Moderator Peter Röser (stehend) fachsimpelt mit den Jury-Mitgliedern (von links): Lars Künzler, Christian Schröder, Stephan Buch, Bürgermeister Simon Schmid, Andreas Hirschmann und Stefanie Wolf. Foto: Stotz - Stotz

Obwohl die Mitglieder des OGV Hohengehren auf grund des Frosts im vergangenen Jahr kaum Äpfel für Most oder Saft hatten, lieferten sie hohe Qualität bei der Prämierung im Bürgerhaus.

BaltmannsweilerWegen des späten Frostes im April 2017 sind auch auf dem Schurwald die Blüten der Bäume erfroren, die Obsternte fiel daher im Herbst mehr als mager aus. So hatten die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Hohengehren kaum Äpfel für Most oder Saft. Dennoch hielt der OGV an seiner jährlichen Mostprämierung im Bürgerhaus fest. Immerhin zwölf Erzeugnisse gingen an den Start, aber nur ein Most stammte aus dem Vorjahr. Aber schmale Ernte ist nicht gleichbedeutend mit Flaute im Verein: Der OGV steuert neue Aufgaben und Ziele an.

„Es war schon sehr bitter. Wir hatten eine feine Blüte, alles hat sich wunderbar entwickelt, dann kamen zwei Frostnächte und alles war verloren“, erinnert sich der OGV-Vorsitzende Michael Paukert. Ohne Obst kein Saft und Most, doch Paukert und das Vorstandsmitglied Peter Röser mochten nicht untätig bleiben. „Der Frust war groß, aber das Land hat ja noch mehr Produkte, aus denen man etwas Gutes herstellen kann. Und wir wollten etwas finden, mit dem man die Vereinsaktivitäten bereichern kann“, sagte Röser. So begannen sie mit dem Bierbrauen.

Paukert besorgte die Geräte und ließ sich von einem Stuttgarter Hobbybrauer-Verein beraten, dann ging es in seiner Küche ans Werk. „Die ersten Versuche endeten in einer Riesensauerei“, erzählte Röser. Doch davon ließen sie sich nicht aufhalten. Die beiden verfeinerten ihr Handwerk und präsentierten dem Verein nicht nur das von Versuchspersonen als qualitätvoll eingestufte Schurwaldbräu, sondern auch den Vorschlag, eine gemeinsame Ausrüstung anzuschaffen. Damit könnte jedes Mitglied seine Hausbrauerei bis zur steuerfreien Höchstmenge von 200 Litern pro Jahr betreiben. „Das hat der Verein genehmigt, und vielleicht können wir schon nächstes Jahr eine erste Bierprämierung ausrufen“, sagte Röser.

Lediglich neun Moste und drei Fruchtmischungen und damit weniger als die Hälfte der sonst üblichen Erzeugnisse, davon wiederum nur ein Most aus dem Jahr 2017, standen zur Begutachtung an. Entsprechend viel Zeit stand den Sinnen der sechs Juroren, unter ihnen auch Bürgermeister Simon Schmid, und der rund 30 Vereinsmitglieder im Saal des Bürgerhauses zur Verfügung.

Bei früheren Verkostungen seien normale Mostgläser im Einsatz gewesen, erzählte Paukert. Dies habe bei manchen Teilnehmern zu fortgeschrittener Stunde zu etwas undeutlicher Aussprache geführt, was dieses Mal vermieden werden sollte. So standen für die Prüfer kleine Probiergläser bereit. Zunächst jedoch wurde ein Glas „Eichmost“ gereicht, der die Geschmackserinnerung an das Vesper und die Getränke zuvor überlagern und die Sinne auf den Most einstimmen sollte.

Dann galt es, die Produkte nach Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack sowie dem harmonischen Zusammenklang dieser Kriterien zu beurteilen. Gläser wurden prüfend gegen das Licht gehalten und sanft geschwenkt, Nasen senkten sich ins Glas, kleine Schlucke rollten über Zungen und Gaumen, verursachten entschlossenes Kopfschütteln, anerkennendes Nicken oder gar ein zufriedenes Lächeln.

Da für die Publikumswertung pro Tisch nur ein gemeinsamer Bewertungsbogen abgegeben werden konnte, entspannen sich engagierte Diskussionen, oft genug entlang von Nuancen oder Details. „Dieses Verfahren hat die Prämierung bereichert und wesentlich kommunikativer als früher gestaltet“, fand Röser.

Den ersten Platz sicherte sich Peter Ihring, zum ersten Mal dabei, mit einem Most aus dem Jahr 2015. Peter Röser und Alexander Förster, die Produkte aus dem Jahr 2016 eingereicht hatten, folgten auf den Plätzen zwei und drei. „Die Ergebnisse haben gezeigt, dass wir im Verein eine hohe Qualität produzieren“, fasste Röser zusammen. Sollte der Landkreis in diesem Jahr wieder eine kreisweite Prämierung ansetzen, werde der Verein die drei Erstplatzierten dafür melden.

Zunächst aber wollen sich Paukert und Röser auf eine weitere Aufgabe konzentrieren. „Der Verein hat uns beauftragt, als großes Zukunftsprojekt die Planungen für ein eigenes Vereinsheim in Angriff zu nehmen“, berichtete Paukert. Als Zeitschiene stehen fünf Jahre im Raum.