichtliche Einmündungen, fehlende Spiegel und wartende Lkws vor dem Cola-Werk - wobei oft nicht die Gemeinde, sondern der Kreis zuständig ist. Und bei der Frage nach einer gar nicht aktivierten Geschwindigkeitsmesstafel verriet Matrohs ein Geheimnis: Sie messe auch ohne Anzeige, in beide Richtungen - so bekomme man eine „ehrlichere“ Statistik. Was den Vandalismus am Grillplatz angeht, zieht er eine rote Linie: Der Platz bleibe vorläufig bestehen, aber „auf Bewährung“ - wenn sich nichts bessere, müsse der Gemeinderat Maßnahmen ergreifen. Das Plädoyer, am 2. Juli wählen zu gehen, können sich Matrohs und Dorner sparen, das übernimmt Bürger Helmut Keusemann. Er wolle am Montag danach gerne von einer „sagenhaften Wahlbeteiligung von über 60 Prozent“ in der Zeitung lesen, sagte er.