„Bergen nach einem Herzinfarkt“ war die Aufgabe für die Höhenretter an einem der drei Windkrafträder oberhalb von Winterbach. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Bei Wartungsarbeiten an einem Windrad hat der Service-Beauftragte der Herstellerfirma einen Herzinfarkt erlitten. Aus etwa 160 Metern Höhe muss er schnellstens nach unten transportiert werden. Eine Situation, die nach Angaben des Technikers Sebastian Bywaters von der Firma Nordex gar nicht so abwegig ist. Der Energiekonzern EnBW hat dies zum Anlass genommen, so ein Szenario am Windpark Goldboden mit Rettungskräften durchzuspielen.

BaltmannsweilerBei Wartungsarbeiten an einem Windrad hat der Service-Beauftragte der Herstellerfirma einen Herzinfarkt erlitten. Aus etwa 160 Metern Höhe muss er schnellstens nach unten transportiert werden. Eine Situation, die nach Angaben des Technikers Sebastian Bywaters von der Firma Nordex gar nicht so abwegig ist. Der Energiekonzern EnBW hat dies zum Anlass genommen, so ein Szenario am Windpark Goldboden mit Rettungskräften durchzuspielen.

Wirklich schlimme Fälle habe er noch nicht erlebt, sagt Bywaters. Bei modernen Windrädern seien alle gefährlichen Teile eingekleidet. „An rotierende Elemente kommt man so schnell gar nicht ran.“ Doch bei den Wartungsarbeiten, die jedes Jahr einmal fällig werden und ein bis zwei Wochen dauern, könne immer mal was passieren. Meist seien es Stromunfälle nach Kurzschlüssen, die zum Beispiel Verbrennungen nach sich ziehen, oder kleinere Schnittwunden, so der Servicetechniker. In der Regel könne man sich in einem Zweier- oder Dreier-Team da selbst helfen. Aber es könne auch schlimmer kommen und dazu brauche man spezielle Höhenretter. Einen wie Tobias Scharf. Er gehört der Berufsfeuerwehr Stuttgart an und fungiert dort als Ausbilder und Einheitsführer der Höhenrettungsgruppe. All seine Leute haben wie er eine Ausbildung als Rettungsassistent. Das heißt, bei Unfällen können sie Verletzte bis zum Eintreffen eines Notarztes versorgen.

Eine gute halbe Stunde haben die Retter von ihrem Standort in Stuttgart-Degerloch gebraucht, um an die Windkraftanlagen zwischen Baltmannsweiler und Winterbach zu gelangen. Mit dem Ausbau der Windkraftanlagen in der Region hat sich für Scharf und seine Leute ein zusätzliches Aufgabengebiet aufgetan. Deswegen ist er der EnBW dankbar für diese Übungsmöglichkeit. „Wir bekommen nicht oft die Gelegenheit, an solchen Windkraftanlagen zu trainieren“, berichtet er. Einen Menschen beispielsweise aus dem Maschinenhaus eines Windrades zu bergen, sei kein alltäglicher Notfall. Deswegen nutzten auch Mitglieder der integrierten Rettungsleitstelle Rems-Murr die Chance, vor Ort die Situation zu erkunden.

Die drei Windkraftanlagen, die die EnBW kurz vor Weihnachten 2017 in Betrieb genommen hat, zählen zu den größten in der Region. Ihre Nabenhöhe beträgt 164 Meter. Das oben stehende Rotorblatt mitgerechnet, kommen sie auf eine Gesamthöhe von 230 Metern. Alle drei Windkraftanlagen sind mit einem einfachen Fahrstuhl ausgestattet. „In sieben bis acht Minuten bringt er einen nach oben“, erklärt EnBW-Sicherheitsingenieur Fabian Joswig. Falls der Fahrstuhl mal nicht funktioniert, gibt es immer noch die Treppe, um in die Höhe zu gelangen. Bei der Übung nutzten die Höhenretter den Fahrstuhl. Auch oben auf der Plattform war es für die routinierten Helfer ein leichtes Spiel: den Herzinfarktpatienten erstvorsorgen und ihn danach an einem Seil im Hängesitz nach unten transportieren. Muss der Verletzte liegen, kommt eine Krankentrage zum Einsatz, die ebenfalls an einem Seil festgemacht wird.

Zusammen mit den Herstellerfirmen führt die EnBW regelmäßig Übungen an Windkraftanlagen durch. „Trotz aller Sicherungsvorkehrungen können an den Windkraftanlagen Notfallsituationen auftreten. Dann ist es gut, wenn die entsprechenden Rettungskräfte die Anlagen kennen und sofort wissen, was zu tun ist“, sagt EnBW-Sicherheitsingenieur Joswig.