Gratulation vom Amtskollegen aus Plochingen: Ferdinand Rentschler (rechts) nach der gewonnenen Wahl mi t Frank Buß. Foto: Kaier - Kaier

Ferdinand Rentschler wurde am Sonntag für weitere acht Jahre zum Bürgermeister in Lichtenwald gewählt. Der 34-Jährige kam aber nur auf 70 Prozent der Stimmen, da es viele Protestwähler gab.

LichtenwaldViele andere Namen auf den Stimmzetteln“ – was schon kurz nach der ersten Auszählung im Hegenloher Bürgerzentrum die Runde machte, war der Grund dafür, dass selbst die „Schnellmeldung“ zum Ergebnis der Lichtenwalder Bürgermeisterwahl am Sonntagabend erst außerordentlich spät vorlag. Um 19.37 Uhr verkündete Karin Heuberg, die stellvertretende Bürgermeisterin der Schurwaldgemeinde: Ferdinand Rentschler (CDU) ist mit 70,54 Prozent der abgegebenen Stimmen wiedergewählt. 325 Wähler schrieben einen anderen Namen auf ihren Stimmzettel und drückten damit ihr Missfallen gegen den Kurs des 34 Jahre alten Amtsinhabers aus. Das hatte sich schon vorige Woche angedeutet. Vor allem Eltern hatten kritisiert, dass die Mehrheit des Gemeinderats und mit ihr Bürgermeister Rentschler sich bei der anstehenden Sanierung der örtlichen Grundschule nicht für eine zukunftsfähige Lösung ausgesprochen habe.

Von 2186 Stimmberechtigten waren am Sonntag 1181 Lichtenwalder zur Wahl gegangen, davon hatten sich 206 für die Briefwahl entschieden. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 53,11 Prozent. 58 Stimmen waren ungültig.

Wie viele Lichtenwalder und andere Rathauschefs aus dem Landkreis, die ins Bürgerzentrum gekommen waren, wurde der Amtsinhaber lange auf die Folter gespannt. Als dann endlich das Ergebnis vorlag, entspannten sich seine Gesichtszüge. Die 8 davor wäre ihm lieber gewesen, sagte Rentschler gegenüber der EZ. Aber angesichts einer „überraschend hohen Wahlbeteiligung“ seien 70 Prozent für ihn „ein respektables Ergebnis, ja sogar ein super Ergebnis“. Vor allem im Blick auf die Diskussionen und versteckten Attacken der vergangenen Wochen. Mit der relativ hohen Zahl von Protestwählern gehe er gelassen um. Vom Ausgang der Wahl fühle er sich „sehr bestätigt“, sagte der 34-Jährige. Das sporne ihn an, die nächsten acht Jahre kraftvoll anzugehen.

„Da wird Herr Rentschler über manches nachdenken müssen“, war die erste Reaktion von Karin Heuberg, die die Fraktion der Lichtenwalder Bürgerliste (LBL) im Gemeinderat anführt. „Er wird sicher schlaflose Nächte haben.“ Der 34-Jährige habe in seiner ersten Amtsperiode „eine fantastische Arbeit geleistet“, sagte Heuberg. Gut findet sie vor allem, dass der Rathauschef sehr auf das Geld schaut. „Doch er wird einiges verbessern müssen. Denn anscheinend fühlen sich einige von ihm über den Tisch gezogen.“ Was man ihm genau vorwirft, vermag sie nicht zu sagen. Aber die vermutet, dass der Protest vor allem aus Elternkreisen kommt. Was die Modernisierung der Grundschule angeht, habe man jetzt eine Alternative auf dem Tisch, so die LBL-Fraktionschefin. „Ich bin mir sicher, es wird eine positive Lösung geben.“ Bei der ganzen Auseinandersetzung müsse aber festgestellt werden: „Auch der Gemeinderat hat Fehler in der Kommunikation mit dem Bürgermeister gemacht. Es liegt nicht nur am Bürgermeister, dass manches nicht gut gelaufen ist.“

Ute Hosch (LBL) findet es „toll, dass ein Drittel der Wähler nein gesagt hat. Viele haben die Chance genutzt und ihre Meinung gesagt. Das ist Lichtenwald: ein rebellisches Dorf.“ Als Grund für den Protest sieht Hosch, „dass es keinen guten Kontakt zwischen Gemeinde und Bürgern gibt. Die Bürger wollen mitgestalten und mit ins Boot geholt werden.“ Die CDU sei über das Ergebnis „ausgesprochen froh“, sagte deren Fraktionssprecherin Martina Häußermann. „Mit diesem Ergebnis kann Herr Rentschler wunderbar in die zweite Amtszeit gehen.“ Dass es so viele Nein-Stimmen gegeben habe, sei in der Demokratie legitim. Häußermann ist überzeugt, dass sich die Situation bald befriedet. „Wir sind mit der Schule auf einem guten Weg.“

„Ferdinand Rentschler hat erfolgreiche Jahre absolviert und es ist gut, dass er sie fortsetzen kann“, sagte Lothar Pfizenmaier (Freie Unabhängige Wähler). „Fast 30 Prozent Stimmen für andere Kandidaten sind natürlich ein Hinweis, dass er die eine oder andere Überlegung aus der Bürgerschaft ausgiebiger durchdenken und Lösungen finden könnte, die den Bürgern eher entgegenkommen. Weniger mit dem Kopf durch die Wand und mehr diskutieren, damit täte er sich sicher einen Gefallen. Etwas mehr Feingefühl und weniger verbissen denken, das wäre anzuraten. Aber auch wenn er manchmal etwas mehr auf uns hören könnte, gibt es vonseiten des Gemeinderats ganz klar offene Türen für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Beinahe ein Drittel Protestwähler seien „ein Wort, aber letztlich doch eine Minderheit, meinte Peter Wöhr (CDU). „Der Bürgermeister muss nun seine Aufgabe darin sehen, die Menschen alle wieder hinter sich zu bekommen und mit Taten zu überzeugen. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass er sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen wird.“ Armin Storz (LBL) sagte: „Die vielen Protestwähler sagen, dass nicht immer alles richtig gemacht wurde. Es ist ein Weckruf, künftig mehr auf die Bürger einzugehen und enger mit dem Gemeinderat zusammenzuarbeiten.“ Constanze Pfaff (LBL) findet, dass mit dem Wahlergebnis „auch der Gemeinderat abgestraft wurde. Es ist eine Aufforderung, die Kommunikation Verwaltung-Gemeinderat zu verbessern. Dafür müssen aber beide etwas tun.“

Es kommentiert EZ-Redakteur Harald Flößer.