So sieht der auf den ersten Platz vorgerückte Entwurf der Architekten Anita und Rainer Nitschke aus. Das Besondere am geplanten Gemeinwesenhaus in Köngen: Es kennt kein Hinten und kein Vorne. Modell: N2 Architekten Quelle: Unbekannt

Der Siegerentwurf in der ersten Runde kam aus Dresden, doch er wird nicht als Köngener Gemeinwesenhaus gebaut. Denn in der zweiten Runde des Wettbewerbs wurde er von Anita und Rainer Nitschke von N2 Architekten aus Fellbach überholt. Wen man bei der Kür des endgültigen Siegers auch fragte, alle waren glücklich damit.

Von Peter Dietrich

400 Punkte für den Sieger der ersten Runde, das war ein guter Vorsprung, Anita und Rainer Nitschke hatten als Zweitplatzierte nur 300 Punkte bekommen. „Doch insgesamt gab es 1000 Punkte zu vergeben“, sagte Bürgermeister Otto Ruppaner. In den weiteren Verhandlungsgesprächen ging es um die Bereitschaft der Architekten, den eigenen Entwurf weiterzuentwickeln, um die zu erwartende Zusammenarbeit, die Präsentation, die Honorarvorstellung und vieles mehr. Alles wurde nach einer festen Bewertungsmatrix gewertet. Das Architektenehepaar Nitschke, Jahrgang 1973 und 1982, hat dabei voll überzeugt. Den Kritikpunkt, dass ihr im Eingangsbereich geplantes Jugendcafé den Jugendlichen keinen eigenen Raum biete, griffen sie sofort auf und besserten nach. Erfahrung als Architekten haben die beiden schon lange vor ihrer eigenen Bürogründung gesammelt, seit 2004 und 2007. Sie haben schon etliche Schulen und Mehrzweckhallen gebaut, wenn auch bisher nicht im näheren Umkreis. So wurde der ursprüngliche Siegerentwurf, obwohl er die Vorgaben überzeugend umgesetzt hatte, letztlich vom Thron gestoßen.

„Ich bin froh, dass der zweite Preis gewonnen hat“, sagte die Köngenerin Uschi Bäder. „Er passt sich besser ein als der erste Preis, und er ist barrierefrei.“ Auch CDU-Gemeinderat Hansjörg Schmauk war über diesen Tausch sehr erfreut, die Eingeschossigkeit habe Charme. Sie sorge nicht nur beim Bau, sondern auch langfristig für eine Kostenersparnis - kein Aufzug, keine Wartung. „Der zweite Preis passt sich wunderbar an“, befand Sonja Spohn, ehemalige Gemeinderätin und ehemalige Vorsitzende des Jugendhauses Trafo.

Er sei „voll happy“, sagte ein komplett begeisterter Matthias Dold, Jugendhausleiter seit 1991. „Der Entwurf hat den größten Charme. Es ist ein warmes, freundliches Haus. Das ist ein Haus, in das man gerne hingeht, das wird ein Zuhause für das Ehrenamt.“ Vor siebeneinhalb Jahren, erzählte Dold, habe er dem Gemeinderat die Idee für dieses Haus vorgestellt. „Der Entwurf ist jetzt sehr nahe dran.“ Dold sprach beim Entwurf von fertigen „98 Prozent“ und denkt nun über die restlichen zwei Prozent nach: Könne man das Materiallager mit einem Zugang nach draußen versehen, so dass es beim sommerlichen Abenteuerspielplatz direkt zu nutzen sei? Könnten die Jugendlichen in einer künstlerischen Aktion unter professioneller Anleitung selbst Fliesen legen?

Er sei „froh und überrascht“, sagte auch Martin Raisch, Rektor der Burgschule. Das Gebäude sehe - anders als der erste Preis in seinen Standardformen - zukunftsmäßig aus. Der Jugendhausbereich sei von der Bebauung abgewandt. „Ich bin gespannt auf die Umsetzung.“ Raisch freut sich darauf, wenn die Schule für ihr Abschlussfest nicht mehr nach auswärts gehen muss, weil sie dann endlich selbst genügend Platz hat. Mensa und Mehrzweckraum sollen zusammen 380 Quadratmeter haben.

SPD-Gemeinderat Gerhard Gorzellik hat die Nitschkes bei den weiteren Verhandlungen erlebt und war sehr angetan: „Die haben optimal weiterentwickelt und gezeigt, dass sie flexibel und kostensensibel sind.“ Die Nürtinger Professorin Cornelia Bott, Vorsitzende des Preisgerichts, bescheinigte dem zweiten Preis, dieser sei eine „preiswürdige und wirtschaftliche Arbeit“. „Wir haben das Gebäude in der freien Landschaft gesehen“, sagte Anita Nitschke. „Und kein vorne und hinten“, ergänzte Rainer Nitschke. Der Bau ist deshalb von der Schulhofseite genauso attraktiv wie von der Landschaftsseite. „Da stecken viele Stunden drin“, sagte Nitschke, die Arbeit an Wettbewerben geschehe in der freien Zeit, denn ohne Preis gebe es keine Vergütung. Das junge Büro hat bereits sechs Wettbewerbspreise erhalten. Das Gemeinwesenhaus, sagte Rainer Nitschke, solle auf die Burgschule reagieren, die ein sehr besonderer Bau sei. Es solle aber keine Konkurrenz sein: „Die Schule soll das Hauptgebäude bleiben.“