Dorothea Schindler (links) und Karin Pelke sind mit Herzblut dabei, wenn es um Kunstwerke aus Ton geht. Foto: Thomas Krytzner - Thomas Krytzner

In Baltmannsweiler haben Dorothea Schinder und Karin Pelke ihr Atelier, in dem sie kunstvolle Figuren aus Ton herstellen. Das Kunsthandwerk gibt ihnen Halt im Leben. Freuen würden sie sich über mehr Besucher.

BaltmannsweilerWer die Treppen an der Esslinger Straße 15 in Baltmannsweiler empor steigt, kann Kunstwerke aus Keramik schon im großen Schaufenster erkennen. Wer genauer hinschaut, sieht die große Arbeitsfläche mit weiteren Skulpturen. Dort sitzen Dorothea Schindler und Karin Pelke und stellen in mühseliger Feinarbeit Kunstwerke aus Ton her. Dorothea Schindler ist der Kunst seit Jahren verfallen. „Ich habe zehn Jahre lang an der Kunstakademie Esslingen gemalt.“ Während dieser Zeit gründete sich an der Schule eine Keramikgruppe. „Für ein Vierteljahr wollte ich in der Arbeit mit Keramik reinschnuppern, jetzt ist daraus ein Vierteljahrhundert geworden.“

Als die Lehrerin der Keramikgruppe aufhörte, machten die Mitglieder von sich aus weiter und betrieben ihr Hobby in einem Raum auf dem Otto-Areal, das zur Villa in Reichenbach gehört. „Als die Villa verkauft wurde, mussten wir uns nach einem neuen Atelier umsehen. Schließlich fanden wir unseren Atelierraum im Gebäude von Karin Pelke. Hier fühlen wir uns wohl, wünschen uns aber deutlich mehr Besucher im Atelier“, sagt Dorothea Schindler. Für sie ist die Arbeit mehr als nur ein Hobby. „Die Kunst war für mich lebensrettend, als vor drei Jahren mein Mann starb. Das Keramiken gab mir Halt und hier habe ich nette Menschen um mich, da gibt man nicht so schnell auf.“ Karin Pelke kam 1999, nach einer schweren Krankheit zum Töpfern. „In der Reha besuchte ich die Kunsttherapie. Diese Handarbeit hat mir gutgetan und ich mach’ es bis heute mit Freude.“ Die ehemalige Geschäftsführerin eines Reisebüros freut sich immer auf den Moment, wenn der Ofen aufgemacht wird. „Oft kommt die Kunst nicht so aus dem Ofen, wie gedacht, ist aber auf andere Art und Weise immer wunderschön.“

Pinguine sind gefragt

Den beiden Künstlerinnen gibt die Arbeit mit dem erdigen Material Halt im Leben. „Mir hält das Handwerk fit“, beteuert Dorothea Schindler. „Durch mehrere gesundheitliche Schicksalsschläge wurde ich mit 46 Jahren arbeitsunfähig und dabei habe ich noch so viele Ziele im Leben.“ Sie lacht: „Ich müsste 120 Jahre alt werden, um alles zu erreichen, was ich noch im Kopf habe.“ Die Kreativität sei ihr allerdings schon in die Wiege gelegt worden, erzählt die 74-Jährige. „Ich bin an der Ostsee aufgewachsen und habe schon immer gemalt. Mein Bruder und ich teilten uns die Hausaufgaben, ich fertigte die Bilder an und er löste unser beider Matheaufgaben.“ Auch die Vorstellungskraft rechnet sie ihrer Jugend auf dem Land an. „Da ich die Tiere täglich um mich hatte, kann ich sie heute direkt aus dem Kopf modellieren.“ Am liebsten fertigt Dorothea Schindler figürliche Kunstwerke an. Motive aus der Natur und dem Garten zählen zu den häufigsten. Mit einem Augenzwinkern erklärt die Künstlerin: „Wir sind keine Bildhauer, unsere Arbeit ist zu filigran. Keramikerin passt besser zu unserer Arbeit.“ Dass in ihrem Atelier nur wenige Besucher vorbeischauen, bedauern die beiden Kunstschaffenden. „Wenn, dann schauen hauptsächlich Männer vorbei. Da hatten wir in Reichenbach deutlich mehr Besuch.“ Der Weg nach draußen ist jeweils beschwerlich, wie Dorothea Schindler erlebt hat. „Ich war mit meinen Werken schon öfter auf Weihnachtsmärkten, unter anderem in Aichschieß. Aber das lohnt sich immer weniger. Die älteren Leute haben schon alles und die Jüngeren interessieren sich kaum für Keramik.“ Dennoch wollen sich die beiden am diesjährigen Weihnachtsmarkt in Baltmannsweiler beteiligen. „Wir veranstalten in unserem Atelier einen Tag der offenen Tür.“ Zur Weihnachtszeit blühen die beiden Künstlerinnen richtig auf. „Am meisten Freude bereitet es uns, wenn wir eines unserer Werke verschenken können. Kinder beispielsweise freuen sich hauptsächlich über handgefertigte Tiere“, weiß Dorothea Schindler. Sie wird oft nach den Pinguinen gefragt.

Und gerade in diesen Tagen bekommt der Ofen viele Modelle dieser Seevögel der Südhalbkugel zum Aushärten. Dabei verzichten Karin Pelke und Dorothea Schindler auf die typische Töpferscheibe. „Da fliegt viel zu viel Dreck herum“, findet Dorothea Schindler. „Wir arbeiten mit der Platten- und Aufbautechnik. Mir, als ehemalige Bauzeichnerin kommt diese Fertigungsart sehr gelegen. Ich bin einfach zu genau.“ Nachdem sie mehr als 30 Jahre lang als Bauzeichnerin Häuser gezeichnet habe, habe sie ein intaktes räumliches Vorstellungsvermögen. Dafür ist sie beim Töpfern eine gute Lehrerin, wie Karin Pelke bestätigt: „Dorothea Schindler sieht es sofort, wenn was falsch ist und was ich anders machen muss. Dabei bleibt sie ruhig und ist hilfsbereit.“

Das Keramikatelier an der Esslinger Straße 15 ist jeweils am Mittwoch von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Dorothea Schindler bietet auch Keramikkurse nach Vereinbarung an, Telefon 07153/922 745.