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Von Harald Flößer

Wohnraum ist in der Stadt Ostfildern knapp und damit teuer, sehr teuer sogar. Nirgends sind die Preise für Mietwohnungen in jüngster Vergangenheit so stark gestiegen wie hier und in Esslingen (wir berichteten). Ostfildern hat deswegen erste Weichen gestellt, um diesem Mangel zu begegnen. Im Nellinger Westen soll weiterer Wohnraum entstehen. Mit großer Mehrheit beschloss der Gemeinderat, einen städtebaulichen Wettbewerb zu starten, um das Areal jenseits der Rinnenbachstraße in ein paar Jahren für Wohnbauzwecke, aber auch für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben nutzen zu können.
Die Idee, den Westrand von Nellingen zu bebauen und damit eine Abrundung zu schaffen, wird im Gemeinderat seit langem diskutiert. Nicht zuletzt sehen Teile des Gremiums dort auch die Chance, einen großen Lebensmittelmarkt anzusiedeln, für den in der Hindenburgstraße kein Platz ist. Dazu gehören die Freien Wähler. „Wir begrüßen, dass nun Bewegung in die Sache kommt“, sagte deren Fraktionssprecher Theo Hartmann in der Sitzung am Mittwochabend.
Daher dürfe an der Stelle kein reines Wohngebiet entstehen. So sieht das auch die Mehrheit des Gemeinderats. Bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung einigte man sich im Beschluss auf die Formulierung „vorrangig als Wohnbaufläche“. Ein zentrale Aufgabe wird bei diesem Projekt sein, die Richtung Scharnhauser Park führende Kreuzbrunnenstraße so zu verlegen, dass sie das neue Wohngebiet nicht durchschneidet. Dafür müssten konkrete Untersuchungen eingeleitet werden, forderte SPD-Stadtrat Frank Distel.

„Landwirte brauchen einen Weg“

Theo Hartmann machte vorsorglich auf ein Folgeproblem aufmerksam: Die Landwirte bräuchten dann einen alternativen Weg, um an ihre Grundstücke zu gelangen. Eine andere Konsequenz, auf die Distel hinwies: Damit erübrigen sich Überlegungen, die Kreuzung Hindenburg-/Rinnenbach-/Kreuzbrunnenstraße in einen Kreisel umzugestalten.
Natürlich sei dieses Projekt angesichts des extremen Mangels an Wohnraum nur ein Tropfen auf den heißen Stein, meinte Sonja Abele von den Grünen. „Aber Ostfildern braucht im Interesse der Menschen, die bereits hier leben und arbeiten, dringend neuen bezahlbaren Wohnraum.“ Dabei gehe es vor allem um Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. In Ostfildern gelte es deshalb, den geringen Spielraum klug zu nutzen. Eine zentrale Forderung der Grünen ist, dass jeder neu geschaffene Bauplatz maximal 800 Meter von der Stadtbahn-Haltestelle entfernt ist. Einen Bedarf für Gewerbeflächen sehen die Grünen nicht. Zudem würde ein Discounter an dieser Stelle das Aus für viele Geschäfte in der und rund um die Hindenburgstraße bedeuten. Daher plädierte Abele für ein reines Wohngebiet am Nellinger Westrand.
Die gleiche Gefahr für den Nellinger Einzelhandel sieht Rainer Glohr von den Freien Wählern. Natürlich sei es wichtig, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, meinte er. Doch hat er die Befürchtung, dass dieser schnell von Menschen aus der nahen Landeshauptstadt belegt werde. In erster Linie müssten bei dem Vorhaben die Einheimischen zum Zuge kommen.