01.01.2019 Auf der B27 bei Aichtal hat sich ein tödlicher Unfall mit 19 Verletzten und zwei Toten ereignet.

 Foto: SDMG

Ein 39-jähriger Vater und sein zehnjähriger Sohn sind in der Neujahrsnacht bei einer Massenkarambolage auf der B 27 gestorben. 15 weitere Personen wurden verletzt.

Kreis EsslingenDas neue Jahr war genau eine Stunde alt, als eine Schreckensmeldung die Einsatzkräfte alarmierte: Unfall auf der B 27 beim Aichtalviadukt, mehrere Personen verletzt, zum Teil eingeklemmt. Ersthelfer Arslan Ezel hatte den Notruf über die Internationale Notrufnummer 112 abgesetzt. Er ist geschockt: „Wir waren auf der B 27 zu einer Feier unterwegs, als vor uns plötzlich die Warnlichter angingen. Ich bin sofort aus dem Auto ausgestiegen und nach vorne gerannt, um nach den Verletzten zu schauen.“ Er sah auch den zehnjährigen Jungen. „Ich wollte ihm helfen, musste aber feststellen, dass da keine Regung mehr war. Da habe ich sofort den Notarzt gerufen.“

Inzwischen ist die Rettungskette angelaufen: Feuerwehr, Polizei, erste Rettungswagen und Notärzte treffen an der Unfallstelle ein. Die Lage ist unübersichtlich. Das bestätigt später auch Marc Lippe, Einsatzleiter Rettungsdienst: „Die sieben beteiligten Fahrzeuge waren über mehrere hundert Meter verteilt. Es war schwierig, eine erste Übersicht zu bekommen. Der Nebel erschwerte die Situation.“ Die eintreffenden Rettungskräfte beginnen sofort, die Verletzten zu versorgen. Einige müssen reanimiert werden. Für zwei Personen kommt jedoch jede Hilfe zu spät. Ein zehnjähriger Junge und sein 39-jähriger Papa sterben noch an der Unfallstelle. Ein weiterer Verkehrsteilnehmer wird lebensgefährlich verletzt. „Insgesamt mussten wir 17 Menschen versorgen, neun davon hatten schwere Verletzungen“, resümiert Marc Lippe später.

Für ihn ist ein Unfall solchen Ausmaßes eine Ausnahme: „Eine solche Lage hatten wir seit 20 Jahren nicht mehr.“ An der Unfallstelle herrscht gespenstische Stille. Nur die Martinshörner der Einsatzkräfte sind noch zu hören. Einsatzleiter Jochen Thorns von der Feuerwehr Filderstadt koordiniert gemeinsam mit den organisatorischen Leitern der Rettungsdienste die Arbeiten an der Unglücksstelle. Gefühle müssen dabei hintenanstehen, wie Thorns betont: „Bei einem solchen Ereignis ist Professionalität gefragt. Die Verunfallten brauchen unsere schnelle Hilfe.“ Die bekommen sie von mehr als 130 Einsatzkräften, die mit 43 Fahrzeugen vor Ort sind. Zur Unterstützung ist auch der Einsatzleitwagen 2 (ELW2) des Landkreises, der in Esslingen-Hegensberg stationiert ist, hinzugerufen worden.

Während die Rettungskräfte von DRK und Malteser ein Zelt aufbauen und Patienten im Versorgungsbus betreuen, leuchtet die Feuerwehr die Unfallstelle aus. Mittlerweile ist die B 27 zwischen Filderstadt und Aichtal beidseitig komplett gesperrt. „Auf der Gegenspur hielten besorgte Verwandte oder Bekannte von Unfallbeteiligten an und dadurch entstand eine weitere gefährlich Situation“, erklärt Jochen Thorns.

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei hatten Nebelbänke in der Nacht zu Neujahr für mehrere Auffahrunfälle gesorgt. Als die Beteiligten ihre Fahrzeuge verlassen wollten, konnte ein nachfolgendes Auto nicht mehr rechtzeitig bremsen und raste in die Unfallstelle. Dass einige der Verletzten nicht sofort versorgt werden konnten, belastete die Einsatzkräfte zusätzlich. „Wir haben den psychologischen Nachsorgedienst vor Ort. Die Psychologen betreuen nicht nur die Unfallbeteiligten und deren Angehörige, sondern auch unsere eigenen Kräfte und die Feuerwehrangehörigen“, sagt Marc Lippe.

Nach und nach fahren Rettungswagen mit den zum Teil Schwerverletzten in die umliegenden Kliniken. Die Feuerwehrkräfte errichtet einen Sichtschutz, um den Leichenwagen abzuschirmen. Abschleppdienste bergen die beteiligten Fahrzeuge.

Am Neujahrsmorgen bleibt die Bundesstraße 27 im Bereich der Unfallstelle bis 8.30 Uhr voll gesperrt. Den Schaden beziffert die Polizei auf rund 80 000 Euro. Die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei habe auch in dieser unübersichtlichen Lage bestens funktioniert, bestätigen die Einsatzleiter Jochen Thorns und Marc Lippe. Aber beide betonen: „Das war kein guter Start in das neue Jahr.“