Auf dem ehemaligen Industriegelände der Heinrich-Otto-Stiftung entstehen Häuser und Wohnungen für 650 neue Einwohner. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Mit einem Masterplan steuert die Stadt Wendlingen die Wohnpolitik. „Was wir dringend brauchen, ist günstiger Mietwohnungsbau“, sagte Bürgermeister Steffen Weigel. Da sieht er große Nachfrage. Mit Hilfe des Büros Reschl Stadtentwicklung haben Weigel und sein Team einen Zeitplan für die Stadtentwicklung festgezurrt.

Das Papier ist in enger Zusammenarbeit mit den Stadträten entstanden, die in einem Workshop ihre Ziele festlegten. „Wie sich die Bevölkerung entwickelt, lässt sich schwer sagen“, weiß Weigel. Dennoch sei inzwischen unbestritten, „dass wir hier in der Region mit weiterem Wachstum rechnen müssen.“ Die Stadt habe viel in den Ausbau der Infrastruktur investiert. „Das ermöglicht uns ein kontrolliertes Wachstum“, sagt Weigel. „Es geht nicht, das einfach auf sich zukommen zu lassen.“ Karl-Heinz Walter vom Büro Reschl-Stadtplanung verwies darauf, dass die kommunale Wohnbaupolitik immer im größeren Kontext zu betrachten sei: „Das ist eine regionale Aufgabe, die nicht auf die Gemarkung beschränkt bleiben sollte.“

2017 bis 2020 entwickelt die Stadt ein neues Wohngebiet auf dem Otto-Areal beim Bahnhof. Dort sollen auf 3,05 Hektar rund 650 neue Einwohner leben. Die verkehrsgünstige Lage bietet gerade für Berufspendler interessante Perspektiven. „Das Areal müssen wir aber auch für den Verkehr erschließen“, stellt Weigel klar. Daher tüftelt die Stadt nun zeitgleich an einem Mobilitätskonzept, das auch dieses neue Baugebiet einschließt. Auf dem Deuschle-Areal werden Wohnungen für 100 Menschen gebaut. In der Ohm-straße, im Birkenweg und in der Bessarabienstraße sollen 83 neue Wohnungen entstehen.

Günstiger Wohnraum

15 Prozent davon sollen nach dem Willen der Wendlinger Planer als „preisgebundener Wohnraum“ entstehen. „Das Wort Sozialwohnungen greift da zu kurz“, sagt Weigel. Denn etliche Arbeitnehmer verdienten zu wenig, um sich eine teure Wohnung leisten zu können. Da sieht Weigel die städtische Wohnungspolitik in der Pflicht, sich auf die geänderten Bedarfe einzustellen. Rund zehn Prozent der Wohnungen in Wendlingen werden zur Kategorie der Sozialwohnungen gerechnet. Damit liege man im kreisweiten Vergleich „im oberen Drittel“, sagt Weigel. Die Stadtbaugesellschaft soll nach Weigels Vorstellungen wieder stärker als bisher agieren, um diese Bauprojekte für Menschen mit niedrigen Löhnen zu realisieren.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist nach den Worten von Karl-Heinz Walter, dass es inzwischen viel mehr Single-Haushalte gebe als früher. „Der Einzelne beansprucht mehr Platz“, bringt er diese Entwicklung auf einen einfachen Nenner. Das bedeutet nach den Worten des Experten, dass der Platzbedarf in der Stadt Wendlingen steigt. Bis zum Jahr 2035 wird der Flächenbedarf in Wendlingen 23,80 Hektar betragen. 2020 bis 2025 werden Im Steinriegel neue Baugebiete ausgewiesen; dort sind 322 und 180 Einwohner vorgesehen. Zwischen den Jahren 2030 und 2035 will die Stadt in den Gassenäckern, den Schillingsäckern und Am Berg in Unterboihingen neue Wohnungen schaffen. Insgesamt soll die Bevölkerung in Wendlingen dann um 1844 Einwohner wachsen. Derzeit leben dort rund 16 000 Menschen.

Wie lässt sich die Wohnungspolitik von der Kommune steuern? In der gestrigen Gemeinderatssitzung einigten sich die Stadträte auf ein maßvolles Szenario „Bestandserhalt plus“, das eine strategische Boden- und Liegenschaftspolitik einschließt. Das bedeutet zum Beispiel, dass Grundstücke nach strengen Vergaberichtlinien vermarktet werden. Bauland zu günstigen Konditionen, etwa für junge Familien, gehört ebenso dazu wie Bauverpflichtungen im Rahmen der Vergabe. Wer ein Grundstück kauft, muss darauf auch zeitnah bauen.