Der Anbau soll hinter dem alten Rathaus entstehen. Eine Verbindung wird es per Brücke geben. Foto: Dannath - Dannath

Das neue Rathaus in Wendlingen wird teurer: Ursprünglich waren 2,18 Millionen Euro veranschlagt worden, den neuesten Berechnungen zufolge sind es 2,36 Millionen Euro.

WendlingenDie Kosten für den geplanten Anbau des Wendlinger Rathauses steigen um rund 180 000 Euro beziehungsweise acht Prozent. Das von der Stadt beauftragte Architekturbüro Aldinger aus Stuttgart stellte in der jüngsten Sitzung den endgültigen Entwurf sowie die Kostenberechnung dem Wendlinger Gemeinderat vor. Ursprünglich waren für den aus Platzgründen notwendig gewordenen Neubau 2,18 Millionen Euro veranschlagt worden, den neuesten Berechnungen zufolge wird die Stadtverwaltung 2,36 Millionen Euro berappen müssen. „Das ist aber alles noch im Rahmen“, befand Architekt Jörg Aldinger, „Die Erhöhung von 8 Prozent ist einigen technischen Dingen geschuldet.“

Gründe waren unter anderem Anforderungen an die Baukonstruktion, eine Vergrößerung der Nutzfläche, eine extensive Dachbegrünung statt der ursprünglich vorgesehenen Kiesschicht sowie die Klimatisierung in den Besprechungsräumen in ersten und zweiten Obergeschoss.

Entstehen soll das zweigeschossige Gebäude direkt hinter dem Rathaus aus den 1950er Jahren, also auf der östlichen Seite, mit einer direkten Verbindung per Brücke in beiden Geschossen zwischen altem und neuen Gebäude. Darunter befinden sich bereits bestehend eine öffentliche WC-Anlage und eine Tiefgarage, links ist das Polizeigebäude, rechts der Treffpunkt Stadtmitte. Im ersten und zweiten Obergeschoss des Erweiterungsbaus befinden sich in Richtung Norden bis zu 36 neue Büro-Arbeitsplätze. Auf der Südseite liegen die Besprechungsräume, das Treppenhaus und weitere Nebenräume. Auf dem extensiv begrünten Dach werden Photovoltaikanlagen zur Eigenversorgung mit Strom aufgestellt. Überschüssiger Strom kann ins Netz eingespeist werden. Extensiv begrünte Dächer erhalten sich weitgehend selbst und müssen nicht bewässert werden. Neben Kräutern, Gräsern und Moosen kommen insbesondere verschiedene Sedumarten, die in der Blütezeit gerne von Bienen und anderen Insekten besucht werden, zum Einsatz.

Als Material für die Fassaden schlagen die Architekten eine hochwärmedämmende Fassade mit einer hinter belüfteten Wandbekleidung aus vertikalen Holzlatten aus Weißtanne vor. Durch eine spezielle Oberflächenbehandlung geht die Holz-Oberfläche im Laufe der Zeit in eine natürliche Vergrauung über. „Es ist erst mal kein Nachanstrich erforderlich. Das kann man bis zu 20 Jahre so lassen. Das macht die Fassade sehr wirtschaftlich und langlebig“, erläuterte Aldinger. „Wir wollen natürlich eine langlebige Fassade, die sich gut in die Umgebung einpasst. Aber der Anbau soll das alte Rathaus nicht in den Schatten stellen“, warnte Volker Kleefeld (CDU) und schlug eine Putzfassade in Anlehnung an den Treffpunkt Stadtmitte, der ebenfalls verputzt ist, vor.

Ansgar Lottermann (SPD) machte keinen Hehl daraus, dass er das Rathaus statt des Erweiterungsbaus lieber aufgestockt hätte: „Aber dieser Entwurf ist jetzt das Beste, was man daraus machen kann. Auch die Holzfassade ist beispielhaft von ihrer Nachhaltigkeit. Wenn man 20 Jahre lang nichts sanieren muss, und erst dann eventuell ein bisschen nacharbeiten, ist das vom ökologischen Aspekt her doch sehr gut.“ Dass sich das neue Gebäude gut in die Umgebung einpasst, ist CDU-Gemeinderätin Juliane von Massenbach am wichtigsten: „Man muss diese Gebäude als Ensemble betrachten. In dieser Ecke gibt es bislang noch keine Holzfassade. Ich fände es besser, wenn bei der Fassade bereits vorhandene Elemente vom Rathaus oder vom Treffpunkt Stadtmitte aufgenommen werden würden.“

„Ein 60 Jahre jüngerer Anbau darf ruhig etwas anders aussehen“, hielt Wilfried Schmid (Freie Wähler) dagegen. Ihm war es wichtig, nicht wieder eine langwierige Diskussion wie bei der Sanierung der Uhlandschule, der ehemals „Roten Schule“, vom Zaun zu brechen: „Wir sollten uns eher auf die Meinung der Fachleute wie die Architekten verlassen.“

Aber auch der vorgesehene Betonsockel des Neubaus sorgte für einige Diskussionen. „Das Rathaus ist im Obergeschoss hell gehalten und der Sockel ist eher dunkel. Das kann man bei dem Neubau entweder genauso machen oder umgekehrt. Ist beides spannend“, schlug Aldinger vor. Ein nackter Sockel fand allerdings vor den Augen von SPD-Mann Lottermann keine Gnade: „Das fordert Graffiti-Sprayer doch gerade herzu heraus. Der Sockel sollte auf jeden Fall noch extra verkleidet werden, am besten mit einer Begrünung.“ Mit Begrünungen an solch neuralischen Punkten hat Aldinger zumindest gute Erfahrungen gemacht: „Das kann eine grüne und freundliche Wand werden, die nicht dazu einlädt, besprüht zu werden.“ Und zum Thema Fassadengestaltung: „Das Haus soll sich integrieren und nicht aus dem Umfeld loslösen. Wir sehen eine Holzfassade als Element aus den 50er Jahren, das passt also zum Rathaus. Ich verspreche, dass es keine Holzhütte wie in den Alpen wird, sondern ein modernes Bürogebäude in Wendlingen.“

Bei vier Enthaltungen vonseiten der CDU-Fraktion beauftragte der Gemeinderat das Architekturbüro Aldinger mit der Planung und Durchführung der Arbeiten. Die Themen Fassaden- und Sockelgestaltung werden in der anstehenden Werkplanung ihre endgültigen Formen annehmen. Die Bauarbeiten sollen bereits im Spätherbst 2019 starten, bezugsfertig soll das Gebäude dann im Frühjahr 2021 sein.