Das Einkaufsbussle, das mittwochs zum Altbacher Markt und auf die Neckarinsel fährt, ist für viele Senioren ein unverzichtbarer Helfer im Alltag. Foto: Bulgrin - Bulgrin

In unserer Mobilitätsserie geht der Blick nach Altbach. Für Senioren bietet die Gemeinde einen Einkaufsbus, der gut angenommen wird. Verbesserunsbedarf sieht man in Altbach vor allem bei der Buslinie 140.

Altbach Wer den Bürgerinnen und Bürger den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel schmackhaft machen möchte, hat in Orten mit S-Bahn-Anschluss gute Karten. „Die Verbindung mit der S-Bahn ist schon sehr günstig und sicher einer der Vorteile unserer Gemeinde“, sagt Altbachs Bürgermeister Martin Funk. Doch Freud und Leid liege nah beieinander. Drängt die Gemeinde auf Verbesserungen bei der Buslinie 140, die zwischen Esslingen und Plochingen verkehrt und auch die höher gelegenen Wohnquartiere erschließt, „wird immer wieder darauf hingewiesen, dass wir ja einen S-Bahn-Anschluss haben“, berichtet Hauptamtsleiter Thomas Lutz. Im Rathaus wünscht man sich eine bessere Taktung sowie zusätzliche Busse am Abend und Wochenende. „Wollten wir das Busangebot verbessern, müsste die Gemeinde das aber aus der eigenen Tasche zahlen. Denn aus Sicht des Landkreises stimmt bei uns die Versorgung“, sagt der Bürgermeister.

Dass man im Landratsamt der Meinung ist, die Altbacher seien beim ÖPNV gut versorgt, hat EZ-Leser Winfried Steimer immer wieder gehört. Die Realität sehe aber anders aus. So führen oft zwei Busse der Linie 140 fast zeitgleich zum oberen Wohngebiet. „Und dann kommt lange Zeit wieder keiner.“ Dass die Taktung der Linie 140 verbesserungswürdig ist, zeigt ein weiteres Beispiel: Kürzlich hat sich Steimer auf die Suche nach einer VVS-Verbindung von der Stauferstraße in Altbach zum Flughafen gemacht. „Mit dem Auto wäre das in 20 Minuten erledigt. Der VVS bietet aber mindestens eine Stunde plus x an, einschließlich einem 15-minütigen Fußmarsch mit Gepäck zirka ein Kilometer den steilen Berg talwärts zum Bahnhof Altbach.“ Er wünscht sich, dass die Buslinie „nicht nur für Schüler und Rentner da wäre, sondern auch für die Generation dazwischen“.

Mit dem Peoplemover, der den Parkplatz vor dem Bahnhof mit den Bahnsteigen verbindet, hat die Gemeinde ein Vorzeigeprojekt. Doch auch da liegen Freud und Leid nah beieinander. Als die Bahn vor vielen Jahren ein Programm zum behindertengerechten Ausbau der Bahnhöfe auflegte, stand man in Altbach vor einem Problem: „Da der Abgang in die Unterführung sehr steil ist, hätten wir eine riesige Abfahrrampe bauen müssen, was technisch un Wer mit dem Peoplemover zum Bahnsteig möchte, muss die Luft anhalten.Archivfoto Bulgrin d räumlich nicht möglich war“, erklärt Thomas Lutz. So war der damalige Bürgermeister Wolfgang Benignus froh, als er in Pfullingen den „Leutelufper“ entdeckte, der dort eine Bundesstraße überspannt. Doch der Lift bereitet bis heute Probleme. Die sind weniger technischer, als vielmehr olfaktorischer Natur. „Im Peoplemover hält man am besten die Luft an, denn die Geruchsbelästigung ist enorm“, weiß Martin Funk. Und er kennt auch die Ursache: „Es gibt leider Leute, die den Peoplemover missbrauchen, um darin ihr Geschäft zu verrichten.“

Die Bahn reinige in regelmäßigen Abständen den Bahnhof und den Peoplemover, wobei klar sei, „dass das bei uns nicht so häufig der Fall ist, wie an größeren Bahnhöfen“, sagt Thomas Lutz. Werden die Reinigungsintervalle allzu groß oder stellt man gravierende Verschmutzungen fest, „dann mahnen wir das sofort an“ – was am Grundproblem aber natürlich nichts ändert. So steht der Peoplemover die meiste Zeit still. Denn viele Gehbehinderte sowie Leute mit Kinderwagen oder Fahrrädern nehmen lieber den unbequemen Weg über die Treppen.

