Pflegedienstleiterin Nicole Fatnassi (links) im Gespräch mit Maria Sommer, Leiterin des Pflegestützpunkts Denkendorf. Foto: Ulrike Rapp-Hirrlinger - Ulrike Rapp-Hirrlinger

Bis zu 50 Personen sollen das Angebot nutzen können. Mit einem eigens angebotenen Fahrdienst könnten auch Bewohner umliegender Gemeinden die Tagespflege in Anspruch nehmen.

DenkendorfWo früher graue Akten lagerten, sind zartes Grün und helles Orange eingezogen. Im ehemaligen Denkendorfer Notariat in der Karlstraße 6 hat die Johanniter-Unfallhilfe eine eine Tagespflege eröffnet. Der Fußboden erinnert in Gelb-Orange an Sonnenwärme, Mobiliar, Textilien und Dekoration sind in einem hellen Grün gehalten. Obwohl es vom Eingang nach unten ins Gartengeschoss geht, dringt viel Licht in die Räume. Zudem gibt es einen ebenerdigen Zugang zum Sinnesgarten, der demnächst neu gestaltet wird.

Den Bedarf für die Tagesbetreuung von Pflegebedürftigen sah man in der Gemeinde schon lange. Es galt, einen Betreiber zu finden. Der wurde vor gut zweieinhalb Jahren mit den Johannitern gefunden. Bis zur Eröffnung der Räume in unmittelbarer Nachbarschaft des Rathauses bedurfte es allerdings eines langen Atems, berichtete Bürgermeister Ralf Barth. „Doch das Warten hat sich gelohnt.“

Oliver Cosalter, Dienstellenleiter der Johanniter in der Region Esslingen, erinnerte an die 930 Tage, die es vom ersten Gespräch mit Landkreis und Gemeinde bis zur Eröffnung gedauert habe, und die vielen auch bürokratischen Hürden. Denkendorf, das unter anderem bei den Pflegestützpunkten im Land eine Vorreiterrolle eingenommen habe, sei für die Johanniter ein spannendes Projekt: Sie eröffnen ihre erste Tagespflege im Land. „Das Programm soll ein farbenfrohes Mosaik sein, in dem jeder Besucher ein buntes Teilchen sein darf.“ Zudem wolle man sich mit anderen Institutionen in Denkendorf eng vernetzen, betont Cosalter. 15 Plätze bietet die Tagespflege. Damit können bis zu 50 Personen das Angebot nutzen, erklärt Pflegedienstleiterin Nicole Fatnassi. Neben einer großen Wohnküche gibt es auf 245 Quadratmetern einen Ruhe- und Therapieraum mit stimmungsvoller Beleuchtung und bequemen Ruhesesseln, ein Pflegebad und ein Büro. Bei der Konzeption und Gestaltung der Einrichtung hat man sich auch an Leitlinien für an Demenz erkrankte Menschen orientiert.

Fahrdienst steht zur Verfügung

Das Angebot der Johanniter richtet sich an Denkendorfer, aber auch an Bewohner umliegender Kommunen. Die Tagesgäste können vom Fahrdienst der Johanniter geholt und wieder heimgebracht werden. Von 8 bis 17 Uhr ist der Treff geöffnet. Der Tag beginnt mit einem zweiten Frühstück. Beim gemütlichen Zusammensitzen werde aus der Zeitung vorgelesen und das Tagesgeschehen diskutiert, sagt Fatnassi. Danach wird das Mittagessen frisch gekocht, Fertigprodukte sollen nicht auf den Tisch kommen. Die Leiterin hat bereits Kontakt zu örtlichen Lebensmittelgeschäften aufgenommen. „Die Gäste dürfen sich am Kochen gerne beteiligen, wenn sie mögen“, sagt Fatnassi. Beim Speiseplan wolle man auf Wünsche der Gäste eingehen. Kaffee und Kuchen gibt es ebenfalls. Zudem stehen Gymnastik, Gedächtnistraining und Biografie-Arbeit auf dem Programm. Dazu werden Angehörige befragt und um eine „Biografie-Box“ mit Erinnerungsstücken gebeten, anhand derer sich individuelle Gespräche entwickeln könnten. Neben einer Hauswirtschaftskraft unterstützen Fatnassi drei Pflegefachkräfte. Je nach Bedarf und Belegung könne sich deren Zahl erhöhen, sagt die Pflegedienstleiterin. Dass die Johanniter zugleich einen ambulanten Pflegedienst betreiben, soll Synergien ermöglichen oder Engpässe überbrücken. Vier Betreuungskräfte machen Gedächtnistraining oder Spiele, begleiten sie auf Spaziergängen oder in den Sinnesgarten.

An diesem Montag öffnet die Tagespflege für Besucher, Anmeldungen liegen schon vor. Zudem stehen etliche Aufnahmegespräche in diesen Tagen in Fatnassis Kalender. Einige Besucher haben sich bei der Eröffnung einen Eindruck vom Angebot gemacht. „Ich überlege, ob das etwas für meine Mutter wäre“, sagt eine Frau. Den Bedarf an Tagespflege sieht Maria Sommer, Leiterin des Pflegestützpunkts: „Wir haben immer wieder Nachfragen und mussten die Leute vertrösten. Schön, dass wir nicht länger warten müssen.“