Menschen aller Generationen nutzen das breite Angebot der Stadtbibliothek im Kubino Nellingen. Foto: Peter Stotz - Peter Stotz

Ein Haus für alle Medienformen möchte die Stadtbücherei sein. Denn das Lesen bleibt auch im Zeitalter von Tablets und Smartphones essenziell.

OstfildernDas gedruckte Wort hat nicht ausgedient und Lesen ist nicht dem Tod geweiht. Doch die klassische Bibliothek muss sich verändern, wenn sie attraktiv bleiben soll. Die Stadtbücherei Ostfildern hat in ihrem Bericht im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats gezeigt, dass sie den Wandel vom reinen Bücherregal zum Haus für alle Medienformen gemeistert hat.

„Die Stadtbücherei ist im Wandel und dabei längst im digitalen Zeitalter angekommen“, sagte Heike Schepp, die Leiterin der Bibliothek bei der Vorlage ihres jährlichen Berichts im Verwaltungsausschuss. Um zukunftsfähig zu sein und auch ihren Bildungsauftrag wahrnehmen zu können, müssten Bibliotheken neue Wege gehen. „Sie sind mehr als Orte des Lesens und der Ausleihe von Büchern“, betonte Schepp. Der Auftrag der Stadtbücherei werde daher „im Spannungsfeld mit dem klassischen Medium Buch“ gestaltet, denn „das Lesen bleibt auch im Zeitalter von Tablets, Smartphones und Internet essenziell. Wir sind also weg vom klassischen Bücherregal und nun ein breit aufgestelltes Haus der Medien“, erklärte die Büchereileiterin.

Um allen Menschen die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben zu ermöglichen, sei der nicht kommerzielle Zugang zu analogen wie digitalen Medien bedeutsam. Allerdings seien dafür Medienbildung und Medienkompetenz mit den entsprechenden pädagogischen Angeboten wichtig. „Die Aneignung von Medienkompetenz in der Bibliothek soll Spaß machen, und so bieten wir nicht mehr nur Zugang zu Wissen und Information, sondern sind ein offener und kreativer Ort“, erklärte Schepp. „Die Bibliothek wird für Jugendliche zum Erlebnisraum.“

„Wir müssen offen für Neues sein“, sagte sie. Gerade für junge Menschen habe sich die Stadtbücherei, auch dank ihres Standorts auf dem Campus in Nellingen, zum Aufenthaltsort, Café, Arbeitsplatz, Lern- und Freizeitort entwickelt. Dabei sehe die Bücherei ihren Auftrag auch in der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen bei der Orientierung in der virtuellen Welt und gehe dazu neue Wege, etwa mit digitalen Spielangeboten. Dabei gehe es nicht nur darum, einen niederschwelligen Zugang zu neuen Technologien anzubieten, sondern auch eine kritische Auseinandersetzung damit zu ermöglichen.

Gleichzeitig sei es jedoch wichtig, eine Medienvielfalt zu bieten. Dabei habe sich das Medienangebot in jüngerer Zeit stark verändert. „Mit dem Streamen von Musik und Filmen können wir nicht konkurrieren“, sagte Schepp. Dafür sei jedoch eine Presseplattform eingerichtet worden, in der ständig mehr als 7000 Zeitungen und Zeitschriften einsehbar sind. „Und das wird gerade auch von jüngeren Lesern sehr stark genutzt“, sagte Schepp. „Doch wir können auch vermitteln, dass das Lesen analog eine Menge Spaß macht“, sagte Schepp und verwies auf die sehr erfolgreiche Aktion „Wir gehen raus“, bei der jüngeren Lesern Literatur an ungewöhnlichen Orten wie etwa in einer Metzgerei nahegebracht wurde. Auch die Sommer-Leseaktion „Mission Lesen“ verzeichne eine ungebrochen hohe Nachfrage.

„Das klassische Lesen kommt immer noch sehr gut an, gedruckte Bücher werden von Nutzern aller Altersstufen ausgeliehen, und es ist sogar auffallend, dass viele junge Menschen Bücher noch analog lesen“, berichtete Schepp. Die Ausschussmitglieder zeigten sich „sehr beeindruckt, wie die Bibliothek für die Zukunft gewappnet ist, obwohl es nicht einfach ist, die Brücke zwischen analog und digital zu meistern“, wie es Margarete Schick-Häberle (Grüne) formulierte. Werner Schmid (SPD) war „dankbar, als Kommune so eine Bücherei zu haben. Hoffen wir, dass trotz der Ergebnisse der Pisa-Studie die Jugendlichen auch künftig noch lesen werden.“