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Niemand wurde verletzt, das war für den Chef der Nürtinger Stadtwerke, Volkmar Klaußer, am wichtigsten. Sechs Mitarbeiter hatten nur einen gehörigen Schreck bekommen, als gegen 13.30 Uhr im Umspannwerk Porschestraße ein Blitz aus einem Schaltkasten schlug, begleitet von einem mächtigen Knall. Etwa zweieinhalb Stunden lang war die 40 000 Einwohner zählende Stadt dann ohne Strom. Ampeln und Telefone fielen aus, Banken und Supermärkte schlossen.

Von Roland Kurz

Ein Kurzschluss habe die Explosion ausgelöst, berichtet Geschäftsführer Klaußer, genauer könne er die Ursache noch nicht benennen. Er glaube nicht, dass die Wartungsarbeiten, die eine Elektrofirma gerade durchführe, dafür verantwortlich seien. Aus dem Schaltkasten drang dann giftiges Edelgas, das der Isolation diente. Deshalb rannten die Mitarbeiter schnell ins Freie. Erst nachdem die Feuerwehr die Luftwerte lieferte, konnten die Stadtwerke-Leute wieder in die Halle und auf das Ersatzsystem umschalten. „Es ist alles gedoppelt“, erklärt Klaußer. Unglücklicherweise hatten die Stadtwerke an diesem Tag wegen der Wartungsarbeiten die gesamte Versorgung auf einen Strang gelegt. Das hatte letztlich zum längeren Blackout geführt.
Zu größeren Verkehrsbehinderung sei es in der Stadt nicht gekommen, berichtete die Polizei. Allerdings, so erzählen Autofahrer, sei der Verkehrsfluss nachmittags schon so zäh wie im Feierabendverkehr gewesen. An Kreuzungen und Einmündungen ging alles etwas langsamer vorwärts. In dieser Sondersituation war Rücksichtnahme gefragt.
Im Nürtinger Krankenhaus sprangen die Notstromaggregate an. Man habe aber keine planbaren Operationen mehr begonnen, sagte Pressesprecher Jan Schnack und habe den Sprechstundenbetrieb reduziert. Vorsichtshalber wurde das Personal auf der Intensivstation und der Erstaufnahme verstärkt, um eventuell Patienten von Hand beatmen zu können.
Ein Baumarkt war ebenfalls mit Generatoren gut gegen Stromausfall gewappnet, andere Super- und Fachmärkte schlossen ihre Pforten. Auch die Volksbank machte früher Feierabend, die Kreissparkasse hatte wegen einer Tagung sowieso geschlossen. Industrie und Handwerk waren von dem Blackout genauso betroffen. Die großen Maschinenbauunternehmen Heller und Metabo schickten ihre Mitarbeiter nach Hause.
23 000 Hausanschlüsse waren vom Stromausfall betroffen. Viele Bürger waren beunruhigt und riefen die Notrufnummern an. Das führte in der Esslinger Leitstelle annähernd zu chaotischen Verhältnissen.
Gegen 15.50 Uhr begannen die Stadtwerke ihre Umspannstationen wieder zuzuschalten. „Das muss nach und nach gemacht werden, um Überlastungen zu vermeiden“, erläuterte Volkmar Klaußer. Gegen 17 Uhr war die Stadt Nürtingen wieder mit der notwendigen Energie versorgt.
Die Höhe des Sachschadens ist noch nicht bekannt. Mit der Frage nach eventuellen Schadensersatzforderungen wollte sich Klaußer heute noch nicht beschäftigen. Grundsätzlich könne niemand ausschließen, dass es aus technischen Gründen zu Stromausfällen komme. Man werde den Vorfall genau untersuchen und dann die Fakten „offen und ehrlich auf den Tisch legen“.