Das Berliner Kriminaltheater spielt „Arsen und Spitzenhäubchen“ Foto: oh - oh

Seit 36 Jahren organisiert der Veranstaltungsring Denkendorf eine Theaterreihe. Mehr als 300 Besucher kommen im Schnitt in die Festhalle. Dieses Saison startet ganz klassisch mit Schiller „Don Carlos“.

DenkendorfSeit 36 Jahren organisiert der Veranstaltungsring Denkendorf Theater- und Musikveranstaltungen in der Festhalle. Die Mischung zu finden, die den Geschmack des Publikums trifft und zum Budget passt, das ist jedes Jahr der Balanceakt des Vorstands. Die Saison 2019/20, die am 24. Oktober beginnt, trägt noch die Handschrift von Harald Attemeier. Vor einigen Monaten hat jedoch Christa Brockhaus-Henzler den Vorsitz übernommen. Damit ist das Überleben des Vereins, das vor einem Jahr in Frage stand, für die nähere Zukunft gesichert. Brockhaus-Henzler, die für die SPD im Gemeinderat sitzt, möchte mehr junge Leute erreichen. Das Programm müsse etwas zeitgemäßer werden, sagt sie. Wobei die bisherige Mannschaft schon Ansätze gezeigt hat: In der vergangenen Saison holte man beispielsweise den Kabarettisten Django Asül nach Denkendorf – die Festhalle war ausverkauft.

Etwa ein Jahr Vorlauf braucht der Verein, um die sechs Veranstaltungen zwischen Oktober und März auf die Beine zu stellen. Tourneetheater und Konzertveranstalter kommen in der Regel auf den Vereinsring zu, der auf der Datenbank des Dachverbandes Inthega notiert ist. Der Vorsitzende trifft dann eine Vorauswahl, so hat es zumindest Attemeier bisher gehandhabt. Preis und Anforderungen an die Bühnentechnik sind die Kriterien, nach denen er aussortiert. Seine Erfahrung: „Schöne Sachen sind teuer, bei Schauspielern mit Namen wird es mit Übernachtung schon auch fünfstellig.“ Das sei nur gelegentlich möglich.

In der Vergangenheit konnte man beispielsweise Jürgen Prochnow (Das Boot) in der Festhalle sehen, auch einen Tatort-Kommissar oder mal Schlagerstars. Mit zwei oder drei Ausschussmitgliedern besprach Attemeier die „machbaren Vorstellungen“, dann wurde die Auswahl dem gesamten Ausschuss vorgelegt, in dem auch die Fraktionen des Gemeinderats vertreten sind. Dann muss noch der Terminkalender der Theaterleute dazu passen.

„Wir versuchen, für jeden Geschmack etwas zu finden, aber auch einen Kulturauftrag zu erfüllen“, erklärt Attemeier. Klassiker seien jedoch schwierig, weil die Tourneetheater sie selten anbieten und weil sie nicht als Publikumsmagnet gelten. Dieses Jahr steigt der Veranstaltungsring jedoch mit Schillers „Don Carlos“ ein. Die Landesbühne Rheinland-Pfalz führt das Drama auf. Eigentlich müsste der Saal voll werden, wenn das Theater hält, was es verspricht: Intrigen und Machthunger in Kirche und Militär, eine erkaltete Ehe, Vater-Sohn-Drama und Schillers Plädoyer für Toleranz, Selbstbestimmung und Freiheit. Mit einem Klassiker von Shakespeare hat Attemeier aber schon schlechte Erfahrung gemacht. Die moderne Inszenierung habe die Leute davon getrieben, er habe sich in der Pause manches anhören müssen. Auch die Gossensprache von „Keinohrhasen“ sei in Denkendorf nicht so angekommen.

Mit der Krimikomödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ im November wird der Veranstalter vermutlich die Besucher nicht vergrätzen. Anfang Dezember wird mit „Weihnachten auf dem Balkon“ noch einmal Komödiantisches serviert. Für das übliche Weihnachtskonzert habe man kein passendes Angebot gefunden, so Attemeier. Musikalisch wird es dann im Januar, wenn bei „Movie meets Musical“ auch die aus Denkendorf kommende Sängerin Ines Amanovic auftritt. „Spätzle mit Soß!“ serviert das Theater Lindenhof aus Melchingen im Februar – da macht man als Veranstalter nichts falsch. Und das Stück „Dieses bescheuerte Herz“ – ein Drama um einen 15-Jährigen – müsste im März auch das junge Publikum ansprechen.

Im Schnitt kommen etwa 320 Besucher in die Festhalle. Platz hätte es für knapp 500. Die Abo-Zahlen sind rückläufig, 294 verkaufte der Veranstaltungsring in der vergangenen Saison. Mit 80 bis 100 Euro habe man ein günstiges Angebot, findet Attemeier, der jetzt Kassierer des Vereins ist. Die Gemeinde sichert die Kulturreihe mit maximal 32 000 Euro jährlich ab, die Bücherei unterstützt den Verein organisatorisch, etwa beim Vorverkauf. Die Büchereileiterin ist zudem automatisch Geschäftsführerin des Veranstaltungsrings.