Schwitzwasser und Zugluft setzen der Gesundheit von Mutterschafen und Lämmern zu. Foto: Brändli - Brändli

Der Generalunternehmer, der für den Bau verantwortlich ist, hat die Vorwürfe zurückgewiesen und nicht auf die Forderung der Stadt reagiert.

WeilheimEs ist eine böse Überraschung, die der Owener Schäfer Jörg Schmid Ende 2017 erlebt: Gerade erst hat er den kommunalen Schafstall in Weilheim als Pächter übernommen, da offenbaren sich schon massive Probleme. Als der Winter einbricht, bildet sich im Stall Schwitzwasser und setzt der Gesundheit von Mutterschafen und Lämmern zu. Als daraufhin die Windfangnetze entfernt werden, macht Zugluft den Tieren zu schaffen. Für den Schafhalter steht ebenso wie für die Stadt Weilheim fest: Der erst 2014 eingeweihte Landschaftspflegestall weist massive Baumängel auf.

Beinahe anderthalb Jahre später sind die Probleme noch immer nicht beseitigt. Der Grund: Der Generalunternehmer, der für den Bau des Stalls verantwortlich ist, hat die Vorwürfe zurückgewiesen und nicht auf die Forderung der Stadt reagiert, die Missstände zu beheben. Nun läuft ein Beweissicherungsverfahren. „Das soll klären, ob es Baumängel gibt“, sagt Volker Sigel vom Amt für Steuern, Liegenschaften und Verpachtung in Weilheim.

Nur wenn ein Gericht Fehler bei Planung und Bau bestätigt, kann die Stadt gegen den Unternehmer vorgehen und eine Sanierung einfordern. Schäfer Jörg Schmid sehnt das Ende des Beweisverfahrens ebenso wie Volker Sigel herbei. Mit der Situation wird er dieses Mal aber trotzdem gut fertig. „Weil wir in unserem zweiten Winter schon wussten, was auf uns zukommt, haben wir Vorkehrungen getroffen.“ Zum einen habe er dafür gesorgt, dass die Mutterschafe ihre Lämmer schon vor dem Winter zur Welt bringen – und dann wieder im Frühjahr. „Außerdem streuen wir mehr ein und füttern zu.“ Das bereite zwar mehr Aufwand und der Stall könne nicht so genutzt werden wie vorgesehen – „aber mit der Tiergesundheit haben wir keine Probleme“. Er stehe in ständigem Kontakt mit einem Tierarzt. Dazu kommt, dass der Frost in diesem Winter bis jetzt eher mild ausgefallen ist. „Wir hoffen sehr, dass uns Temperaturen von minus 15 Grad auch weiterhin erspart bleiben“, sagt Jörg Schmid.

„Zurzeit kommt regelmäßig eine gerichtliche Gutachterin in den Stall und nimmt Messungen vor“, sagt Volker Sigel. Dass die Untersuchungen erst jetzt stattfinden, liegt an der Witterung: „So schlimm das ist – um festzustellen, wie hoch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeiten im Winter im Stall sind, muss es draußen eben kalt und windig sein“, sagt Sigel. Neben einem bauphysikalischen wird es auch ein veterinärrechtliches Gutachten geben. Der Tiergutachter allerdings ist noch nicht bestellt. Mit den Experten, die die Stadt vorgeschlagen hat, konnte sich der Bauunternehmer offenbar nicht anfreunden. Nun entscheidet das Landgericht darüber, wer die Untersuchungen vornimmt. „Die Stadt war von Anfang an bemüht, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden“, betont Jörg Schmid. Die Verwaltung habe seinem Eindruck nach nichts verschleppt. „Aber die bürokratischen Hürden sind leider enorm.“ Von heute auf morgen lasse sich so etwas nicht aus der Welt schaffen.

Dass die Mängel erst drei Jahre nach Einweihung des Landschaftspflegestalls zutage gekommen sind, hat übrigens auch seine Gründe: Der vorherige Pächter, ein Wanderschäfer, hatte den Stall im Winter gar nicht genutzt.

Der Schafstall in Weilheim ist im Sommer 2014 eingeweiht worden. Sein Bau hat mehr als eine Million Euro gekostet. Rund die Hälfte davon hat die Stadt gezahlt, der Rest kam aus einem Förderprogramm des Landes. Der Landschaftspflegestall soll helfen, die Schäferei aufrechtzuerhalten und die Kulturlandschaft zu schützen.