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Seit acht Jahren ist Steffen Weigel Bürgermeister von Wendlingen. Er bewirbt sich für eine weitere Amtszeit. Einen Gegenkandidaten hat er nicht, trotzdem macht er einen engagierten Wahlkampf.

WendlingenEtwa 80 Bürgerinnen und Bürger sind am Montagabend zur offiziellen Bewerbervorstellung im Wendlinger Treffpunkt Stadtmitte gekommen – obwohl es bei der Bürgermeisterwahl am 7. Juli nur einen Kandidaten gibt und sie den seit acht Jahren kennen: Sie wollen sich an diesem Abend anhören, welche politischen Ziele Amtsinhaber Steffen Weigel für eine zweite Amtszeit hat und ihm Fragen stellen. Für Weigel war es nie Thema, Wahlkampf auf Sparflamme zu machen, nur weil er keinen Konkurrenten um den Bürgermeistersessel hat: „Das ist kein g’mähtes Wiesle. Man muss erst einmal gewählt werden. Und ich kämpfe auch um eine möglichst hohe Wahlbeteiligung.“

Der 52-Jährige bemüht sich darum, den Bürgermeister Steffen Weigel korrekt vom Wahlkämpfer Steffen Weigel zu trennen: Ein Zurückhaltungsgebot schreibt vor, dass er in seiner offiziellen Funktion als Verwaltungschef in den drei Wochen vor dem Wahlsonntag keine öffentlichen Auftritte mehr übernimmt, die geeignet sind, für sich Werbung zu machen. Repräsentationstermine wie kürzlich die Ausstellungseröffnung im Stadtmuseum oder den Startsprung beim 24-Stunden-Schwimmen überlässt er deshalb seinen ehrenamtlichen Stellvertretern.

„Wichtig, Rechenschaft abzulegen“

Auch ohne Gegenkandidat verteilt der Wahlkämpfer Steffen Weigel seine Flyer, lädt zu drei Bürgergesprächen ein, steht auf dem Wochenmarkt Rede und Antwort und präsentiert seine Pläne bei der offiziellen Kandidatenvorstellung. „Ich halte es für richtig, dass man auch als Einzelkandidat Rechenschaft ablegt: Was hat man die letzten acht Jahre gemacht? Und vor allem: Was möchte man in den nächsten acht Jahren machen?“, betont er. Ihm ist es wichtig, mit den Wendlingern ins Gespräch zu kommen, „damit die Leute die Möglichkeit haben, zu sagen, was ihnen wichtig ist, und auch kritische Punkte anzusprechen. Das gehört sich einfach, egal, ob man im Wahlkampf Konkurrenz hat oder nicht“, betont der Diplom-Verwaltungswirt. Natürlich könne er in dieser besonderen Position den Wahlkampf „mit etwas größerer Gelassenheit“ führen, auf der anderen Seite weiß er aber auch, dass die Bürger an einen wahlkämpfenden Amtsinhaber einen anderen Maßstab anlegen als an einen neuen Bewerber von außerhalb: „Als Amtsinhaber muss man inhaltlich viel tiefer gehen können als ein Außenstehender, der vieles nur allgemein ansprechen kann und die Stadt und die Menschen erst kennenlernen muss“, meint Weigel. „Zu mir sagen die Menschen völlig zu Recht: Sie sind jetzt acht Jahre da, da können wir erwarten, dass Sie uns konkret sagen, an welchen Feldern Sie arbeiten wollen.“ Und das tut er an diesem Abend. Weigel weiß, wo der Schuh drückt. Er findet klare Worte gegen eine Gruppe von Auswärtigen, die immer wieder den Bereich hinter dem Rathaus in Beschlag nimmt: „Das Kapern von Flächen kann nicht akzeptiert werden.“ Er nimmt Stellung zum hochemotionalen Abriss der Johanneskirche, zum geplanten Parkdeck am Bahnhof, zum Ärgernis innerstädtische Schleichwege und bemüht sich um Ehrlichkeit: „Es wäre das Einfachste, wenn ich Ihnen jetzt sagen würde: Machen Sie sich keine Sorgen, da machen wir was. Das kann ich nicht. Denn was ich verspreche, das will ich auch halten können. Aber wir gucken uns das noch einmal an.“ Er freut sich, dass er nach dem Aus für den Supermarkt in der Stadtmitte vermelden kann: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir bald eine Lösung präsentieren können.“

„Das funktioniert nur im Team“

Als Weigel seine erneute Kandidatur im Gemeinderat verkündete, gab es viel Beifall. „Das hat mich sehr gefreut. Aber das Ganze funktioniert immer nur im Team mit einem guten Gemeinderat und in Zusammenarbeit mit einem Super-Team im Rathaus“, betont er. Er weiß auch, dass es vielen Kommunen schwer fällt, gute Bewerber für Bürgermeisterposten zu finden. Und er hat sich mit dem Gedanken befasst, als Rathauschef in eine größere Stadt zu wechseln: „Aber ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, hier in Wendlingen zu bleiben. Ich fühle mich hier wohl. Deshalb möchte ich versuchen, gemeinsam mit den Menschen das Optimale für diese Stadt zu erreichen. Ich habe keine weitergehenden Ambitionen.“

In den kommenden acht Jahren möchte Steffen Weigel die Zukunft der Stadt mit ihren rund 16 000 Einwohnern weiter sichern, sich für die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts und der Lärmaktionsplanung einsetzen, den Wohnungsbau fördern, sich um neue Gewerbeflächen kümmern, für schnelles Internet sorgen, den Hochwasserschutz verbessern und, was ihm besonders am Herzen liegt, Wendlingen als Bildungsstandort und familienfreundliche Stadt zu stärken. Erhalt und Ausbau von Naherholungsgebieten stehen ebenso auf seiner Agenda wie eine Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrer und der Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.