Jugendliche sind mit offenen Augen und einer App durch die Stadt gelaufen. Lob und Kritik haben Marlene und Munir gestern vorgestellt. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Skatepark, Jugendzentrum, freies WLAN: Plochingen hat vieles zu bieten, was Jugendliche gerne nutzen. Einiges ist aus ihrer Sicht aber auch verbesserungswürdig. Ihre Beobachtungen haben die Schüler des Beteiligungsprojektes „Stadtdetektive“ gestern Morgen im Alten Rathaus Vertretern der Stadt vorgestellt.

Von Greta Gramberg

„Ziemlich heruntergekommen und auch gefährlich!“, steht unter dem trostlosen Foto einer zerfurchten, hügeligen Wiese. Jugendliche haben es mit der Smartphone-App „#stadtsache“ geschossen, die gleich den Aufnahmeort markiert hat: Es handelt sich um den Bikepark am Plochinger Dreieck. Die Stadtdetektive haben ihn in die Kategorie „#Schon nicht schlecht“ eingeordnet. Wie so vieles, das sie auf ihren Streifzügen entdeckt haben, finden die Teilnehmer die Idee gut. Aber der Platz ist nicht gerade ansehnlich, abgelegen und der Weg über Kreis- und Landesstraßen ist nicht gesichert.

„Das ist echt lebensgefährlich“, schilderte Marlene Theiss die Situation. Gemeinsam mit dem Projektkameraden Munir Guaaybess präsentierte die 14-Jährige den Verantwortlichen der Stadt und zahlreichen Mitschülern die Ergebnisse des Projektes „Stadtdetektive“. 20 Jugendliche der drei weiterführenden Schulen Plochingens haben am 13. und 14. Juli Stadtrundgänge gemacht. Dabei hatten die 13- bis 16-Jährigen die erwähnte App zur Hand, mit der sie ihre Beobachtungen in Bild und Ton dokumentieren konnten. Für die Präsentation haben sie alles in drei Kategorien von „Schätze“ bis „Müll“ eingeordnet.

Initiator des Projektes ist die Jugendarbeit in Plochingen, der Landkreis unterstützt es mit Fördermitteln aus dem ESF-Programm „Jugend stärken im Quartier“. Fazit ist: Es gibt einige Orte, die die Jugendlichen grundsätzlich gut finden und wo sie sich in ihrer Freizeit gerne treffen, wie etwa Parks oder Spielplätze. „Es gibt viele abgeschirmte Bereiche, wo man seine Ruhe hat“, lobte Marlene etwa den Bruckenwasen. Auf der anderen Seite fehlen den Schülern oft Sitzmöglichkeiten, Schutz gegen Sonne und Regen oder - wie beim Bikerpark - ein gewisses Maß an Aufsicht. „Wenn ein Unfall passiert, ist da niemand“, gab die Siebtklässlerin zu bedenken. Vielerorts haben die Stadtdetektive Schäden und Müll kritisiert. Und sichere Übergänge für Fußgänger und Radwege sind nicht nur am Bikerpark ein Thema.

Die Vertreter der Verwaltung und des Gemeinderats waren beeindruckt von der Präsentation. „Es gibt keinen Platz, der nicht beleuchtet worden ist“, sagte Beigeordneter Michael Hanus, der den Bürgermeister vertrat. Bei Vandalismus sei auch die Verwaltung ein stückweit ratlos. Hanus forderte die Jugendlichen auf, es zu melden, wenn sie andere dabei beobachten. Einige Ideen trafen auf offene Ohren. Die Jugendlichen monierten etwa, dass es keine Bäder oder Brunnen zur Erfrischung gebe - und an der Badestelle am Neckar keine Aufsicht sei. „Beim Thema Baden ist es sicher mal eine Überlegung wert, was man machen könnte“, sagte CDU-Rat Reiner Nußbaum in Hinblick auf eine schönere Badestelle. Michael Burbach, Leiter der Jugendarbeit in Plochingen, griff den Wunsch nach einer Disco für 14- bis 17-Jährige auf und stellte in Aussicht, etwas im Jugendzentrum zu organisieren.

Bei anderen Wünschen dämpften die Amtsleiter aber die Hoffnungen der Schüler. Der sichere Fußgängerüberweg zum Bikerpark ist Ordnungsamtsleiter Uwe Bürk zufolge ein schwieriges Thema, weil außerorts viele Behörden mitsprechen. „Wir müssen die Erreichbarkeit optimieren, das nehmen wir mit.“

Ende des Jahres soll es ein weiteres Treffen zwischen Jugendlichen und Stadtvertretern geben. „Wir werden uns in den nächsten Monaten damit beschäftigen, sodass man bei der nächsten Sitzung vielleicht schon erste Ergebnisse hat“, sagte Michael Hanus. Das Projekt wird künftig jährlich mit neuen Rundgängen weitergedreht.