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Das Plochinger Kino könnte das beliebteste der Republik werden. Die Entscheidung fällt am Donnerstag.

PlochingenDas Plochinger Union-Theater ist wieder unter den Top 10 von Deutschlands Lieblingskinos. Ob es für den ersten Platz reicht, das stellt sich an diesem Donnerstag heraus. Dann wird im Rahmen der Münchner Filmwoche 2019 das „Lieblingskino 2018“ bekannt gegeben. Die Freude und Spannung bei der Kinofamilie Maier ist groß. Nadja Maier und Sandra Eilers haben die Tickets nach München bereits gelöst – in der Hoffnung, den „Pott“ nach Plochingen zu holen, auch wenn die Konkurrenz unter den zehn Besten sicher groß ist.

Dass es das Plochinger Union-Theater als das Kleinste und als eines von nur zwei Kinos in ganz Baden Württemberg bei der bundesweiten Aktion von „moviepilot“ geschafft hat, zum zweiten Mal unter den ersten Zehn dabei zu sein, „ist an sich schon etwas ganz Besonderes“, sagt Andrea Wöger, Projektleiterin von „Deutschlands Lieblingskino“. 2018 wurden bei der Abstimmung für 1200 Kinos 42 000 Stimmen abgegeben, in Deutschland gibt es etwa 1600 Kinos. Nach der Abstimmung wurden die 100 besten Kinos aufgefordert, eine Bewerbung abzugeben. Diese nahm dann eine vierköpfige Jury, bestehend aus moviepilot Chefredakteurin Ines Walk, der Grünen-Bundestagsabgeordneten Tabea Rößner , der Filmecho-Redaktionsleiterin Annette Dombrowski und dem Film- und PR-Experten von Oesterlin PR Jan Oesterlin, genau unter die Lupe. Gewählt wurden die Top 10 auf der Grundlage der abgegebenen Stimmen sowie der eingereichten Bewerbung.

Die Hürde, um unter die Top 10 zu kommen, lag hoch. Denn die Aktion „Deutschlands Lieblingskino“ stand 2018 im Zeichen ökologischer und kultureller Nachhaltigkeit. Vielen Kinos werde immer bewusster, dass ihre gesellschaftliche Bedeutung nicht beim Film endet, sondern dass sie sich „lokal verorten und soziales wie politisches Engagement zeigen müssen“, schreibt die Jury in ihrer Begründung für die Wahl. Bei diesen Kriterien kann das Plochinger Kino trumpfen: „Hier läuft auch mal was anderes als Mainstream“, hat ein Besucher auf die „Fanwand“ im Union-Theater geschrieben. Und noch was kommt dazu. „Wir haben hier eine familiäre Atmosphäre, keine Massenabfertigung wie in den großen Kinotempeln“, sagt Philip Maier. „Lokal verortet“ ist das Kino und „soziales Engagement“ zeigen die Betreiber schon lange. „Wir sehen das Kino auch als einen Ort der Begegnung“, sagt Sandra Eilers. So jazzt im Kino beispielsweise die Bigband des örtlichen Gymnasiums, bei der Fußball-WM gab es Public-Viewing und soziale Institutionen wie die Hospizgruppe, die Kreisdiakonie und die „Die Brücke“, eine Tagesstätte für psychisch kranke Menschen in Plochingen, nutzen das Kino, um Fachfilme zu zeigen sowie öffentliche Veranstaltungen durchzuführen. „Für solche Initiativen sind wir immer offen“, sagt Nadja Maier und erzählt: „Der Stadtseniorenrat hat beispielsweise eine Veranstaltung mit Film zum Thema Demenz im Kino durchgeführt, und demnächst wird in dem Kino auch ein Gottesdienst mit Film abgehalten.“

Genau in diesem breiten lokalen Zusammenwirken verschiedener Akteure mit dem Kino sah die Jury die kulturelle Nachhaltigkeit gegeben, wie Wöger von „Deutschlands Lieblingskino“ erklärt. Und mit dem Einbau einer neuen Brennwertheizung, betrieben mit Biogas, leiste das Kino auch noch einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit. Ob das alles für den ersten Platz reicht, das werde vor der öffentlichen Bekanntgabe aber nicht verraten. Da bleibt Wöger hart.

Also heißt es warten. Selbst wenn Nadja Maier und Sandra Eilers am Donnerstag ohne Platz eins aus München zurückkommen – Nadja Maier ist überzeugt: „Die Fahrt dorthin lohnt sich allemal, wir können sicher eine tolle Atmosphäre erleben und gute Kontakte knüpfen.“