Die Region favorisiert die Trasse zwischen Großmarkt und Degerloch. Grafik:Verband Region Stuttgart/ - Grafik:Verband Region Stuttgart/EZ-Repro

Ostfilderns OB Bolay glaubt nicht, dass in absehbarer Zeit eine neue Filderauffahrt vom Neckartal in Richtung B 27 gebaut wird. Im neuen Regionalverkehrsplan soll ein Tunnel favorisiert werden.

Ostfildern Die Region Stuttgart setzt seit Neuestem auf die Filderauffahrt von der B 10 bis zur A 8 durch einen langen Tunnel. Der Verkehrsausschuss des Regionalparlaments hat das Projekt mehrheitlich auf die höchste Dringlichkeitsstufe gesetzt (wir berichteten). Die nun favorisierte Trasse würde Ostfildern nicht mehr berühren, sondern als B 14-Verlängerung in der Nähe des Stuttgarter Großmarkts in den Untergrund gehen und oben bei Degerloch in die B 27 münden. Bislang standen eher die drei kurzen Tunnels zur Debatte, die unter anderem unter Kemnat durchführen sollten – dagegen hatte sich der Gemeinderat Ostfildern stets gewehrt. Der Schwenk zur langen Variante löst in Ostfildern dennoch keinen Freudentaumel aus, denn man glaubt eh nicht, dass irgendeine Filderauffahrt in absehbarer Zeit realisiert wird.

Die Verbindung, die im Entwurf des neuen Regionalplans die Projektnummer 345 trägt, soll 7,9 Kilometer lang sein. Auf den vier Fahrstreifen sollen täglich bis zu 65 000 Fahrzeuge unterwegs sein. Von der Trasse 345 dürfe man die „umfangreichsten Entlastungen“ in den Stuttgarter Stadtteilen und im Talkessel erwarten, heißt es im Planentwurf. Zudem sei sie für den Fernverkehr bedeutend. Weil sie zu 90 Prozent im Tunnel verlaufe, habe sie auch ökologisch deutliche Vorteile gegenüber der Variante 319, also jene mit den drei Tunnels, die zusammen knapp sechs Kilometer lang wären.

Sachlich erscheine die Lang-Variante besser, meint Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay, er habe sich aber nicht in die Planungsdetails vertieft und der Gemeinderat werde sich auch nicht formal mit dem Thema beschäftigen. Er stehe solchen Planungen grundsätzlich skeptisch gegenüber, sagt der Verwaltungschef – aus zeitlichen und finanziellen Erwägungen heraus. „Zwar hat der Mensch heute gute Chancen 100 Jahre alt zu werden, aber ich glaube nicht, dass ich so eine Trasse auf die Fildern einmal erlebe“, sagt Bolay. Es sei unklar, ob der Bund oder das Land den Tunnel bezahlen sollen. Bolay: „Jeder ziert sich.“ Im Planentwurf wird eine voraussichtliche Bausumme von 400 Millionen Euro genannt. Die kurzen Tunnels waren auf 170 Millionen Euro taxiert worden.

Auch wenn das Projekt in weiter Ferne liegen mag, Werner Schmidt, SPD-Stadtrat aus Kemnat, ist froh, dass sein Heimatort aus dem Spiel ist. Falls der lange Tunnel doch eines Tages kommen sollte, dann würde er Kemnat entlasten, meint Schmidt. Die Autofahrer bräuchten nicht mehr über den Lederberg und Kemnat auf die Filder hochschleichen. Im Juli soll der Verkehrsplan von der Regionalversammlung beschlossen werden. CDU, Freie Wähler, FDP und die Gruppe Innovative Politik (AFD, REP) dürften für eine Mehrheit sorgen. Letztlich ist der regionale Plan aber nicht mehr als eine Empfehlung an den Bund, die Filderauffahrt in sein Verkehrskonzept aufzunehmen.