Ein leidenschaftliches Team sind Michael Lieb und Felix Heller, die Köpfe des Metropol-Orchesters. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Unterhaltung und ernste Musik sind für Felix Heller kein Widerspruch. „Da tun sich die Deutschen ein wenig schwer“, findet der Sänger und Conférencier, der an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart Sprecherziehung studiert hat. Popsongs der Band Coldplay und die anspruchsvolle Klassik Dmitri Schostakowitschs sind für den 28-Jährigen kein Widerspruch. Deshalb hat der gebürtige Brandenburger mit dem Pianisten Michael Lieb das Metropol-Orchester gegründet. Da wagen Studenten und Absolventen der Stuttgarter Musikhochschule in wechselnder Besetzung innovative Crossover-Projekte. Am 4. Februar gastieren die jungen Künstler bei den Köngener Kulturtagen.

Zwar haben Heller und Lieb ihr Studium schon abgeschlossen. „Aber die Kulturszene in Stuttgart reizt uns einfach“, sagen die zwei. Da wollen sie auch künftig künstlerisch tätig sein. Deshalb haben sie mit anderen Studierenden und Absolventen das Orchesterprojekt ins Rollen gebracht. Sprecherzieher Heller, der in Frankfurt/Main an der Hochschule jungen Opernsängern das Sprechen auf der Bühne beibringt, führt souverän durch das Programm. Wer den eloquenten Potsdamer auf der Bühne erlebt, kann sich seiner Leidenschaft schwer entziehen. Als Sänger ist er Frontmann der Formation. „Ich bin ein Baritenor“, beschreibt er seine Stimmlage und lacht. In Schubladen lässt sich der eigenwillige Künstler ungern zwängen. Er liebe es, Grenzen zu überschreiten.

Bekenntnis zur Revue

Für Michael Lieb sind die Konzerte des Metropol-Orchesters Revuen, wie man sie aus den 20er-Jahren kennt. Die Zeit zwischen den Weltkriegen hat es ihm angetan. Aber sein musikalisches Spektrum reicht sehr viel weiter. „Swinging Century“ (deutsch: swingendes Jahrhundert) lautet der Untertitel der musikalischen Zeit- und Weltreise. Melodien aus der Musicaltrilogie „Der Herr der Ringe“ nach John Ronald Tolkien finden sich ebenso im Repertoire wie Chansons von Hildegard Knef. Die Schauspielerin, die in den 60er-Jahren mit ihrer rauchigen Stimme für Furore sorgte, ist für Heller ein Vorbild. „Sie hat es geschafft, mit Herbert von Karajan in der Berliner Philharmonie aufzutreten.“ Diesen Spagat zwischen ernster Musik und „Entertainment im besten Sinn“ will auch Heller wagen.

Auch Michael Lieb ist es ein Anliegen, einem möglichst breiten Publikum anspruchsvolle Musik nahe zu bringen. Deshalb leitet der Dirigent und Pianist unter anderem den Novelli-Chor der Concordia in Notzingen. „Ich finde es inspirierend, mit Laien zu arbeiten“, sagt der frischgebackene Hochschulabsolvent. Seine Sängerinnen und Sänger sprühten vor Ideen. „Diese Schätze will ich heben, ihnen Lust machen, Ideen auszuleben.“ Aufzwingen will er seinem jungen Chor nichts. Aber er sei immer wieder über die Motivation der Mitglieder verblüfft. Neulich fachsimpelte ein Chormitglied mit ihm via Whatsapp über eine Partitur. Da ist der 26-Jährige schon ein bisschen stolz, „wenn ich die Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen so weit bringen kann“. Und der quirlige Bandleader, der mit seiner Formation Panajah kürzlich das Debutalbum herausgebracht hat, will die Freizeitsänger fordern. Deshalb plant er im Frühjahr „Carmina Burana“ als offenes Chorprojekt.

Ungewöhnliche Arrangements

Dass seine Chorsänger bei den Konzerten des Metropol-Orchesters schon einen kleinen Fankreis bilden, freut Michael Lieb. Er und Felix Heller wollen „das Publikum mit ungewöhnlichen Arrangements verblüffen“. Das Bekannte aus neuer Perspektive zu betrachten, ist ihr großes Ziel. Wichtig ist ihnen, die Arrangements selbst zu schreiben. „Wir ermutigen auch unsere Mitspieler, sich da dran zu wagen“, sagt Felix Heller.

Im Orchester, das mit bis zu 37 Musikern auftritt, sitzen Schulmusiker neben Hauptfach-Geigern. Den Köpfen des Metropol-Orchesters ist es wichtig, „dass jeder vom anderen profitiert, neue Möglichkeiten entdeckt“. Was die Unterhaltungsmusik angeht, hätten ja die breit aufgestellten Schulmusiker oft das feinere Gespür, findet Heller. Das Knistern zwischen den so unterschiedlichen Musiker-Temperamenten wollen er und sein Mitstreiter Michael Lieb bei den Konzerten entfalten.

Das Metropol-Orchester spielt am Samstag, 4. Februar, ab 20 Uhr in der Eintrachthalle am Kiesweg. Karten kosten im Vorverkauf 15 Euro. Vorverkaufsstellen sind unter anderem das Rathaus Köngen, die Bücherei Köngen, und die Bücherecke Rehkugler. Nur in der Köngener Bücherei können Eintrittskarten reserviert werden: Tel. 0 70 24/98 35 00.