In Wolfschlugen hatten die Einsatzkräfte einiges zu tun nach dem heftigen Regen am Donnerstag. Foto: SDMG/Krytzner - SDMG/Krytzner

Durch die Steillagen und den Ortskern im Kessel ist Neuhausen bei Starkregen besonders gefährdet. Um die Risiken bei extremen Wetterlagen zu minimieren, will die Gemeinde ein Starkregen-Risikomanagement in Auftrag geben. Voraussetzung ist aber, dass es dafür Fördergelder gibt.

NeuhausenHeftige Regenfälle am Mittwoch und Donnerstag haben gezeigt, dass sich die Kommunen für solche extremen Wetterlagen rüsten müssen. Durch den Klimawandel kommen sie immer öfter vor. In in Ostfildern, Wolfschlugen und Aichtal wurden Straßen überflutet, Keller und Garagen liefen voll. Die Gemeinde Neuhausen will das Ingenieurbüro Heberer aus Rottenburg beauftragen, ein kommunales Starkregen-Risikomanagement zu erarbeiten. Die Expertise soll 38 000 Euro kosten. Dazu kommen noch Kosten für Vermessungsarbeiten, die mit 5000 Euro veranschlagt werden. 70 Prozent davon sind förderfähig, teilte Bürgermeister Ingo Hacker den Gemeinderäten im Technik- und Umweltausschuss mit. Wenn die Fördermittel genehmigt werden, bekommt das Büro den Zuschlag.

Gemeinde ist gefährdet

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) hat einen Leitfaden für Städte und Gemeinden herausgegeben, um ein landesweit einheitliches Verfahren zu ermöglichen. Hochwasserschutz ist in Neuhausen ein großes Thema. „In der Vergangenheit gab es auch bei uns immer wieder Überschwemmungen“, blickte Hacker zurück. Da der Ort in einem Kessel liege, fließe Regenwasser von den Steillagen unkontrolliert ab. Dem will die Gemeinde nun mit einem effektiven Konzept vorbeugen. Im Rahmen der Expertise erstellt das Fachbüro zum Beispiel Starkregen-Gefahrenkarten. Darauf lässt sich ablesen, welche Bereiche im Zentrum der Fildergemeinde besonders gefährdet sind.

„In einem Ort wie Neuhausen sind die Vorwarnzeiten kurz“, sagte Hacker. Im Gegensatz dazu könne man Hochwasser an einem Fluss einfacher vorhersagen. Deshalb möchte der Verwaltungschef mit einem Alarmplan gut gerüstet sein. Die Verwaltung will gemeinsam mit den beteiligten Akteuren wie Feuerwehr, Technisches Hilfswerk sowie mit Land- und Fortswirten ein Handlungskonzept ausarbeiten. Das Papier umfasst Bauprojekte ebenso wie Krisenmanagement und die kommunale Flächenvorsorge. Damit das Wasser nicht in den Kessel fließt und Gebäude oder Straßen überschwemmt, ist es wichtig, genügend Sickerflächen im Ort und in den Außenbereichen zu haben. Auch die geplante Renaturierung des Sulzbachs bei der Kläranlage Neuhausen in Richtung Denkendorf (wir berichteten) dient vorrangig dem Hochwasserschutz.

Handlungsfähig bleiben

Wie so ein Risiko-Management aussehen kann, stellte der Ingenieur Markus Heberle den Gemeinderäten im Ausschuss vor. „Es geht darum, die Handlungsfähigkeit im Fall sehr starker Regenfälle sicherzustellen“, sagt der Experte. Zugleich muss die Gemeinde aus seiner Sicht mögliche Schäden minimieren. Es wird untersucht, welche Straßen und andere Verkehrswege im Fall einer Überschwemmung nicht mehr benutzbar sind. Bauwerke, die vor Hochwasser schützen, werden ebenso überprüft wie Dolen und ihre Abflüsse.

Für Neuhausen schlägt der Experte zum Beispiel Leitdämme vor, die das Regenwasser gezielt von den Siedlungsgebieten ableiten können. Denkbar wäre es aus seiner Sicht auch, Gräben einzuziehen, die quer zum Hang liegen. Das Risiko regelmäßiger Überschwemmungen lässt sich nach Heberles Worten schon bei der Bauleitplanung minimieren. In gefährdeten Bereichen müssten ausreichend Frei- und Sickerflächen freigehalten werden, empfahl er.