Das interkulturelle Ensemble Stage Divers(e) will aufklären, welches Teilchen in welchem Töpfchen entsorgt werden muss. Foto: Stotz Quelle: Unbekannt

Von Peter Stotz

Mülltrennung ist bereits für manche Alteingesessene nicht immer einfach. Für Geflüchtete birgt das Thema ungleich größere Probleme. Das interkulturelle Theaterensemble Stage Divers(e) hat sich mit der Unterstützung der Gemeinde Aichwald und des Kreises der Sache angenommen und ein lehrreiches Stück daraus gemacht.

Die Mülltrennung gehört zu den Kulturtechniken, die in Deutschland mit besonderem Eifer gepflegt werden. Zwar bleiben dabei auch bei gut geübten Abfallspezialisten zuweilen Unsicherheiten. Doch in der Mehrzahl der Haushalte hat sich das Wissen etabliert, dass Plastikfolie nichts im Biomüll zu suchen hat, leere Flaschen nicht in die Papiertonne fliegen sollten und der gelbe Sack denkbar schlecht geeignet für die Entsorgung benutzter Babywindeln ist.

Doch viele Flüchtlinge kennen das Prinzip der Mülltrennung aus ihrer Heimat nicht, sind nicht damit groß geworden und haben auch niemanden, der ihnen im Alltag in dieser Frage zur Seite steht. „Die Folge ist, dass es in vielen Gemeinschaftsunterbringungen massive Probleme mit dem Müll gibt“, sagte die Koordinatorin des interkulturellen Theaterensembles Stage Divers(e) Babette Ulmer, die in Aichwald lebt.

Auch in der dortigen Unterkunft war der Ärger mit dem Müll groß, und so tat sich Babette Ulmer mit Martina Wendt, der Koordinatorin für die Flüchtlingsarbeit in der Gemeinde, zusammen, um nach Lösungen zu suchen. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und ein Straßentheaterstück konzipiert, das mit wenig Sprache auskommt, es sollte lehrreich sein und ohne Zeigefinger auskommen, und es soll auch noch Spaß machen“, erzählte Ulmer.

Das Landratsamt Esslingen befürwortete den Förderantrag, den Martina Wendt eingereicht hatte. Ende November starteten die Proben des Ensembles aus neun Laienschauspielern aus Chile, Deutschland, Syrien und der Türkei im Aichwalder Jugendhaus, am Freitag hatte das Stück „Rubbish! - Symphonie um vier Mülltonnen“ auf dem Platz vor dem Aichwalder Rathaus in Schanbach Premiere.

Rund 30 Zuschauer erlebten im schneidend kalten Wind, wie die Schauspieler, weiß geschminkt, Clownsnase im Gesicht, zunächst recht hilflos und zweifelnd vor einem ansehnlichen Berg Abfall auf dem Platz standen. Zögerlich wurden zerfledderte Zeitungen, Blechdosen, Plastikverpackungen und Küchenabfälle in die Hand genommen und in eine der Tonnen auf dem Platz geworfen.

Doch diese Antworten auf „die vier wesentlichen Fragen des alltäglichen Lebens - Altpapier, gelber Sack, Biotonne oder Restmüll?“, wie Babette Ulmer es formuliert hatte, erwiesen sich als falsch. Ein strenger Müllkontrolleur schritt ein und zeterte, zudem flogen die Deckel der Tonnen auf und Schauspieler in den Behältern warfen den ganzen Krempel zurück auf den Platz.

Der pantomimische Unterricht dauerte nicht allzu lang, die Mienen hellten sich auf, der Müllberg wurde kleiner und in den Tonnen kam zusammen, was zusammen gehört. Ein beherzter Griff in einen Haufen Plastikmüll brachte schließlich eine darunter verborgene, bunte und saubere Erdkugel hervor - der wohl einzige Moment des launigen und zugleich angenehm sachlichen Stücks, in dem zum guten Schluss dann doch der moralische Zeigefinger noch ein wenig empor wuchs.

Ab Januar wird das Ensemble mit dem Stück auf Tournee gehen. Einige Schulen, Jugendhäuser und Arbeitskreise aus der Flüchtlingshilfe in der Region haben bereits nach Auftritten gefragt. Zudem will die Truppe ab März ein weiteres Stück auf die Bühne oder das Straßenpflaster bringen. „Es wird sich mit dem Verhältnis von Männern und Frauen hierzulande beschäftigen. Das ist gerade auch bei der Unterstützung von Geflüchteten ein wichtiges Thema in den Kommunen“, sagte Babette Ulmer.

Informationen und Buchungen unter www.stage-divers-e.de