Damit vor allem die älteren Menschen bequem einkaufen können, macht die Gemeinde seit einigen Jahren ein besonderes Angebot. Jeden Mittwoch fährt ein Einkaufsbussle zum Wochenmarkt sowie zu den Märkten auf der Neckarinsel. „Die Fahrgäste müssen lediglich einen kleinen Obolus zahlen“, berichtet Thomas Lutz. Wer den Bus der Johanniter-Unfall-Hilfe, die mit dem Transport beauftragt wurde, nutzen möchte, muss sich vorher anmelden. „Die Fahrgäste werden von uns zuhause abgeholt. Wir fragen, wer wohin möchte und dann können sie in Ruhe ihre Einkäufe erledigen und werden wieder nach Hause gebracht“, erläutert Manuel Clauß, der in der Esslinger Dienststelle der Johanniter für die Organisation von Fahrdiensten zuständig ist. Der Bus werde gut angenommen. „Jede Woche haben wir mindestens sechs Fahrgäste, und oft gibt es sogar so viele Anmeldungen, dass wir einen zweiten Bus brauchen.“

Um die Esslinger Straße, die vor allem zu den Hauptverkehrszeiten stark befahren ist, zu überqueren, stehen den Fußgängern drei Ampeln zur Verfügung. Gerne hätte die Gemeinde zusätzlich im Bereich der Bushaltestelle „Badstraße“ einen Zebrastreifen gehabt. „Das ist uns aber leider vom Landratsamt abgelehnt worden“, sagt der Bürgermeister. Froh ist er jedoch, dass im gesamten Bereich nördlich der Esslinger Straße bereits seit den 90er-Jahren Tempo 30 gilt. „Das kommt den Fußgängern und natürlich auch den Radfahrern zugute.“ Radfahren attraktiver zu machen, das hat man sich auch in Altbach auf die Fahnen geschrieben. Durch den Neckartalradweg, der über die Neckarinsel sowie entlang der Esslinger Straße verläuft, ist die Gemeinde zwar mit Esslingen und Plochingen verbunden. Doch die Hoffnungen liegen auf dem geplanten Radschnellweg von Stuttgart bis zur Kreisgrenze bei Ebersbach.

Noch sind verschiedene Varianten im Rennen. In Altbach weiß man aber schon genau, was man will: „Wir wün Dass im Zuge des geplanten Radschnellwegs eine neue Brücke über den Neckar geschlagen wird, das wünscht man sich im Altbacher Rathaus.Bulgrin schen uns, dass am östlichen Zipfel der Neckarinsel eine neue Brücke über den Neckar nach Deizisau gebaut wird“, erklärt Thomas Lutz. Die nutze nicht nur den schnellen Radlern, sondern auch all jenen, die ins Deizisauer Freibad möchten sowie den Altbacher Kindern, die die Gemeinschaftsschule im Nachbarort besuchen. „Wenn diese Brücke im Zuge des Radschnellwegs kommen würde, hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und dann wäre es wirklich sehr attraktiv, aufs Rad zu steigen“, sagt Martin Funk. Er will darauf drängen dass am Ende „nicht die schwäbische, also die kostengünstigste Lösung, sondern eine Variante gesucht wird, die sinnvoll und zukunftsfähig ist“. Undenkbar sei es, die Radler auf die bereits bestehende Brücke zwischen Altbach und Deizisau zu schicken, durch die auch das Gewerbegebiet auf der Neckarinsel erschlossen wird. „Über die Brücke rast der Schwerlastverkehr. Sie ist schon jetzt viel zu schmal und somit viel zu gefährlich für Radfahrer.“

Im nächsten Beitrag am Freitag, 6. Juli, geht es um Mobilität in Lichten wald.

Stärken und Schwächen

S-Bahn: Durch die S-Bahn ist Altbach direkt mit Esslingen, Stuttgart und Plochingen verbunden.

Einkaufsbus: Jeden Mittwoch bringt ein Kleinbus vor allem ältere Bewohner zum Wochenmarkt sowie zu den Märkten auf der Neckarinsel.

Parkplätze: Vor dem Rathaus sind in der Ortsmitte neue Parkplätze entstanden. Zudem stehen in der Tiefgarage unter dem neuen Rathaus neun öffentliche Parkplätze zur Verfügung

Buslinie: Die Taktung der Linie 140 ist nicht passgenau.

Peoplemover: Der Lift am Bahnhof ermöglicht zwar den barrierefreien Zugang zu den Gleisen. Er wird jedoch immer wieder verunreinigt.

Neckarbrücke: Die Brücke von Deizisau nach Altbach, durch die auch das Industriegebiet erschlossen wird, ist stark befahren und zu schmal für den Schwerlastverkehr.

Statistik:

Am 1. Januar 2018 hatte die Gemeinde Altbach 5994 Einwohnerinnen und Einwohner. Laut den Zahlen, die das Statistische Landesamt Baden-Württemberg für das Jahr 2015 zur Verfügung gestellt hat, wurden 1521 Einpendler sowie 2592 Auspendler aus der Gemeinde gezählt.