Das VHS-Schild am Schulgebäude, wo sich noch das Büro befindet, ist in wenigen Tagen Vergangenheit. Für das Kulturbüro will der Gemeinderat zusammen mit örtlichen Künstlern Perspektiven entwickeln. Foto: Stotz - Stotz

Die VHS Lichtenwald gibt ihre Selbstständigkeit auf und gliedert sich der VHS Esslingen an. Für die Nutzer könnte das Vorteile haben, denn es gibt dann wieder mehr Kursstunden.

LichtenwaldDie Volkshochschule (VHS) Lichtenwald kehrt am 1. März nach 15 Jahren der Selbstständigkeit unter das Dach der VHS Esslingen zurück. Der Gemeinderat sieht damit die Möglichkeit, Synergieeffekte zu nutzen, den Verwaltungsaufwand zu verringern und die Zahl der Unterrichtsstunden in der Gemeinde zu erhöhen. Nicht zuletzt steht die Pflicht ins Haus, bis 2022 ein Qualitätsmanagement zu installieren und die Einrichtung zertifizieren zu lassen. Dies wäre jedoch für eine kleine VHS nicht leistbar.

Der Volkshochschulverband Baden-Württemberg hat einen Entwicklungsplan für seine 169 Mitgliedseinrichtungen verabschiedet. Danach ist es für jede Volkshochschule im Land Pflicht, sich spätestens bis 2022 in einem Qualitätsmanagement-Verfahren zertifizieren zu lassen, alle Einrichtungen mit einer hauptamtlichen Leitung zu besetzen und in Kooperationsstrukturen einzubinden, um ein breiteres Bildungsangebot dezentral zu gewährleisten.

Im Kreis Esslingen betreiben derzeit die drei Schurwaldgemeinden Aichwald, Baltmannsweiler und Lichtenwald eine selbstständige VHS, alle anderen Kommunen haben sich den Volkshochschulen der Großen Kreisstädte angeschlossen. Auch in Lichtenwald wurde seit geraumer Zeit über einen Anschluss an die VHS Esslingen nachgedacht, unter deren Dach Kurse und Unterricht im Ort bis Ende 2003 angeboten worden waren. Zu diesen Überlegungen hatte beigetragen, dass in den vergangenen Jahren, in denen durchschnittlich rund 170 Unterrichtseinheiten jährlich erbracht wurden, immer häufiger Kursangebote wegen zu geringer Teilnehmerzahlen abgesagt werden mussten und dadurch zuletzt ein jährliches Defizit von etwa 14 000 Euro entstanden war.

Deutlich mehr Kurse möglich

Die Pflicht zur Zertifizierung hätte die Gemeinde zudem überfordert. „Ein professionelles Verfahren im Qualitätsmanagement ist hochkomplex, das macht man nicht nebenbei“, sagte Bürgermeister Ferdinand Rentschler. Zudem sei die Gemeinde nicht in der Lage, die verlangte hauptamtliche Stelle als VHS-Leitung zu finanzieren. Der bisherige VHS-Leiter Mike Schattschneider hatte eine Teilzeitstelle und wechselt kürzlich nach Stuttgart. Wie Arne Zielinski, der Betriebsleiter der VHS Esslingen, in der Gemeinderatssitzung erklärte, werde Lichtenwald von einem Anschluss profitieren. „In unserem Verständnis ist die Erwachsenenbildung ein Teil der Daseinsvorsorge. Deshalb wollen wir die Angebote vor Ort wesentlich ausbauen“, sagte er. So könnte die Zahl der Unterrichtseinheiten in der Gemeinde um etwa das Sechsfache auf rund 1000 erhöht werden. Zudem stünde Lichtenwald der Zugriff auf den Esslinger Pool von rund 600 Dozenten offen, wobei klar sei, dass die bisherigen Dozenten Vorrang hätten. Die professionelle Leitung werde die Außenstellenleiterin von Reichenbach gewährleisten.

Der Gemeinderat stimmte dem Anschluss bei drei Enthaltungen zu, wobei dem Vorhaben einiges an Perspektiven zugestanden wurde. „Das Konzept überzeugt mich. Was bisher an unserer VHS Qualität hatte, bleibt, und wir bekommen eine Professionalisierung der Erwachsenenbildung“, sagte Werner Kiepfer (CDU). Auch Constanze Pfaff (LBL) sah gute Möglichkeiten, da Zielinski versichert hatte, dass die Vernetzung und Zusammenarbeit mit den Vereinen im Ort „ein zentraler Erfolgsbaustein“ für eine Volkshochschule sei und künftig auch Angebote für Kinder zu erwarten seien.

Weil die VHS-Leitung und die Funktion des kommunalen Kulturbeauftragten, die bisher Mike Schattschneider in Personalunion ausgeübt hatte, nicht immer einfach zu unterscheiden waren und künftig getrennt sein werden, will sich das Gremium in nächster Zeit mit den örtlichen Künstlern zusammensetzen, um Perspektiven zu entwickeln. „Unsere Aufgabe ist es, Kunst und Kultur wieder den Stellenwert zu geben, den sie in den vergangenen Jahren verloren haben, Lichtenwald wieder zum Künstlerdorf zu machen und dies professionell zu begleiten“, sagte Karin Heuberg (LBL).