Quelle: Unbekannt

Eine neue Ausstellung im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb gibt tiefen Einblick in die steinigen Ursprünge der Zivilisation. „Geopark Schwäbische Alb – Faszination Erdgeschichte“ ist noch bis 15. April zu sehen.

SchopflochGesteine sind die Seiten im Buch der Erdgeschichte. Wer einen Blick hineinwerfen will, kann das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb (NAZ) besuchen. Dort beweist die am Sonntag eröffnete Ausstellung „Geopark Schwäbische Alb – Faszination Erdgeschichte“, dass Geologie rockt. Vor Urzeiten ging auf der heutigen Albhochfläche nämlich mächtig die Post ab.

„Die Auffaltung der Alpen und der Einbruch des Rheingrabens sorgten“, so Siegfried Roth, „im Tertiär dafür, dass die Alb kippte und angehoben wurde.“ Umweltkatastrophen wie ein aufkommender Vulkanismus und der Einschlag zweier Meteoriten führten dazu, dass sich die Alb so formte, wie wir sie heute kennen, berichtete der Geopark-Geschäftsführer in seinem Eröffnungsvortrag. Schon das allein bietet eigentlich genügend Stoff für eine Tragödie. Erst recht, wenn man bedenkt, dass in den Gesteinsschichten der Alb ein gigantischer Friedhof liegt.

Ammoniten (rechts und oben) zählen zu den am häufigsten vorkommenden Versteinerungen. Ihr Nachfahre ist der Nautilus (links), der Forschern dabei geholfen hat die Lebensweise und Fortbewegung der Ammoniten im Jurameer zu rekonstruieren. Die Sonderausstellung „Faszination Erdgeschichte“, die aktuell im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb zu sehen ist, öffnet damit mehr als nur ein Fenster in die Vergangenheit.Haußmann Vor etwa 201 bis 145 Millionen Jahren war ganz Süddeutschland und so auch die Schopflocher Alb vom tropischen Jurameer bedeckt. Fische, Seesterne, Muscheln und im späten Jura auch Korallen – viele Organismen fanden laut Roth in dem 20 bis 150 Meter tiefen Meer einen Lebensraum. Nach ihrem Tod sanken die Kadaver auf den Grund, wo sie sich über große Zeiträume hinweg zu immer mächtigerem Kalkschlamm auftürmten. Durch die Auflast wurde der Schlamm mit eingeschlossenen Schalen zu Kalkstein, der heute Auskunft über die damalige Pflanzen- und Tierwelt, aber auch das Klima und die vorhandenen Lebensräume gibt.

Ergänzt werden die theoretischen Inhalte der Schau durch die Versteinerungen von Gerhard Feller. Seit den Fünfzigerjahren hat der Ochsenwanger rings um seinen Wohnort Hunderte von Fossilien zusammengetragen, von denen die Schönsten noch bis 15. April im NAZ zu sehen.

Baden-Württemberg ist steinreich. Granit, Gneis, Muschelkalk, Posidonienschiefer, Sand und Kies sind Beispiele für die Gesteinsvielfalt im Südwesten. Diese mineralischen Rohstoffe sind Teil der Zivilisationsgeschichte. Nicht nur Straßen, Wege und Häuser sind aus ihnen gebaut. Siegfried Roth verbindet mit ihnen auch die wirtschaftliche Entwicklung der Alb. Bestes Beispiel sind für ihn Bohnerze. „Die bohnenförmigen Knollen enthalten“, dem Geopark-Geschäftsführer zufolge, „30 bis 50 Prozent Eisen.“ Die Bohnerz-Verhüttung, die vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert erfolgte, war ein wichtiger Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung auf der Alb. „Sie legte den Grundstein für die heutige moderne, metallverarbeitende Industrie“, wie Roth berichtete. „Ein Beispiel dafür sind die Schwäbischen Hüttenwerke auf der Ostalb oder die Gegend um Tuttlingen, die als Weltzentrum der Medizintechnik gilt.“

Die aktuelle Ausstellung im NAZ öffnet damit nicht nur das Fenster in längst vergangene Welten. Sie zeigt auch, wie Entwicklungen und Veränderungen in der Erdgeschichte die Zivilisation, so wie wir sie kennen, möglich gemacht haben. Nicht umsonst ist der Geopark Schwäbische Alb Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Doch Gutachter der Organisation haben dem Geopark vor geraumer Zeit eine „Gelbe Karte“ gezeigt und fordern viele Verbesserungen. Zu wenig Personal, geringe Finanzmittel: Die Liste mit Kritikpunkten ist lang. Das bedauerte Landrat Heinz Eininger. Das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium hatte beim Regierungsantritt noch verlauten lassen, dass es den Geopark finanziell unterstützt, wie der Chef des Landratsamtes Esslingen berichtete. Doch davon sei aktuell keine Rede mehr. Die Mitglieder des Geoparks Schwäbische Alb, zu denen auch zehn Landkreise zählen, benötigen laut Eininger Unterstützung. Die Mitgliedsbeiträge, die laut Roth in den vergangenen Jahren von 80 000 Euro auf rund 145 000 Euro angestiegen sind, sollten aus Sicht des Landrats mit ebenfalls 145 000 Euro von Landesseite aufgestockt werden. Markus Möller, Erster Landesbeamter im Alb-Donau-Kreis, betonte: „Der Geopark Schwäbische Alb ist nicht nur ein Schaufenster für die Region, sondern aufgrund seiner Besonderheiten für das ganze Land. Die UNESCO-Gutachter haben darauf hingewiesen, dass wir sichtbarer werden müssen.“ Dazu soll die aktuelle Sonderausstellung beitragen, wie das Vorstandsmitglied des Geoparkvereins erklärte.