Am Flügel sitzt Oliver Arnold aus Wernau, der Autodidakt Peter Bogowsky beherrscht als einziges Instrument das Mikrofon. Internationale Hits dichten sie auf Schwäbisch um und bringen damit ihr Publikum zum Lachen. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Von Roland Kurz

Vor dem Duo „Desduo“ ist kein englischer Hit sicher. Aus „Forever young“ wird „Mai Württemberg“, aus „Nightshift“ machen Oliver Arnold und Peter Bogowsky „Naigschifft“. Bei privaten Festen und auf Talent-Veranstaltungen unterhalten der Pianist aus Wernau und der Karaokefan aus Ötlingen seit einigen Jahren, ihr erstes eigenes Konzert gaben sie im März in Asperg. Diesen Freitag sind sie in Reichenbach zu hören.

Das Haus von Oliver Arnold ist leicht zu erkennen. Die Latten am Gartenzaun winken als Pianotasten, Noten zieren die Hauswand und der Türgriff ist mit der Schallplatte „Tulpen aus Amsterdam“ verkleidet. „Unser Hochzeitswalzer“, verrät Arnold, während er durch den mit Notenblättern tapezierten Flur geleitet. Ihm wurde, als er an einem Fasnetsdienstag vor 45 Jahren geboren wurde, die Musik in die Wiege gelegt. Sein Vater war 40 Jahre lang als Alleinunterhalter unterwegs. Oliver Arnold hat sich in seiner Heimatgemeinde Eislingen als Rockmusiker versucht, dann einige Zeit in einem Jazz-Quintett gespielt und mit seiner Frau Anke singt er im Wernauer Chor „Leo Cantabile“, wo er, wenn es nötig ist, auch mal als Dirigent einspringt.

So eine musikalische Grundausbildung kann Peter Bogowsky nicht vorweisen. Der 47-Jährige ist aber seit seiner Schulzeit als Karaokesänger unterwegs. 2004 sind sich die beiden über den Weg gelaufen, besser gesagt zusammen gehockt, und zwar an einem Esslinger Stammtisch für Bücherfans. Mit dem Vorschlag, mal gern was Schwäbisches zu machen, rannte der Sänger beim Pianisten offene Türen ein. „Es ist der Gleichklang, der mich fasziniert“, sagt der selbstständige Deutschlehrer Bogowsky, der bei einem Konzern ausländische Mitarbeiter unterrichtet. Als Beispiel nennt er „Nackt, nackt, nackig vorm Himmelstor“ - im Original „Knockin’ on Heaven’s Door“ von Bob Dylan. Solche Fehlleistungen im schwäbischen Gehirn passieren den beiden häufiger. Autodidakt Bogowsky hat deshalb immer seinen Block dabei, Pianist Arnold fallen die Ideen ein, wenn er im Auto Radio hört oder wenn zum Beispiel einer Frau - er hat überhaupt keine Vorurteile - beim Einparken zuguckt. Und schon hat er auf den Blues „Fever“ den Refrain „Des koscht mi Nerva“ im Kopf. In einem Song haben sie aktuelle Entwicklungen verarbeitet: „Jetz hocksch en dr Turnhalle rom“ erzählt auf die Melodie „Cats in the Cradle“ vom Alltag der Flüchtlinge. „Manchmal reagiert das Publikum verhalten“, berichtet Oliver Arnold, der bei der Stadt Ulm als Inklusionsbeauftragter arbeitet. Den neuesten Song haben die beiden Adele zu verdanken: Aus „Hello from the other side“ wird „Han I s’Dir net geschdern gsagt!“

Nachdem das Duo immer wieder bei privaten Feiern, runden Geburtstagen oder Firmenfesten auftrat und sich die Leute kringelig lachten, trauten sie sich an die Öffentlichkeit. Beim Kulturkreis in Kirchheim-Ötlingen trat „Desduo“ erstmals auf, dann präsentierten sie sich auf Open Stage-Veranstaltungen in der Stuttgarter Rosenau, im Waiblinger Schwanen oder im Glasperlenspiel Aspach. Aus letzterem kam dann die Anfrage, ob sie sie nicht ein eignes Konzert geben wollten. Im März war die Premiere.

Seither geht „Desduo“ in die Offensive: Die beiden haben eine Demo-CD mit fünf Titeln produziert, die sie an Veranstalter verschicken. Das runde Ding verschenken sie auch an Konzertbesucher - kaufen tun die Fans eine kleine Dose mit Filderspitzkraut, auf der die CD klebt. „Krautfunding“ heißt dieser Vorgang, mit dem Arnold“Bogowsky ihre Unkosten decken. Termine hat „Desduo“ schon bis weit ins Jahr 2018 hinein, zum Beispiel in der Alten Mühle Bonlanden oder im Untertürkheimer Kulturtreff. Heute Abend haben es die Musiker nicht weit, sie treten in Reichenbach auf.

Heute Abend tritt „Desduo“ in der Reichenbacher Halle auf. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. An der Abendkasse kosten die Karten 13 Euro.

www.desduo.de