Der neue Plochinger Gemeinderat: unterm Fenster die SPD, links ums Eck die ULP, hinten rechts die OGL und ganz rechts die CDU. Foto: Tom Weller - Tom Weller

Ein starker Jahrgang 2000, ein Comeback mit 76 und eine neue unabhängige Liste: So präsentiert sich der neue Plochinger Gemeinderat, der jetzt in der Pflicht steht.

PlochingenDer Auftakt war sehr harmonisch. Die Beschlüsse zur Besetzung der gemeinderätlichen Ausschüsse, die ab sofort etwas veränderte Namen tragen und um ein Gremium für Migration und Integration erweitert wurden, gingen alle einstimmig über die Bühne. Dass das in der Amtsperiode des neu gewählten Plochinger Gemeinderats so bleiben wird, ist allerdings mehr als unwahrscheinlich.

Acht der 22 Stadträtinnen und Stadträte, die Bürgermeister Frank Buß am Dienstagabend auf ihr Amt verpflichtet hat, sind neu in den Gemeinderat gerückt. Dafür hatten die Freien Wähler – wie berichtet – nach internen Querelen zwischen Gemeinderatsfraktion und Ortsverein keine Liste mehr zusammengebracht.

Senkrechtstarter unter den acht neuen Mitgliedern ist das Quartett der neuen Unabhängigen Liste Plochingen (ULP), das vor allem das Bürgerbegehren für ein neues Stadtbad eint. Angeführt von Harald Schmidt, der vor fünf Jahren noch erfolglos für die Freien Wähler kandidiert hatte, und gefolgt von Klaus Hink, langjähriger Solist der Bürgerliste, der nach fünf Jahren Abstinenz mit 76 Jahren sein kommunalpolitisches Comeback feiern kann. Zudem haben Irene Blümlein und die junge Janina Guilliard auf der Liste der ULP den Einzug ins Alte Rathaus geschafft. Überhaupt jung: Die Wählerinnen und Wähler haben drei Kandidatinnen und Kandidaten Jahrgang 2000 ins Alte Rathaus geschickt. Die beiden anderen neben Guilliard bereichern die Offene Grüne Liste (OGL), die schon bei der Vergabe der Listenplätze gezielt den Nachwuchs gefördert hat. Neben Lorenz Georg Moser und Lara Kerner sind aber auch Peter Litz und Constanze Hapke-Amann neu für die OGL in den Gemeinderat eingezogen. Die Grünen konnten sich um einen Sitz auf fünf Mandate steigern. Der langjährige Stadtrat Stefan Kirchner hat nun die Aufgabe, seine vier neuen Mitstreiter in die Tiefen der Kommunalpolitik einzuführen. Rainer Theobald, der sich neben Kirchner als einziger der vormaligen OGL-Fraktion wieder zur Wahl gestellt hatte, ist auf der ersten Nachrückerposition.

Bürgermeister Frank Buß sicherte allen Neuankömmlingen die Unterstützung der Verwaltung bei der Einarbeitung in die komplexen Themen zu. Und er hatte gleich auch noch etwas Statistik im Gepäck: Sechs Ratsmitglieder leben in den Lettenäckern, jeweils acht auf dem Stumpenhof und im Stadtgebiet. Mit acht weiblichen Mitgliedern hat der neue Gemeinderat einen Frauenanteil von rund 36 Prozent. Mit den jüngsten Ratsmitgliedern senkt sich das Durchschnittsalter im Gemeinderat von zuletzt 56 auf 55 Jahre. Zwischen dem ältesten Stadtrat und der jüngsten Stadträtin liegen knapp 60 Jahre. Die jüngste Fraktion ist die OGL mit einem Altersschnitt von 44 Jahren, die älteste die SPD, deren Durchschnittsalter der Schultes diskret verschwieg. Letztere ist mit den bewährten Kräften wieder im Rathaus vertreten, hat allerdings mit sechs Sitzen ein Mandat verloren. Und sie muss auf ihren bisherigen Fraktionschef Gerhard Remppis verzichten, der sich nach 51 Jahren aus der Rathausrunde zurückgezogen hat. Die CDU bleibt bei sieben Sitzen und ist damit die stärkste Fraktion. Damit sind auch alle Stadträtinnen und Stadträte wieder mit dabei. Karel Markoc, der zuvor für die Freien Wähler im Rathaus saß und nach deren Aus für die CDU kandidierte, ist auf dem ersten Nachrückerplatz.

Mit den neuen Sitzverteilungen im Rathaus darf man auf die Mehrheitsbildungen gespannt sein. Ob die ULP die Reihen im bürgerlichen Lager so schließen wird wie zuvor die Freien Wähler mit der CDU ist fraglich. Auf alle Stadträtinnen und Stadträte werden jedenfalls bewegte Zeiten zukommen, skizzierte Buß die Herausforderungen von den aktuellen Problemen in der Kinderbetreuung über die Sanierung des Gymnasiums, der Otto-Konz- und verlängerten Hafenbrücke, der Sportstätten inklusive der Stadtbad-Frage über den angespannten Wohnungsmarkt bis zum Sanierungsgebiet Fils-West. „Die Aufgaben werden uns finanziell und administrativ an unserer Grenzen bringen“, so Buß. Zumal sich die Konjunktur eintrübe. Er hoffe, dass die bislang konstruktive Zusammenarbeit im Gemeinderat und der respektvolle und wertschätzende Umgang miteinander weiterhin gepflegt werde.