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Von Christian Dörmann

Gewonnen und doch verloren: Die beiden CDU-Platzhirsche Markus Grübel und Michael Hennrich haben ihr Direktmandat behauptet - doch der Stimmenschwund ist enorm. Was ihnen gegenüber der Bundestagswahl von 2013 fehlt, dürfte zu einem großen Teil der AfD zugute gekommen sein. Die Erststimme als Instrument der Persönlichkeitswahl? Da kommen Zweifel auf, ob Personen und deren Wirken für die Menschen in ihren Wahlkreisen tatsächlich erste Priorität bei der Entscheidung haben.

Eine Denkzettelwahl war es auch in den beiden Wahlkreisen des Landkreises. Hier, in einer der wohlhabendsten Regionen Europas, findet der Rechtspopulismus eine erkleckliche Zahl von Anhängern. Vielleicht reagiert man gerade in Wohlstandsregionen besonders empfindlich auf Entwicklungen, welche diesen Wohlstand vermeintlich gefährden könnten. Auf die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel zum Beispiel. Wie gut, dass es viele Menschen in den Städten und Gemeinden des Landkreises gibt, die sich mit beispiellosem Einsatz für die Integration von Flüchtlingen einsetzen. Das ist positiv. Die AfD ist es nicht.

Den Abgeordneten, die den Landkreis künftig in Berlin vertreten, kommt mehr denn je die wichtige Aufgabe zu, sich auf die offenkundig vorhandenen Sorgen der Bürger in ihren Wahlkreisen einzulassen. Auch gegen den Trend einer Verdrossenheit, weil man den Entscheidungsträgern in Berlin nicht mehr viel zutraut. In diesem Zusammenhang ist es schädlicher denn je, dass der wirtschaftsstarke und bevölkerungsreiche Wahlkreis Esslingen wieder nur einen Abgeordneten stellt. Natürlich war die Grübel-Herausforderin Regina Rapp (SPD) ein „Frischling“ im Kandidaten-Karussell. Doch anstatt aussichtsreiche Listenplätze vornehmlich an prominente und „verdiente“ Bewerber zu vergeben, sollte man vielleicht die Bedeutung eines Wahlkreises nicht ganz aus dem Auge verlieren.