Die Alte Vogtei in Köngen ist weiter geschlossen. Ihr früherer Pächter macht weiter Schlagzeilen – jetzt in der Schweiz. Foto: dpa - dpa

In der Schweiz wollte Sterne Koch Lars Volbrecht, ehemaliger Betreiber der Alten Vogtei in Köngen, neu durchstarten. Doch eine Zeitung berichtet, dass er auch dort Beschäftigte nicht ordentlich bezahlt habe.

KöngenEs ist gerade etwas mehr als zwei Wochen her, als Lars Volbrecht vor Gericht den reuigen Sünder gab. Die Richterin am Landgericht Böblingen hatte ihn wegen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe von 22 Monaten verurteilt. Es ging um einen Teil der Schulden, die der frühere Betreiber des Gourmetlokals „Alte Vogtei“ in Köngen aufgetürmt hatte. Volbrecht präsentierte sich bei dem Prozess als geläuterter Delinquent. Von einem Neuanfang in der Schweiz war die Rede. Er und seine ebenfalls verurteilte Frau, versprach er, seien nun daran interessiert, die Schulden abzuzahlen.

In Chur, wo er noch im Mai ein Restaurant mit dem Namen „Pure 1901“ eröffnen will, legte er gegenüber der Lokalpresse nach. Es sei Zeit, zu seinem Fehlverhalten zu stehen, sagte er in einem Interview der Zeitung „Südostschweiz“ und versprach: „Wir haben aus unseren Fehlern gelernt“.

Doch jetzt tauchen neue Vorwürfe gegen den Koch auf, der auch die Restaurantkritiker des „Guide Michelin“ getäuscht und im Februar einen Stern entgegen genommen hatte, obschon die Alte Vogtei schon über ein halbes Jahr geschlossen war. Und es ist offenbar die gleiche Geschichte wie bei seinem Intermezzo in Köngen: Mitarbeiter fühlen sich um ihren Lohn gebracht. Die „Südostschweiz“ berichtet über einen deutschen Küchenhelfer, der schon im Juli 2017 bei der Eröffnung der „Alten Vogtei“ zu Volbrechts Crew gehörte und mit ihm dann ein Jahr später in die Schweiz ging. Der Mann schildert gegenüber dem Regionalblatt, schon in den letzten Monaten in Köngen seien die Gehaltszahlungen ausgeblieben. Er habe sich aber immer wieder hinhalten lassen. Auch als Volbrecht im Juli 2018 das Bergrestaurant „Triemel“ am Hochwang übernahm, gehörte der Deutsche zum Küchenteam. Geld habe er auch da zunächst nicht erhalten. Anfang März habe es dann eine Einmalzahlung in Höhe von 3000 Franken gegeben. Mehr habe er bis heute nicht erhalten. Ende April lief Volbrechts Pachtvertrag für das „Triemel“ aus.

Inzwischen hat der Küchenhelfer einen Anwalt eingeschaltet. Auf knapp 10 000 Franken beläuft sich seine Forderung an Volbrecht, er will sie nun auf juristischem Weg erzwingen. Laut der „Südostschweiz“ reagierte Volbrecht darauf und erhob seinerseits eine juristisch relevante Forderung gegenüber seinem früheren Mitarbeiter. Auch das ist ein Muster, das man aus seiner Zeit als Gastronom in Köngen kannte. Als seinerzeit die Mietzahlungen an die Besitzer der „Alten Vogtei“ ausblieben, machte Volbrecht einen Schimmelbefall und einen dadurch angeblich erlittenen Schaden geltend.

Laut der Zeitung in Chur gibt es noch weitere Küchen- und Servicekräfte, die auf ihre Gehälter warten und diese per Klage einfordern. Laut dem Bericht belaufen sich die ausstehenden Zahlungen auf etwa 25 000 Franken. Der „Südostschweiz“ liegen die Arbeitsverträge mehrerer Mitarbeiter des Gasthofs „Triemel“ vor. Lohnabrechnungen habe es nach Auskunft der Beschäftigten nie gegeben. Die Zeitung schreibt: „Ob Volbrecht seinen gesetzlichen Arbeitgeberpflichten (zum Beispiel die Abrechnungen der Sozialversicherungen und der Quellensteuern für ausländische Saisonarbeiter) korrekt für alle seine Mitarbeiter nachgekommen ist, scheint unter diesen Umständen fraglich.“ Volbrecht selbst bestreitet die Vorwürfe. Er sei allen gesetzlichen und arbeitsrechtlichen Pflichten nachgekommen.

Ob Volbrecht trotz der Anschuldigungen und Schlagzeilen sein neues Restaurant in Chur eröffnet? Für eine Stellungnahme gegenüber der Eßlinger Zeitung war Volbrecht nicht zu erreichen.